Wirtschaft

Heikler Versuch Trickst sich Argentinien um Pleite herum?

Der große Swap: Wirtschaftsminister Axel Kicillof erläutert das Umtausch-Programm.

Der große Swap: Wirtschaftsminister Axel Kicillof erläutert das Umtausch-Programm.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Urteil des Obersten US-Gerichtshofs droht Argentinien die Staatspleite. Mit einer beispiellosen Volte versucht das Land nun die Rettung. Doch der Plan beinhaltet derzeit vor allem eines - viele Fragezeichen.

Argentinien will sich nach der folgenschweren Niederlage

vor dem Obersten US-Gerichtshof mit einem bislang einzigartigen Schuldenmanöver der drohenden Staatspleite entziehen. Wie Wirtschaftsminister Axel Kicillof sagte, sollen sämtliche unter US-Recht umlaufenden Schuldscheine gegen Anleihen getauscht werden, für die argentinische Gesetze gelten.

Dadurch käme das Land umhin, ein US-Gerichtsurteil in die Tat umzusetzen. Demnach müsste sich das Land bis Ende Juni mit jenen Gläubigern einigen, die nach der Staatspleite im Jahr 2001 einen Schuldenschnitt nicht hinnehmen wollten. Solange es dies nicht tut, darf Argentinien sämtliche anderen Anleihebesitzer ebenfalls nicht auszahlen. Von dem geplanten Tauschmanöver wären umlaufende Anleihen im Wert von 54,8 Milliarden Dollar betroffen.

Anleger rätseln über Swap-Modalitäten

Seit Jahren kämpft Argentinien mit allen Rechtsmitteln dagegen an, diese rebellischen Gläubiger - darunter Hedgefonds wie NML Capital und Aurelius Capital - auszuzahlen. Nach dem US-Urteil steht die Regierung vor dem Dilemma, mit den störrischen Gläubigern über eine Auszahlung verhandeln zu müssen oder gezwungenermaßen eine fällige Zinszahlung an die übrigen Gläubiger zu verpassen. Das Land wäre in dem Fall de facto zahlungsunfähig.

Retten soll Argentinien nun ein Anleihe-Tausch (Swap). Es wäre ein weltweit beispielloser Schritt. Obwohl Experten bereits damit gerechnet hatten, dass Argentinien diesen Trick probieren wird, rätseln viele Anwälte und Investoren, wie das Land dies umsetzen will. Unklar ist auch, was das Manöver konkret für Anleihegläubiger bedeutet.

Diese müssten auf jeden Fall ihre Rechte abtreten, die ihnen unter der geltenden US-Gesetzgebung zustehen. Dazu zählt etwa die Möglichkeit, vor US-Gerichten zu klagen. Außerdem haben sie zurzeit noch die Sicherheit, Zahlungen über US-Banken abwickeln zu können. Andererseits würden Gläubiger aber auch weiterhin hübsche Einnahmen aus ihren argentinischen Staatsanleihen erhalten - immerhin zählen sie zu den rentabelsten Schuldenpapieren der Welt.

"Ungewöhnlich, wenn es klappt"

Wirtschaftsminister Kicillof ließ in seiner TV-Ansprache auch durchblicken, dass die Regierung zu Verhandlungen mit den Gläubigern bereit sei, denen sie mindestens 1,5 Milliarden US-Dollar schuldet. Noch zu Wochenbeginn hatte Präsidentin Cristina Kirchner den Hedgefonds "Erpressung" vorgeworfen.

Die Tatsache, dass Argentiens Anwälte das Gespräch mit dem zuständigen Richter suchen, "um das Problem zu lösen", sei "das Wichtigste und Positivste" in der Rede des Ministers gewesen, sagt Fedeico Tomasevich, Verwaltungsratschef der argentinischen Investmentbank Puente. NML lehnte einen Kommentar ab. Aurelius meldete sich auf Anfrage nicht zurück.

Investoren und Analysten heben hervor, dass noch niemals ein Land versucht habe, den Gesetzesrahmen von Staatsanleihen zu ändern. "Was die da versuchen, ist sehr heikel", sagt Jorge Mariscal, Anlagestratege bei UBS Wealth Management. "Es wäre extrem ungewöhnlich, wenn Argentinien mit so etwas durchkommen würde." Mariscal hat seinen Kunden schon von argentinischen Staatsanleihen abgeraten.

Derweil stabilisierten sich die Kurse argentinischer Staatsanleihen wieder, nachdem sie am Montag in Reaktion auf das Supreme-Court-Urteil abgestürzt waren. Der argentinische Aktien-Index Merval, der am Montag um 10 Prozent eingebrochen war, machte am Dienstag einen Teil seiner Verluste wieder wett und stieg um 3,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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