Wirtschaft

Börsenfrohlocken und Pleiteangst Yen-Tiefschläge heizen Nikkei-Rally an

Der Yen ist durch die schiere Masse butterweich geworden.

Der Yen ist durch die schiere Masse butterweich geworden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Japan druckt Geld wie kein zweites Land, doch die Wirtschaft profitiert kaum. Ein Ende der expansiven Geldpolitik ist nicht abzusehen – auch wenn das Japan direkt in die Pleite führt. Die Anleger interessieren sich nur für die Nikkei-Gewinne.

Der Yen ist gegenüber dem Dollar auf das tiefste Niveau seit Dezember 2002 eingebrochen: Investoren spekulieren, dass die US-Notenbank im Herbst die Zinsen anheben könnte, während die japanische Notenbank weiter kräftig die Notenpresse anwirft. Der Verfall des Yen beflügelt den Nikkei. Gegenüber Anfang April 2013, also als Notenbankchef Haruhiko Kuroda kurz nach seinem Amtsantritt das Volumen des Gelddruckprogramms seines Vorgängers verdoppelt hatte, ist der Yen um 26 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen und notiert aktuell bei rund 125 Yen je Dollar. Im Gegenzug ist der Nikkei zuletzt auf das höchste Niveau seit April 2002 geklettert, denn der schwache Yen erhöht die Gewinne der exportstarken japanischen Unternehmen erheblich.

Während die Exportfirmen von dem schwachen Yen profitieren, leiden die Konsumenten unter der schwachen Lohnentwicklung und der Mehrwertsteuererhöhung vom April 2014. Im April 2015 lagen die realen Löhne, also unter Berücksichtigung der Inflation, um lediglich 0,1 Prozent über dem Vorjahr. Das war das erste Plus seit zwei Jahren. Dass in diesem Umfeld die Ausgaben der privaten Haushalte seit insgesamt zwölf Monaten teilweise kräftig unter dem Vorjahresniveau liegen, kann niemanden wirklich überraschen. Vor dem Hintergrund erscheinen auch die Erfolgsmeldungen vom Arbeitsmarkt mehr als fraglich. Zwar ist die Arbeitslosenquote im April auf nur mehr 3,3 Prozent gesunken, allerdings lag das vor allem am kräftigen Rückgang der Erwerbspersonen.

Haushaltsdefizit mit der Notenpresse geglättet

Ministerpräsident Shinzo Abe will daher weiter mit einem massiven Konjunkturprogramm die schwache Wirtschaft in Schwung bringen. Finanziert wird das dadurch entstandene gigantische Haushaltsdefizit durch die Geldpolitik. Die Notenbank kauft monatlich für acht bis zwölf Billionen Yen (58,8 bis 88,2 Mrd. Euro) Staatsanleihen und erwirbt damit sämtliche Staatsanleihen von rund zehn Billionen Yen, die der Staat derzeit monatlich emittiert. Nie zuvor hat es eine derartige Staatsfinanzierung durch die Notenpresse gegeben. Inzwischen sind die Staatschulden auf 1053,4 Billionen Yen nach oben geschossen.

Der Internationale Währungsfonds warnt, dass die Staatsschulden Japans im Jahr 2015 auf horrende 246,1 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen werden. Das ist der mit großem Abstand schlechteste Wert weltweit. "Ich habe keinerlei Zweifel dass Japan pleite ist. Das sind zwar viele andere Länder auch, aber Japan steckt viel tiefer im Schlamassel", erläutert Albert Edwards, Anlagestratege der Société Générale. Bleibt die Frage, ob die Zinsen für zehnjährige japanische Anleihen bei mickrigen 0,47 Prozent bleiben werden, wenn es weltweit zu einer Trendwende am Anleihenmarkt kommen sollte.

Yen-Verfall beschleunigt sich

Der Yen dürfte noch schwächer werden, denn Kuroda wird den erfolglosen Weg weitergehen und notfalls noch viel mehr Geld drucken. Erst im Oktober 2014 hatte Kuroda das Gelddruckprogramm noch einmal massiv aufgestockt. "Wenn die mehrere Jahrzehnte alte Unterstützung von 122 Yen gebrochen ist, wird der Yen blitzschnell auf 145 Yen laufen", glaubt daher Edwards. Eine derartige Entwicklung wird die Kaufkraft der Japaner noch weiter schmälern, was die Wirtschaft belasten würde. Hingegen dürfte die Rally beim Nikkei weitergehen. Entsprechend gefragt sind derzeit währungsgesicherte Papiere auf den japanischen Aktienmarkt.

Quelle: ntv.de

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