Wirtschaft

Gefährlicher Ölpreis-Rutsch Venezuela am Rand der Pleite

Auch wenn es düster in der Wirtschaft aussieht, wird Präsident Chavez weiter verehrt.

Auch wenn es düster in der Wirtschaft aussieht, wird Präsident Chavez weiter verehrt.

(Foto: REUTERS)

Wegen des Ölpreisverfalls werfen Anleger die Staatsanleihen Venezuelas in hohem Bogen aus ihren Depots. Gleichzeitig steigen die Prämien der Kreditausfall-Versicherungen. Ein paar Möglichkeiten, das Ruder rumzureißen, hat Venezuela noch.

Der rasante Ölpreis-Verfall treibt Venezuela immer dichter an den finanziellen Abgrund. Zahlreiche Anleger spekulieren auf eine bevorstehende Staatspleite, obwohl das südamerikanische Land Ökonomen zufolge durchaus noch Möglichkeiten hat, das Schlimmste zu vermeiden.

Die Ratingagentur Fitch hat bereits die Bonität von Venezuela abgestuft. Fitch senkte das langfristige Emittentenausfallrating des Landes auf B von CCC. Die gesunkenen Ölpreise würden Druck auf die Zahlungsbilanz erhöhen, gleichzeitig habe Venezuela wenig Flexibilität bei der Fremdfinanzierung und leide unter einer wachsenden makroökonomischen Instabilität, schrieben die Ratinganalysten.

Notwendig seien vor allem Reformen, um die heimische Konjunktur anzukurbeln, sagt Alberto Abes, Co-Chefvolkswirt der Bank of America Merrill Lynch. Er rechnet für 2015 immerhin mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, nach einem Minus von 3,3 Prozent im laufenden Jahr. Venezolanischen Oppositionspolitikern zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Quartalen des Jahres allerdings um 4,2 Prozent geschrumpft.

Eine weitere Option sei die Abwertung der Landeswährung Bolivar, fügt Abes hinzu. Dadurch könne die Regierung unter Präsident Nicolas Maduro für die gleiche Summe an Devisen-Einnahmen einen größeren Teil des Haushalts finanzieren.

Bis zum Jahresende sagen die Merrill-Experten einen Anstieg des offiziellen Dollar-Kurses auf 13 Bolivar von derzeit etwa 6,30 Bolivar voraus. Bis Ende kommenden Jahres werde der Kurs auf 30 Bolivar steigen, um sich 2016 noch einmal auf bis zu 66 Bolivar zu verdoppeln. Inoffiziell kostet die US-Währung der Website DolarToday.com zufolge bereits jetzt etwa 180 Bolivar.

Anderer Börsianer verweisen darauf, dass Venezuela Staatseigentum verkaufen und Subventionen kürzen könne, um den Haushalt zu entlasten.

Anleiherenditen steigen

Investoren bezweifeln dennoch, dass Venezuela seine Probleme schnell in den Griff bekommt. Aus diesem Grund werfen sie die Anleihen des Landes aus ihren Depots. Dies treibt die Rendite der 2027 auslaufenden Bonds auf derzeit knapp 24 Prozent. Vor Beginn des Ölpreis-Verfalls im Sommer lag sie gerade einmal halb so hoch.

Gleichzeitig steigen die Prämien für Kreditausfall-Versicherungen, sogenannte Credit Default Swaps (CDS). Für die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets venezolanischer Anleihen müssen Anleger dem Datenanbieter Markit zufolge derzeit eine Anzahlung von etwa 5,9 Millionen Dollar leisten. Hinzu kommen dann bei CDS mit einer Laufzeit bis Ende 2019 Zahlungen von 500.000 Dollar jährlich. CDS-Anbieter verlangen Vorauszahlungen üblicherweise nur für Anleihen von Staaten oder Unternehmen, die als Pleitekandidaten gelten.

Venezuela erwirtschaftet 96 Prozent seiner Deviseneinnahmen mit dem Export von Erdöl. Mit dem Geld finanziert die Regierung unter anderem ihre milliardenschweren Sozialprogramme. Wegen eines Überangebotes ist der Weltmarktpreis für diesen Rohstoff seit dem Sommer um mehr als 40 Prozent gefallen. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee ist mit 60,28 Dollar so billig wie zuletzt im Juli 2009.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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