Wirtschaft

Hohe Zinsen verboten Russland plant "orthodoxes" Bankensystem

Kein System, das "auf Wucherzinsen beruht".

Kein System, das "auf Wucherzinsen beruht".

(Foto: dpa)

In Zeiten der Not schaut Russland auf die islamische Welt. Im flächengrößten Land der Erde soll mit einem "orthodoxen" Geldsystem der Rubel-Krise begegnet werden. Die russisch-orthodoxe Kirche ist damit einverstanden.

Russland will ein "orthodoxes" Geldsystem aufbauen, um angesichts des Rubel-Verfalls dem westlich geprägten Finanzsystem besser trotzen zu können. Nach islamischem Vorbild sollen beim Geldverleihen hohe Zinsen verboten und Investitionen der orthodoxen Moral unterworfen werden, wie die Initiatoren erläuterten.

US-Dollar / Rubel
US-Dollar / Rubel 92,27

Das Projekt richte sich an "orthodoxe Unternehmer, die sich in der Krise besser schützen wollen", sagte Dmitri Ljubomudrow von der Russischen Industrie- und Handelskammer in Moskau. Der Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, Wsewolod Tschaplin, ergänzte, das System werde "nicht auf Wucherzinsen beruhen".

Um das neue Banksystem aus der Taufe zu heben, würden "400 Millionen Rubel" (5,5 Millionen Euro) ausreichen, die von einem Dutzend Parteien eingebracht würden, heißt es in einer Erklärung der Gruppe. Als Grundlage sollten nicht nur die Gesetze dienen, sondern auch die "orthodoxe Moral", die etwa Wettgeschäfte oder Geschäfte mit Tabakwaren nicht duldet.

"Zu eigenem System gezwungen"

Als Motiv nennen die Initiatoren die Unwägbarkeit des Kapitalismus. "Dank (US-Präsident Barack) Obama und der Krise haben wir festgestellt, dass wir nicht auf das westliche Finanzsystem zählen können", sagte Ljubomudrow. "Wir sind gezwungen, unser eigenes System aufzubauen, das von den westlichen Institutionen unabhängig ist."

Russland wird derzeit von einem heftigen Rubel-Verfall erschüttert, der die Wirtschaftskrise noch verschärfen könnte. Grund ist der Einbruch des Ölpreises, aber auch die westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise setzen dem Rubel zu. Das islamische Finanzsystem boomt derzeit, binnen zwei Jahren verdoppelte sich das Volumen auf 2 US-Billionen Dollar. Die Unternehmensberatung Ernst & Young veröffentlichte jedoch kürzlich eine Studie, wonach islamische Banken nicht so rentabel sind wie normale Banken.

Quelle: ntv.de, wne/AFP

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