Wirtschaft

Woher kam der Flash-Crash? US-Regulierer finden keine gute Antwort

Die Anleger sind jetzt auch nicht viel schlauer als vorher.

Die Anleger sind jetzt auch nicht viel schlauer als vorher.

(Foto: REUTERS)

Schneller Handel, viele Stornierungen: Die Untersuchung des Flash-Crash auf dem US-Bondmarkt im Herbst vergangenen Jahres bringt kein befriedigendes Ergebnis. Das dürfte die Anleger noch weiter beunruhigen.

Die US-Regulierer haben "keinen alleinigen Grund" für den Kollaps gefunden, der die US-Anleihemärkte am 15. Oktober 2014 erschüttert hat. Stattdessen nannte die Finanzaufsicht breite Veränderungen der Struktur der Anleihemärkte als Grund - darunter auch die wachsende Rolle des Hochfrequenzhandels.

Der Handelstag am 15. Oktober des vergangenen Jahres ist als "Flash Crash" in die Annalen eingegangenen. Untersucht wurden nichtöffentliche Handelsdaten vor und nach sowie innerhalb eines zwölfminütigen Zeitfensters, in dem die Renditen von Staatsanleihen innerhalb von Minuten kollabierten, bevor sie sich ebenso schnell wieder berappelten. An diesem Tag hatte es keine Nachrichten gegeben, die als "offensichtlicher Katalysator" für eine solche Bewegung hätten herhalten können. Eine Flut von Stornierungen hätten zu der heftigen Bewegung beigetragen, hieß es nun.

Investoren unzufrieden

Der von der Wall Street mit Spannung erwartete Bericht verwies auf den Bedarf nach weiteren Marktstudien und empfahl die Überprüfung bestehender Regulierungen. In letzter Zeit häufen sich die Klagen von Investoren: Es gebe neben der früher unbekannten Sprunghaftigkeit des Marktes immer wieder immense Probleme, große Pakete von Wertpapieren auf dem Markt zu handeln. Diese Entwicklungen könnten sich als Problem erweisen, wenn die US-Notenbank Fed im Laufe des Jahres wie erwartet ihre Leitzinsen erhöhen sollte.

Statt sie zu beruhigen, befeuert das Fazit der Untersuchung die aufkeimende Debatte darüber, warum der Anleihenmarkt, der lange als einer der sichersten der Welt galt, immer volatiler wird. Viele Marktteilnehmer machen neue Vorgaben für Großbanken dafür verantwortlich. Diese würden die Fähigkeiten der Banken einschränken, einzugreifen und Preisschwankungen auszugleichen. Durch neue Kapital- und Verschuldungsregeln wird es für die Banken teurer, in großem Stil Anleihekäufe- oder -verkäufe für Klienten anzubieten. In Teilen haben sich die Banken vom Markt wegen der neuen Regeln auch einfach zurückgezogen. Der Report zieht indes keine direkte Verbindung zwischen der ungewöhnlichen Volatilität und den neuen regulatorischen Einschränkungen der Banken. Dafür reichten die Beweise bislang nicht aus.

"Meine Befürchtung ist, dass einzelne Anleger erstmals seit der Krise große Preisverwerfungen bei Anleihen hinnehmen müssen. Und wenn diese Investoren zur Flucht ansetzen, müssen auch die Investmentfonds nachziehen", sorgt sich Chef-Analyst Anthony Perrotta von der Tabb Group.

Bis zum Mai hätten die "Top Ten" im Handel mit US-Staatsanleihen ihr Kapital für dieses Marktsegment im Vergleich zu 2010 um 50 Prozent reduziert, mahnt Perrotta weiter. Diese Verringerung sei zumindest teilweise den nach der Krise umgesetzten Regeln geschuldet, mit denen die Banken eigentlich nur von riskantem Verhalten abgehalten werden sollten, ärgern sich Händler.

Quelle: ntv.de, sla/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen