Wirtschaft

Auf dem Rücken der USA Euro feiert Comeback

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(Foto: REUTERS)

Noch vor einem Monat schien es, als rausche der Euro weiter nach unten und ziehe vom Wert her bald mit dem Dollar gleich. Doch die Experten lagen fast allesamt daneben: Der Euro steigt wieder. Das liegt aber nicht daran, dass es in der Eurozone so gut läuft.

Neun Monate lang kannte der Euro nur eine Richtung - nach unten. Am Ende der langen Talfahrt hatte die Gemeinschaftswährung im März bei 1,04 Dollar den tiefsten Stand seit zwölf Jahren erreicht. Schwache Konjunkturdaten aus den USA und ein Anspringen der Wirtschaft in der Eurozone konnten den Euro aber aus seiner Talfahrt herausreißen. Besonders kräftige Kursgewinne gab es im Verlauf dieser Woche. Der Euro stieg erstmals seit Februar wieder über 1,14 Dollar, holte nochmal Luft und wiederholte das Kunststück zum Wochenschluss.

Euro / Dollar
Euro / Dollar 1,08

Eine Ursache für das Comeback des Euro sehen Experten darin, dass die Konjunktur in den USA seit Beginn des Jahres mächtig ins Stottern geriet. Im ersten Quartal war die größte Volkswirtschaft der Welt kaum noch gewachsen. Erste Konjunkturdaten für das zweite Quartal - wie beispielsweise aus dem Einzelhandel - lassen befürchten, dass die US-Konjunktur auch im Frühjahr nicht richtig in Schwung kommt.

Zinswende: Ja, Nein, Vielleicht, Später?

An den Finanzmärkten wächst die Unruhe: Könnten die schwachen Daten dazu führen, dass die erste Zinserhöhung in den USA seit der schweren Wirtschaftskrise in weite Ferne rückt? Denn die Entscheidung darüber hängt nach Worten von US-Notenbank-Chefin Janet Yellen ganz entscheidend von der Erholung der amerikanischen Wirtschaft ab. 

Schon kommentierte Devisenexperte Todd Elmer von der Citigroup-Bank: "Mit der Aussicht auf eine späte Zinswende verliert der Dollar einen der kräftigsten Antriebsmotoren." In den vergangenen Monaten hatte die Aussicht auf eine schnelle Zinswende in den USA und eine gleichzeitig weiter extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dem Dollar Auftrieb gegeben und den Euro belastet.

Nach Einschätzung des Experten Lutz Karpowitz von der Commerzbank springt die derzeit am Markt vorherrschende Einstellung zu kurz. "Den US-Währungshütern geht es nicht um die Konjunktur und das Wachstum an sich, sondern vor allem um die Lage am Arbeitsmarkt."

Karpowitz wertet es als eine "glatte Übertreibung", wenn man aufgrund der zuletzt schwachen US-Konjunkturdaten "schon dunkle Wolken am US-Arbeitsmarkt ausmachen würde". Zuletzt hatte sich der Arbeitsmarkt nämlich trotz der lahmenden Konjunktur robust gezeigt. Karpowitz rechnet daher weiterhin damit, dass die US-Notenbank am geldpolitischen Kurs festhalten und die Zinsen noch im laufenden Jahr erhöhen wird. Für die Kursentwicklung am Devisenmarkt bedeutet das: "Auf Sicht von einigen Wochen oder Monaten dürfte sich die derzeitige Dollar-Schwäche als übertrieben herausstellen." Oder anders ausgedrückt: Der Euro dürfte wieder unter Druck geraten.

Immerhin: Der jüngste Kursanstieg reicht schon, damit sich Urlauber auf weniger Kosten bei der gebuchten Reise in die USA freuen können. Ein Kurssprung von über sieben Prozent seit Mitte April hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Urlaubskasse. Außerdem können Waren aus den USA hierzulande wieder etwas günstiger angeboten werden - dazu zählt auch das in Dollar gehandelte Öl.

Ein weiter steigender Euro könnte aber auch Schattenseiten mit sich bringen - vor allem für die deutsche Exportwirtschaft. Es war nämlich unter anderem der günstige Eurokurs, der beispielsweise bei deutschen Autokonzernen zu Beginn des Jahres für glänzende Geschäfte und zahlreiche Rekordbilanzen sorgte. Denn je schwächer der Euro, desto billiger werden deutsche Waren für Kunden außerhalb der Eurozone.

Quelle: ntv.de, Jürgen Krämer, dpa-AFX

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