Wirtschaft

Zinswende aufgeschoben Fed schreckt vor Zinserhöhung zurück

Die US-Notenbank schiebt die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren weiter auf - obwohl die größte Volkswirtschaft brummt und längst Vollbeschäftigung erreicht hat. Doch die Turbulenzen im Ausland machen der Fed Sorgen.

Die US-Notenbank weicht nicht von ihrer Niedrigzinspolitik ab. Wie die Fed mitteilte, verharrt der Leitzins weiter auf seinem historischen Tief von null bis 0,25 Prozent. Zur Begründung für ihre mit Spannung erwartete Entscheidung führte die Zentralbank "die jüngsten Entwicklungen der Welt- und Finanzwirtschaft" an.

Diese Entwicklungen könnten der US-Wirtschaft nach Fed-Einschätzung zusetzen und auch weitere negative Auswirkungen auf die Inflation haben. Fed-Chefin Janet Yellen verwies unter anderem auf die Unsicherheiten in China. Die Börsenkurse in den USA reagierten kaum auf die Entscheidung der Zentralbank.

Der Offenmarktausschuss hatte bereits seit Mittwochnachmittag über die Festsetzung des Leitzinses beraten, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Fed Geld leihen können. Ein Mitglied stimmte gegen die Zinsentscheidung und für eine unmittelbare Erhöhung.

Skeptische Einschätzung für nächstes Jahr

Yellen hatte eine Zinserhöhung in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Viele Marktbeobachter waren sich bis vor kurzem sicher gewesen, dass sie am Donnerstag den Leitzins erstmals seit fast einem Jahrzehnt anheben würde. Zuletzt ließen die Turbulenzen in Chinas Wirtschaft aber bereits Zweifel am Zeitpunkt der Zinswende aufkommen.

Die Fed hatte die Zinsen Ende 2008 auf das Rekordtief gesenkt, um die von der Finanzkrise gebeutelte Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Daneben kaufte die Fed in mehreren Runden Staats- und Hypothekenanleihen auf und pumpte so mehr als drei Billionen Dollar in den Wirtschaftskreislauf.

Die Anleihenkäufe ließ die Zentralbank im Herbst vergangenen Jahres auslaufen, seitdem warten die Märkte gespannt auf den nächsten Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik. Die Fed erwartet zwar mehr Wirtschaftswachstum und bessere Arbeitsmarktdaten im laufenden Jahr, ist mit Blick auf das kommende Jahr aber skeptisch.

Weltbank und IWF warnten

Einerseits verzeichnet die Wirtschaft in den USA ein robustes Wachstum, die Arbeitslosenquote liegt mit 5,1 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit April 2008. Andererseits täuschen diese Zahlen darüber hinweg, dass mehr als sechs Millionen Menschen in Teilzeit arbeiten, obwohl sie lieber einen Vollzeitjob hätten.

Viele Menschen in den USA gaben in den vergangenen Jahren wegen der trüben Aussichten außerdem die Suche nach einem Job einfach auf. Auch vom Inflationsziel von zwei Prozent sind die USA weiter deutlich entfernt - allerdings nicht wegen konjunktureller Schwächen, sondern vor allem wegen der niedrigen Energiepreise.

Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten die Fed vor einer voreiligen Zinswende gewarnt. Beide Organisationen sorgen sich insbesondere um die Auswirkungen auf die mit einer abgekühlten Konjunktur kämpfenden Schwellenländer, denen in der Folge Kapitalabflüsse drohen.

Der Leitzins ist der Satz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. Dies schlägt sich in den Zinsen nieder, die Unternehmen und Verbraucher für ihre Kredite zahlen müssen. Für die Zentralbank ist der Leitzins ein Instrument, um die Entwicklung von Konjunktur und Preisen in einer Volkswirtschaft zu beeinflussen.

Quelle: mbo/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen