Wirtschaft

Verloren im Devisenmarkt Wo sich Uli Hoeneß verlaufen hat

Seinen Ausflug an den Devisenmarkt dürfte Uli Hoeneß bitter bereuen.

Seinen Ausflug an den Devisenmarkt dürfte Uli Hoeneß bitter bereuen.

(Foto: AP)

Wie kann man bloß Millionen verzocken? Diese Frage wird wahrscheinlich selbst Uli Hoeneß nie ganz beantworten können. Doch gerade beim von ihm bevorzugten Devisenmarkt kann Zockerfieber schnell in die Irre führen.

Es steht 1:0 in letzter Minute für den Hamburger Sportverein gegen Bayern München, Markus Merck pfeift im Mai 2001 indirekten Freistoß für den FC Bayern. Eine Minute später ist Bayern Meister, eine Woche später Champions-League-Sieger gegen den FC Valencia. 13 Jahre und einen unrühmlichen Prozess danach fragt sich mancher Fußball-Fan: War Uli Hoeneß damals mit seinen Gedanken nur beim Fußball oder dachte der Bayern-Boss nebenbei an Dollar, Yen, Euro oder Schweizer Franken?

Angesichts von etlichen Tausend Transaktionen pro Jahr handelte Hoeneß zeitweise wohl im Minutentakt Devisen hin und her. An manchen Tagen soll er dreistellige Millionensummen eingesetzt haben, höchstwahrscheinlich hat er mit hohen Hebeln agiert, anders lassen sich die kolportierten Jahresgewinne von bis zu 80 Millionen Euro kaum erzielen. Die Faszination Devisenhandel hatte den Fußballmanager gepackt und lange nicht mehr losgelassen. Aber wie funktioniert dieser Markt und warum hat er eine solche Anziehungskraft?

Devisen sind keine Aktien

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Muss Uli Hoeneß ins Gefängnis?

Mehrere Zehntausend Anleger tun es Uli Hoeneß gleich und tummeln sich am Devisenmarkt. Ursprünglich war der Währungshandel nur Firmen oder Institutionen beziehungsweise Ländern vorbehalten. Doch seit geraumer Zeit ist der Devisenhandel, auch Forex-Handel genannt, für Privatanleger sehr interessant geworden. Der Währungshandel geht zurück auf die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts als der Goldstandard zum US-Dollar aufgegeben wurde und zahlreiche Währungen stärkeren Schwankungen ausgesetzt waren.

Wer sich hier engagieren will, sollte bedenken, dass der Devisenmarkt im Vergleich zum Aktienhandel einige Besonderheiten aufweist. So ist er dezentral organisiert, hat also weder einen bestimmten Börsenplatz noch Öffnungszeiten. Devisen können von Sonntag bis Freitagnacht gehandelt werden, der Währungshandel wird daher auch als 24-Stunden-Markt bezeichnet. Größere Kurssprünge sind somit sehr selten, was das Risiko für Investoren etwas reduziert. Weitere Vorteile sind eine hohe Liquidität, die wiederum niedrige Kosten und eine schnelle Ausführung der Orders erlauben. Das tägliche Handelsvolumen ist enorm: Mit einem Umsatz von mehr als fünf Billionen Dollar täglich ist der Devisenmarkt der mit Abstand größte Finanzmarkt der Welt - da nehmen sich die Einzelaktionen eines Uli Hoeneß schon fast bescheiden aus.

Anleger sollten auch die Preisquotierungen verstehen, die anders sind als am Aktienmarkt. Denn wer eine Währung kauft, verkauft immer gleichzeitig eine andere. Man sollte verstehen, welche Währungsseite gekauft ("Long" gehen) oder verkauft ("Short" gehen) wird. So bedeutet der Kauf des Euro/US-Dollar-Währungspaares, dass man auf einen steigenden Euro und gleichzeitig auf einen fallenden US-Dollar setzt. Die Notierung wird dann in US-Dollar je Euro angegeben. Bei einem Wechselkurs von 1,36 Euro-Dollar erhält man also für einen Euro 1,36 US-Dollar.

Handeln lassen sich fast alle erdenklichen Währungspaare, deutsche Anleger haben vor allem den Schweizer Franken, aber auch das englische Pfund, natürlich den US-Dollar und immer mehr asiatische Währungen als Handelsobjekt im Visier.

Uli Hoeneß soll vor allem auf Währungsschwankungen von Dollar und Yen spekuliert haben. Auf seinem Devisenhandelskonto bei der Zürcher Bank Vontobel sollen bis zu 150 Millionen Euro gelegen haben, allerdings hat er ab 2006 kein gutes Händchen mehr bewiesen, was dann unter dem Strich zu kräftigen Verlusten geführt hat. Geholfen hat ihm das vor Gericht nicht: Denn bei einer Selbstanzeige werden, anders als bei korrekt versteuerten Börsengeschäften, Verluste nicht mit Gewinnen verrechnet.

Komplexer Handel

Der "Schlamper" (Franz Beckenbauer über Uli Hoeneß) hat zudem offenbar irgendwann komplett den Überblick über die Vielzahl seiner heimlichen Devisengeschäfte verloren, auch irgendeine Spekulationsstrategie war vor Gericht nicht aus ihm rauszukitzeln. Einen Vermögensverwalter, der ihn hätte beraten können, hatte er wohl auch nicht.

Doch mit einem schicken Kurspager und Spiellaune alleine ist es am komplexen Devisenmarkt nicht getan: Politische Entscheidungen, Unsicherheiten wie jüngst in der Ukraine, Psychologie, Charttechnik, Kommentare der Notenbanker oder exogene Einflüsse wie ein Terroranschlag können Devisenpaare rasend schnell in die eine oder andere Richtung drücken. Der Einsatz von Hebeln kann dabei die Dynamik noch mal verstärken. Wer sich im Devisenmarkt bewegt, braucht daher Disziplin, eine erfolgversprechende Strategie und gute Nerven. Eigenschaften, die Uli Hoeneß an einem der härtesten Märkte der Welt wohl abhandengekommen sind.

Quelle: ntv.de

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