Wirtschaft

Dollar-Stärke trotz Trump-Sieg Was sind die Folgen des Euro-Verfalls?

Euro hat binnen weniger Handelstage von 1,13 auf rund 1,07 Dollar eingebüßt.27795545.jpg

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro zeigt sich gegenüber dem Dollar auch zum Start in die neue Handelswoche sehr schwach. Das wirkt sich etwa positiv auf die Absatzchancen von Waren "Made in Germany" aus. Aber was bedeutet das für Verbraucher und Sparer?

Verkehrte Welt am Devisenmarkt: Donald Trump wird US-Präsident, doch allen Erwartungen zum Trotz steigt der Dollar gegenüber dem Euro und anderen Währungen. Am Montag fiel der Euro bis auf 1,0708 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar. Was sind die Gründe, und welche Folgen hat diese Entwicklung? Wieso steigt der Dollar?

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Seit dem Wahlsieg Trumps in der vergangenen Woche hat die US-Währung deutlich an Wert gewonnen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher geht davon aus, dass der Greenback "perverserweise" auf lange Sicht von der Wahl Trumps profitieren wird. "Gerade in großen Krisen ist der US-Dollar eine sehr stabile Währung. Viele, die Angst haben, die Sorge haben, fliehen in den Dollar", sagt Fratzscher.

Experten der Helaba sehen allerdings auch Gründe, warum der Dollar unter Druck geraten könnte. So dürfte das US-Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren merklich steigen, argumentieren sie. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, er wolle die US-Wirtschaft mit staatlichen Investitionsprogrammen ankurbeln.

Welche Folgen hat die Dollarstärke für die Wirtschaft?

Für exportorientierte Firmen kann ein schwächerer Euro eine Art kostenloses Konjunkturprogramm sein. Sie können Autos, Maschinen und andere Produkte "Made in Germany" im Dollarraum oder Ländern, die ihre Währung an den Greenback koppeln, tendenziell billiger anbieten. Das kann die Nachfrage ankurbeln. Zudem steigen im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die nationale Währung. In der Vergangenheit sorgte das für zusätzliche Umsätze. Immerhin rund 37 Prozent der deutschen Exporte gehen allerdings in den Euroraum. Dort spielt der Wechselkurs keine Rolle.

Für Unternehmen, die auf Importe angewiesen sind, wird es dagegen tendenziell teurer. Das trifft unter anderem die chemische Industrie, die Rohöl verarbeitet. Viele Rohstoffe werden in Dollar abgerechnet. Allerdings verharren die Ölpreise derzeit bei deutlich unter 50 Dollar je Barrel (159 Liter) und sind damit weit entfernt von einstigen Höchstständen von mehr als 100 Dollar.

Was bedeutet ein schwächerer Euro für Verbraucher?

Teurere Importe können die Inflation anheizen. Im Oktober - also noch vor der US-Wahl - stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent und damit so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Allerdings ist die Teuerung immer noch weit entfernt von dem, was Währungshüter für ein stabiles Preisniveau halten: Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig für den Euroraum eine Inflation von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Um die Inflation anzukurbeln, flutet die Notenbank die Märkte mit billigem Geld und hat die Zinsen praktisch abgeschafft. Eine baldige Wende ist vorerst nicht in Sicht - zum Leidwesen der Sparer.

Welche Folgen hat die Entwicklung für Sparer?

Steigt die Inflation, trifft das Sparer, die wegen der Minizinsen ohnehin kaum noch etwas für Tagesgeld und Co. bekommen. Bislang glich die geringe Teuerung die Effekte der niedrigen Sparzinsen aus, wie Notenbanker immer wieder betonen. Das könnte sich bei anziehenden Preisen ändern.   

Was bedeutet ein starker Dollar für Urlauber?

Ein starker Greenback belastet die Reisekasse bei Trips in die USA.  Nach Angaben des Bankenverbandes lag die Kaufkraft eines Euro zwischen New York und San Francisco im Sommer bei 0,92 Euro. Urlauber bekommen dort also sowieso schon weniger für ihr Geld. Ein schwacher Euro verschärft dies noch. Die Vereinigten Staaten locken jährlich mehr als zwei Millionen Bundesbürger an und liegen auf Rang 10 der beliebtesten Auslandsreiseziele.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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