Wirtschaft

Verräterischer Sturz der Autoaktien Wird Peking den Yuan dramatisch abwerten?

Eine gezielte Kurssenkung des Yuan könnte den Abwertungsdruck nehmen.

Eine gezielte Kurssenkung des Yuan könnte den Abwertungsdruck nehmen.

(Foto: imago stock&people)

Turbulent geht es zu an Chinas Märkten - die Sorge vor einer anhaltenden Wachstumsschwäche geht um. Eine erneute Renminbi-Abwertung durch Peking erwarten daher viele. Diese könnte jedoch dramatisch ausfallen - und viele Märkte in Mitleidenschaft ziehen.

Steht China davor, seine eigene Währung dramatisch abzuwerten? Dieses Szenario wird an den Finanzmärkten bereits in Betracht gezogen. Dort kursiert laut Marktteilnehmern eine Studie eines renommierten Kreditinstituts, in welcher das Szenario einer Renminbi-Abwertung von 20 bis 25 Prozent beschrieben wird.

Derzeit gibt es für die chinesischen Märkte wieder heftigen Gegenwind: Waren es am Mittwoch vor allem die übrigen Börsen, die sich rot zeigten, ist es nun wieder der Aktienmarkt in Schanghai, der mit Abschlägen von 6,4 Prozent im Shanghai-Composite die Stimmung belastet. "Und China bleibt Dreh- und Angelpunkt der Märkte", so ein Fondsmanager einer deutschen Versicherung.

Yuan oder Renminbi?

Renminbi ist der offizielle Name der chinesischen Währung. Es ist das chinesische Wort für "Volksgeld" und betrifft die Währung als Ganzes. Das Wort "Yuan" ist offiziell nur der Begriff für die Maßeinheit des Geldes - wie Euro oder Cent. In Yuan werden Preise gemessen, das Wort Yuan steht auch auf Geldscheinen. Der Einfachheit halber hat es sich aber in anderen Ländern eingebürgert, immer von "Yuan" zu sprechen.

"An den Finanzmärkten hat die jüngste Schwäche des chinesischen Renminbi bei den Investoren für Sorgen über eine weitere Wachstumsabschwächung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gesorgt", so die Analysten des Vermögensverwalters Janus Capital. Vor diesem Hintergrund gehen die Janus-Anlagestrategen von einer weiteren Abschwächung des Renminbi gegenüber dem US-Dollar von 5 Prozent aus.

Autoaktien fallen trotz Autobooms

Allerdings dürfte eine Abwertung von 5 Prozent aus Sicht der am Markt kursierenden Studie kaum ausreichen. Um das Wachstum wieder auf die gewünschten Pfade zu lenken, sei eine noch wesentlich deutlichere Abwertung von bis zu 25 Prozent nötig. Warum dieser Wert? Zum einen habe der Renminbi in den vergangenen Jahren um diese Rate aufgewertet, heißt es in der Studie. Zum anderen sei vermutlich erst dann der Abwertungsdruck weg. Die chinesische Wirtschaft wäre also genügend stimuliert, das Wachstum würde wieder anziehen. In der Folge würde die chinesische Währung dann eher auf- als abwerten, heißt es in der Studie.

Ein Hinweis auf diesen Eingriff meinen Analysten in der eigentlich unerklärlichen Abwärtsbewegung der Autoaktien zu erkennen: "Der Autoabsatz boomt in allen drei wichtigen Märkten, in Europa, in den USA und in China", sagte ein Sales-Trader einer Großbank. "Trotzdem fallen die Kurse der Autoaktien immer weiter." Seit der Jahreswende hat der Index der europäischen Autoaktien schon über 20 Prozent nachgegeben. Möglicherweise preise der Markt eine viel stärkere Renminbi-Abwertung ein.

Ein weiterer Grund, warum das Szenario Wirklichkeit werden könnte, ist die Entwicklung der chinesischen Währungsreserven. Sie sind bereits von 4 auf 3,3 Billionen Dollar geschrumpft. Zuletzt hat die chinesische Notenbank monatlich mehr als 100 Milliarden Dollar zum Stützen ihrer Währung aufgewendet. Irgendwo zwischen 2,8 und 2,2 Billionen Dollar werde es für China eng, heißt es am Markt mit Blick auf entsprechende Aussagen des Internationalen Währungsfonds IWF.

"Auswirkungen auf andere Märkte wären sehr negativ"

Alternativen zu einem nennenswerten Abwertungsschritt gibt es kaum, wie es am Markt heißt. Kapitalverkehrskontrollen könnten sich als "kontraproduktiv" erweisen, und Zinsanhebungen seien wegen der schwächeren Konjunktur nicht möglich.

Die Auswirkungen einer solchen Abwertung auf die anderen Märkte wären sehr negativ, heißt es am Markt. Die Gewinnschätzungen dürften weltweit sinken, besonders Deutschland mit seinem hohen Exportanteil nach China wäre betroffen. Daneben könnten Fertigungskapazitäten nach China verlagert werden, unter anderem aus Japan.

"Vielleicht preisen nicht nur die deutschen Autobauer ein solches Szenario ein, sondern auch die Börse in Tokio", sagt der Versicherungs-Fondsmanager. Er meint, normalerweise sollte das Umfeld die Börse in Tokio stark treiben. "Aber derzeit hilft ihr nichts, weder der niedrige Ölpreis, noch die stimulierende Geldpolitik, noch die extrem niedrigen Zinsen", sagt er.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

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