Wirtschaft

Eurozone schwächelt US-Dollar feiert Comeback

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(Foto: AP)

In Krisenzeiten wissen Anleger, was sie am Dollar und an US-Anlagen haben. Seit Anfang Juli hat der Greenback kräftig zugelegt. Und die Chancen für einen weiteren Aufschwung stehen gut.

Auf ein Neun-Monats-Hoch ist der Dollar gegenüber dem Euro jüngst gestiegen: Grund für die Erholung des Greenback sind die zunehmend schlechten Konjunkturdaten aus der Eurozone. So waren zum Beispiel die Industrieaufträge Deutschlands im Juni um 3,2 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Das war das stärkste Minus seit September 2011.

Euro / US-Dollar
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"Die Auftragsbücher fallen aktuell um 2,4 Prozent dünner aus als im Juni des vergangenen Jahres", schrieb Mario Gruppe, Analyst bei der NordLB. Noch im April war ein Plus von 6,6 Prozent zu Buche gestanden. Wenn die größte Volkswirtschaft der Eurozone schwächelt, kann es der Region insgesamt aber nicht gutgehen. Zuvor hatte die Bundesbank gewarnt, dass die hiesige Wirtschaft im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal lediglich stagniert hat.

Als ein Belastungsfaktor entpuppt sich der Konflikt mit der Ukraine. Das ifo-Institut befürchtet, dass die Sanktionen gegen Russland die deutsche Wirtschaft bremsen werden. "Der Wirtschaftsaufschwung, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begann und sich bis in den Winter fortsetzte, scheint nun eine längere Pause einzulegen", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die Wachstumsprognose von zwei Prozent für dieses Jahr und 2,2 Prozent für das nächste müssten wohl deutlich gesenkt werden.

Frankreich und Italien schwächeln

Doch die Eurozone knabbert auch an hausgemachten Problemen. So ist die italienische Wirtschaft im zweiten Quartal wieder in die Rezession abgerutscht. Zudem schwächelt Frankreich erheblich. Investoren werden sich die Daten zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal für Frankreich, Deutschland und die Eurozone insgesamt genau anschauen, die alle am 14. August vorgelegt werden.

Verantwortlich für den Anstieg des Dollar ist außerdem, dass die Geldpolitik in den USA und in der Eurozone auseinander laufen. Während Fed-Chefin Janet Yellen im Herbst das Anleihenkaufprogramm auslaufen lassen und im nächsten Frühjahr möglicherweise die Zinsen erhöhen will, wird die EZB wohl die Geldpolitik weiter lockern.

Begonnen hatte die Schwäche des Euro, als EZB-Chef Mario Draghi nach der Sitzung am 8. Mai angekündigt hatte, etwas gegen den starken Euro und die "zu niedrige Inflation" in der Eurozone zu unternehmen. Nachdem der Euro damals kurz an der Marke von 1,40 Dollar je Euro gekratzt hatte, ist er inzwischen auf 1,33 Dollar abgerutscht. Derzeit erwarten Volkswirte, dass die vierjährigen Langfristkredite für die Banken ein Volumen von 700 Milliarden Euro erreichen könnten. Zudem spekulieren Investoren, dass die EZB bereits am Ende des Jahres dem "Vorbild" der US-Notenbank folgen und in großem Stil Staatsanleihen aufkaufen könnte. Das wäre noch ein Pfeil, den Draghi im Köcher hat.

Kurzfristig könnte der Greenback daher weiter nach oben tendieren. Das Risiko besteht in einem Schwächeanfall der US-Wirtschaft. Dann geht auch der Charme des US-Dollars als sicherer Hafen verloren.

Quelle: ntv.de

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