Wirtschaft

Millionen oder Milliarden? Nicht nur Hoeneß verrechnet sich

Bei der Berechnung seiner Devisengeschäfte kommt nicht nur Uli Hoeneß selbst ins Schleudern.

Bei der Berechnung seiner Devisengeschäfte kommt nicht nur Uli Hoeneß selbst ins Schleudern.

(Foto: imago sportfotodienst)

Immer neue Zahlen kommen im Steuerfall Hoeneß zutage. Der Umfang seiner Devisentransaktionen wird in Berichten kräftig nach oben geschraubt. Zuletzt sollen es zwei Milliarden Euro gewesen sein. Doch diese Zahl ist irreführend.

Wenn das Hinspiel des Champions League-Viertelfinals Bayern München gegen Manchester United steigt, werden Erinnerungen an alte Duelle wach, vor allem aus dem Jahr 1999 als Bayern im Endspiel der Champions League schon wie der sichere Sieger aussah, um am Ende doch noch zu verlieren. Wie die Zeiten sich ändern: In der diesjährigen Auseinandersetzung ist Bayern München der haushohe Favorit. Das zeigen auch die Wettquoten, wo Spekulanten das 6,5fache ihres Kapitaleinsatzes bei einem Sieg von Manchester United bekommen. Der Hebel macht also 6,5 aus. Wie dieses Sportwettenbeispiel zeigt, ist der Hebeleffekt eigentlich eine einfache Sache und auch für viele Produkte am Finanzmarkt schnell zu errechnen. Durch den Hebel werden aber auch die Zahlen gern größer dargestellt, als sie tatsächlich sind. Das zeigen zum Beispiel auch einige Berechnungen der "Bild"-Zeitung im Fall Hoeneß.

Die Margin ist entscheidend

CFD

Ein Differenzkontrakt (englisch: contract for difference, kurz CFD) ist ein Finanzinstrument, bei dem zwei Parteien den Austausch von Wertentwicklung und Erträgen eines Basiswertes (beispielsweise eine Aktie, eine Währung oder ein Index) gegen Zinszahlungen während der Laufzeit vereinbaren. Der CFD reflektiert damit die gehebelte Kursentwicklung des zu Grunde liegenden Basiswertes. 

Welche Summen Uli Hoeneß tatsächlich bewegt hat, ist auch nach dem Prozess immer noch unklar. Eins dürfte aber eindeutig sein: Das angebliche Eigenkapital von Hoeneß auf zwei Milliarden Euro hochzurechnen, wie es die "Bild" unter Berufung auf die "Welt am Sonntag" tat, ist nicht nur eine sehr verkürzte Darstellung, sondern grober Unfug. Nach dieser Rechnung würde jeder Dax-Trader mit einem CFD-Konto von 10.000 Euro und einem Hebel von 100 mit einer Million Euro zocken. Der Schlüssel zur Erklärung liegt in der Systematik des Devisenhandels, bei dem eine Sicherheitsleistung hinterlegt werden muss.

Viele Finanzprodukte wie zum Beispiel auch der CFD-, Devisen- oder Futures-Handel basieren auf einem System von Sicherheitsleistungen, sogenannten Margins. Ohne sie funktioniert der Handel in diesen Produkten nicht. Bevor sie am Devisenhandel teilnehmen können, müssen Anleger eine Margin hinterlegen. Diese Margin bestimmt auch den Hebeleffekt des Devisengeschäfts. Es handelt sich dabei nicht um eine Gebühr oder um Transaktionskosten. Hier wird ganz einfach ein Teil des auf dem Konto befindlichen Kapitals einem so genannten Margin-Depot zugewiesen. Läuft die Position kräftig ins Minus, muss die Margin aufgestockt werden, um die eingegangene Position aufrecht zu erhalten. Gewinne können jederzeit mitgenommen werden, dann wird die Margin aufgelöst. Da die prozentualen Kursbewegungen im Devisenhandel häufig sehr moderat ausfallen, setzen aktive Anleger gern hohe Hebel ein, um die Kursveränderungen im Devisenhandel besser zu nutzen. Nicht selten betragen die Hebel daher 100 und mehr. So kann zum Beispiel aus einem Gewinn von 0,5 Prozent in einem Währungspaar ein Gewinn von 50 Prozent beim CFD- oder Devisenhandel werden, wenn ein Hebel von 100 angewendet wird.

Zwei Milliarden Euro sind kein Spekulationskapital

So wird auch Hoeneß mit seinem Margin-Konto agiert haben. Welche Hebel er eingesetzt hat, ist allerdings unbekannt. Sicher hat er nicht bei jeder Devisenposition einen Hebel von 100 eingesetzt, im Schnitt wäre ein Hebel von zehn bis 20 allerdings möglich. Sollten sich auf seinem Handelskonto 100 Millionen Euro befunden haben, würde Hoeneß bei einem angenommenen Hebel von 20 eine Positionsgröße von zwei Milliarden Euro bewegen. Das bedeutet aber nicht, dass er ein Spekulationskapital in dieser Größenordnung hat, wie es die "Bild"-Zeitung berichtet hat. Das Spekulationskapital ist der Kapitaleinsatz, weil die Gewinne oder Verluste sich hierauf beziehen.

Wenn Hoeneß also Euro-Dollar-Kontrakte über zehn Million Euro (Kapitaleinsatz) mit einem Hebel von 20 handelt, bewegt er 200 Millionen Euro als Positionsgröße (Hebel x Kapitaleinsatz). Der Gewinn bezieht sich aber auf die zehn Millionen Euro. Verändert sich der Euro-Dollar-Kurs zu seinen Gunsten um angenommene zwei Prozent, entsteht ein Gewinn von 40 Prozent (Hebel x prozentuale Veränderung, Gebühren ausgenommen) auf den Kapitaleinsatz von zehn Millionen Euro. Am Ende entsteht ein Gewinn von vier Millionen Euro (10.000.000 x 40 Prozent). Wie dieses Beispiel zeigt, sind die hohen Positionsgrößen zwar spektakulär, doch wichtiger ist der Gewinn oder Verlust auf den Kapitaleinsatz – zumindest für den Anleger.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen