Wirtschaft

Es geht abwärts Yen-Verfall könnte Währungskrieg auslösen

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(Foto: REUTERS)

Abenomics und der damit verbundene Einbruch des Yen könnten schwerwiegende Folgen haben. Besonders die Wettbewerbsfähigkeit von Exportnationen wie Südkorea und China leiden erheblich. Die beiden Länder dürften daher nicht mehr lange tatenlos zuschauen.

Auch die sehr lockere Geld- und Fiskalpolitik unter dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe konnte nicht verhindern, dass Japan im dritten Quartal in die Rezession abgerutscht ist. Diese als "Abenomics" bekannt gewordene Wirtschaftspolitik hat zwar den Export angekurbelt, aber die Mehrwertsteuererhöhung vom April hat die Wirtschaft viel stärker belastet als Volkswirte bislang wahrhaben wollten. Dabei hat sich das Land in den vergangenen Jahren durch die Abwertung des Yen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten, beispielsweise Südkorea und China, verschafft.

So kostet ein Yen derzeit 9,43 koreanische Won, womit der Won am Sechs-Jahres-Hoch notiert. Anfang 2012 waren es noch 15 Won je Yen. Welche Auswirkungen die Währungsentwicklung hat, können Anleger leicht an den Aktienkursen des japanischen Autobauers Toyota Motor im Vergleich zu dem des koreanischen Wettbewerbers Hyundai Motor verfolgen.

Während der Kurs von Toyota auf Yen-Basis in der Nähe des Jahreshochs notiert, ist der von Hyundai auf Won-Basis nicht weit vom Jahrestief entfernt. Während Hyundai für das dritte Quartal einen Gewinneinbruch gemeldet hatte, hat Toyota die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2014/15, das im März endet, auf den Rekord von zwei Billionen Yen (17 Milliarden Dollar) angehoben. Die koreanische Notenbank hat zuletzt eingeräumt, dass der Verfall des Yen den Druck auf die koreanischen Auto- und Stahlhersteller erhöhen dürfte. Dennoch hat die Notenbank die Zinsen nicht weiter gesenkt, sondern auf dem Rekordtief von zwei Prozent belassen.

"Korea muss abwerten"

Der Druck auf die koreanische Notenbank, etwas zu unternehmen, dürfte in den nächsten Monaten allerdings deutlich wachsen, sollte der Yen weiter fallen. Dass sich die Perspektiven für die koreanische Wirtschaft deutlich eintrüben, zeigen die Zinsen unmissverständlich an. Die Verzinsung für Staatsanleihen, die im Juni 2017 fällig werden, sanken vor kurzem bis auf 2,09 Prozent. Das ist das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2000.

"Der Yen kollabiert", sagte zuletzt Finanzprofi David Stockman. Er war zwischen 1981 und 1985 Kabinettsmitglied unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan und hat in den vergangenen Jahren die Notenbanken rund um den Globus für das ungezügelte Gelddrucken scharf kritisiert. Der Yen, der derzeit 116 Yen je Dollar kostet, werde schon bald unter die Marke von 120 Yen fallen und anschließen die Marke von 140 Yen ins Visier nehmen. Das bedeutet, dass der Yen gegenüber dem Won oder dem chinesischen Renminbi weiter abwerten würde. "Die Volkswirtschaften Ostasiens sind nicht wettbewerbsfähig, wenn der Yen auf diesem Niveau ist. Südkorea und China werden abwerten müssen", sagte Stockman. "In diesem Wettrennen um die schwächste Währung wird es zum Währungskrieg kommen."

Wachstum Chinas kühlt stark ab

Neben der koreanischen Wirtschaft bringt der Verfall des Yen auch zusehends die Wirtschaft Chinas unter Druck. Dabei zeigen sich schon deutliche Bremsspuren. Besonders sichtbar wird das bei der Industrieproduktion. Sie lag im Oktober um lediglich 7,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das war die zweitniedrigste Wachstumsrate seit 2009. Etliche andere Konjunkturdaten deuten ebenfalls klar auf eine Abkühlung des Wachstums hin. So hatten die Einzelhandelsumsätze zuletzt das niedrigste Plus seit 2006 ausgewiesen. Und bei den Investitionen war sogar der geringste Zuwachs seit 2001 verbucht worden. Aktuell kostet ein Renminbi 19 Yen. Anfang 2012 waren es 12,20 Yen. Ein weiterer Verfall des Yen dürfte der chinesischen Regierung überhaupt nicht gefallen, zumal die Gefahr besteht, dass China die Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2015 senken könnte.

Bei einem weiteren Rückgang des Yen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Südkorea und China etwas unternehmen werden, um ihre eigene Währung zu schwächen. In diesem Fall würden nicht nur billige Güter aus Japan, sondern auch aus Südkorea und China verstärkt die Wirtschaft in den USA überschwemmen. Entsprechend würden die Verbraucherpreise in den USA langsamer steigen als zuletzt. Dabei war die Inflation zuletzt bereits auf 1,7 Prozent zurückgegangen. In diesen Wettlauf um die schwächste Währung dürften dann auch der Dollar und der Euro hineingezogen werden, etwa in Form niedriger oder gar negativer Zinsen, die dann vielleicht zur Normalität werden.

Quelle: ntv.de

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