Wirtschaft

Neue Geldströme am Golf Saudi-Anleihe kommt gut an

RTSQ0B1.jpg

(Foto: REUTERS)

Not macht erfinderisch: Weil der niedrige Ölpreis riesige Lücken in den Staatshaushalt reißt, muss sich die Regierung Saudi-Arabiens um alternative Geld-Quellen bemühen. Die Premiere am Kapitalmarkt scheint zu gelingen.

Saudi-Arabien trifft mit seinen ersten internationalen Anleihen offenbar den Geschmack der Investoren. Einem Insider zufolge liegt die Nachfrage deutlich über dem Angebot. Es sei damit zu rechnen, dass die Regierung in Riad mit den Anleihen, die Laufzeiten von fünf, zehn und 30 Jahren haben, auf einen Schlag insgesamt 17,5 Milliarden Dollar aufnehmen könne. Das wäre deutlich mehr als geplant. Die bisher genannte Zielspanne der Bond-Emission liegt zwischen 10 und 15 Milliarden Dollar.

Die hohe Nachfrage am Bond-Markt ist Beobachtern zufolge zum einen auf die weltweit niedrigen Zinsen und den Mangel an renditeträchtigen Alternativen zurückzuführen. Zum anderen konnte Saudi-Arabien offenbar genügend Investoren davon überzeugen, dass es der Regierung gelingen kann, das Land unabhängiger vom Öl zu machen.

Löcher in der Staatskasse

Saudi-Arabien ist dringend auf stabile Einnahmen aus der Ausbeutung des eigenen Rohstoff-Reichtums angewiesen. Den starken Preisverfall der vergangenen Jahre bekam das Land mit voller Wucht zu spüren: Im Jahr 2015 zum Beispiel verbuchte das autoritär geführte Königreich ein Rekord-Haushaltsdefizit von 98 Milliarden Dollar, das entspricht katastrophalen 15 Prozent der Wirtschaftsleistung. Kein Staat der Erde kann eine solche Haushaltslage lange durchhalten - egal wie hoch die am Golf reichlich vorhandenen Geldreserven sein mögen.

Von Mitte 2014 bis Anfang 2016 war der Preis für Rohöl am Weltmarkt von 115 Dollar je Barrel (159 Liter) auf 27 Dollar gefallen. Entsprechend drastisch gingen die Einnahmen aus dem Ölverkauf zurück. Der Preis hat sich zwischenzeitlich wieder etwas erholt und liegt derzeit bei etwa 50 Dollar. Im Kreis der Opec-Staaten laufen derweil intensive Bemühungen, den Ölpreis durch eine international abgestimmte Deckelung der Fördermengen nach oben zu treiben. Die Verhandlungen gelten als hochkompliziert, weil sie die Interessen zahlreicher Staaten auch außerhalb der Opec berühren.

Rekord-Bonds am Anleihenmarkt

Mit einem erfolgreichen Schritt an den Bond-Markt könnte Saudi-Arabien unterdessen einen neuen Rekordwert erreichen: Die Nachfrage nach den neuen Papieren erreicht nach Einschätzung von Experten ein theoretisches Volumen von etwa 67 Milliarden Dollar - der bisherige Rekordwert für die Nachfrage nach einer Schwellenland-Anleihe liegt bei 69 Milliarden Dollar.

Den bisherigen Rekord erzielte Argentinien im April mit langlaufenden Staatsanleihen. Wenn Saudi-Arabien mit den neuen Golf-Bonds tatsächlich eine Summe von 17,5 Milliarden Dollar aufnehmen kann, dann wäre auch hier ein neuer Rekord fällig. Zuletzt gelang es den Argentiniern bei einer einzelnen Emissionsaktion einen Spitzenwert von 16,5 Milliarden Dollar am Kapitalmarkt einzusammeln.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen