Wirtschaft

Euro noch viel zu teuer Griechenland-Wahl zeigt Europas Dilemma

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(Foto: dpa)

Die Wahl in Griechenland dürfte die Abwärtsspirale des Euro befeuern. Nur drastische Maßnahmen könnten helfen, würden aber den Euro aufweichen. Gut wäre, wenn die Reformen in der Euro-Zone endlich wirken würden.

Es ist ein Rausch der Rekordhochs, ein Feuerwerk der Indizes, das Investoren an den Märkten der Euro-Zone seit Donnerstag feiern, seit der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, verkündet hat, dass er monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen vom Markt holen will.

Der Dax legt einen Steilflug hin. Dagegen fällt der Euro so rasant, dass einem schwindelig werden könnte. Vor allem, weil sich nach der Griechenlandwahl die Schwindsucht des Euro fortsetzen könnte. Denn wenn die Prognosen eintreten, wird künftig die linke Syriza in Athen das Sagen haben. Und Syriza-Chef Alexis Tsipras hat genug vom Spardiktat der Troika und dem Schuldendienst – schlechte Nachrichten für den Euro.

Wahl würgt erste Erfolge ab

So oder so - unabhängig vom Wahlausgang wird die Wahl im Dauer-Krisenstaat erneut die noch unzureichenden Reformen der Euro-Zone offenbaren. Zwar ist der sogenannte "Grexit", der Austritt Griechenlands aus der Eurozone, kein Thema mehr, doch wirkliche Strukturreformen werden nicht nur in Griechenland halbherzig angegangen.

Dabei gibt es erste griechische Erfolge zu vermelden. Im Jahr 2014 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum ersten Mal seit Ausbruch der Krise vor fünf Jahren leicht, Analysten rechnen mit einer Steigerung 0,6 Prozent. Die Arbeitslosigkeit war auf hohem Niveau leicht rückläufig – die Arbeitslosenrate fiel von 27,5 Prozent auf 26,8 Prozent – und die Exporte zogen an. Im Verhältnis zur dramatischen Rezession in den Jahren davor ist das nur ein Licht am Ende eines sehr düsteren Tunnels, aber immerhin ein Licht.

Schon eine Neusortierung der Reformen könnte jedoch den schwachen Trend beenden. Die Investitionen in Griechenland sind schwach und nach einem Wahlsieg von Syriza könnten sie weiter abnehmen. Dazu kämen dann die negativen Folgen für den Euro, wenn der Wahlsieger Alexis Tsipras heißt, seine Ankündigungen wahr macht und sich von der beschlossenen Sparpolitik verabschiedet und einen Schuldenschnitt durchsetzt.

Schuldenschnitt für alle?

Die jüngsten von Eurostat veröffentlichten Zahlen zeigen, dass es nur mit einem Schuldenschnitt sowieso nicht getan ist: Im September lagen die griechischen Staatsschulden bei 315,5 Milliarden Euro. Das sind 176 Prozent des Inlandsprodukts und die höchste Schuldenquote Europas. Würde man knapp die Hälfte der Schulden erlassen, wäre das Land immer noch bei einem Niveau von etwa 90 Prozent im Verhältnis zum BIP. Und das ist immer noch zu hoch. Die Griechen könnten selbst mit einem zweiten Schuldenerlass nach 2012 ihre Staatsschulden nur schwer begleichen.

Außerdem wird eine berechtigte Frage aufkommen: Wenn Griechenland einen Schuldenschnitt bekommen sollte, warum dann nicht auch Portugal? Auch Italien steht derzeit mit 133,8 Prozent seines BIPs, rund 2,17 Billionen Euro, in der Kreide. Der einzige Unterschied ist, dass diese Länder im Gegensatz zu Griechenland nicht vom insgesamt 1,14 Billionen Euro schweren Kaufprogramm der EZB ausgenommen sind und deshalb zehnjährige Anleihen zu niedrigen Zinsen platzieren können.

Doch Griechenland könnte bald mit dabei sein: EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco hat bereits signalisiert, dass die EZB auch griechische Staatsanleihen kaufen könnte. Er erwartet im Juni die Aufnahme von griechischen Staatsanleihen in das beschlossene Kaufprogramm "angesichts der Begrenzungen bei Emittenten und Emissionen". Sollte die Syriza-Partei ihre Forderungen auch bei den Verhandlungen mit der EU durchsetzen können und griechische Anleihen tatsächlich Teil der EZB-Käufe werden, dürfte der Euro trotz des Kurseinbruchs noch viel zu hoch bewertet sein, damit diese Rechnung aufgeht und die Konjunktur der maladen Euro-Staaten wieder anspringt.

Euro verliert, Aktien gewinnen

Die Aktienmärkte feiern den Euro-Absturz bereits, die griechische Börse ist da keine Ausnahme. Der Athex Composite 20 stieg seit der jüngsten EZB-Entscheidung um mehr als sechs Prozent. Für griechische Investoren ist das allerdings nur ein schwacher Trost, hat der Index seit der Finanzkrise mehr als 90 Prozent seines Wertes verloren. Den meisten Bürgern der Euro-Zone bleibt aber wohl nichts anderes übrig, als den Kurgewinnen am Aktienmarkt sowie dem Euro-Verfall zuzuschauen und zu hoffen, das sie irgendwann auch etwas davon haben werden und die Geldflut endlich Wirkung zeigt.

Quelle: ntv.de

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