Wirtschaft

Suche nach Kapital Russische Unternehmen zapfen Asien an

Anleihen in Yuan sollen den Kapitalbedarf russischer Unternehmen decken - zumindest teilweise.

Anleihen in Yuan sollen den Kapitalbedarf russischer Unternehmen decken - zumindest teilweise.

(Foto: REUTERS)

Die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise bringen russische Unternehmen zunehmend in Finanzierungsschwierigkeiten. Helfen soll nun der asiatische Markt - vor allem aber China. Doch der Bedarf lässt sich auch dadurch kaum decken.

Kapitalhungrige russische Unternehmen wenden sich wegen der westlichen Sanktionen in der Ukraine-Krise verstärkt Asien zu. Russische Emittenten zeigten zunehmend Interesse an Auslandsanleihen in Yuan - sogenannten Dim Sum-Bonds - sowie in Singapur-Dollar, sagt Cecile Camilli von Societe Generale. Zwar würden im Moment keine Geschäfte abgeschlossen. "Aber sie bereiten sich vor."

In der vergangenen Woche fühlte die staatliche Sberbank in Singapur und Hongkong bei Investoren vor, wie groß das Interesse an russischen Anleihen ist. Ein Banker in Hongkong sagt, eine russische Bank werde bald eine "Dim-Sum-Anleihe" begeben. Den Namen des Unternehmens nannte er nicht. Weitere russische Firmen hätten angefragt.

Markt vergleichsweise klein

Westliche Geldgeber fürchten, von den Sanktionen der USA und der EU gegen die Regierung in Moskau erfasst zu werden. Die russischen Unternehmen hoffen deswegen, in Asien Investoren mit prall gefüllten Taschen zu finden, die weniger Anstoß an der russischen Ukraine-Politik nehmen. Bislang nutzen die Russen den asiatischen Markt jedoch kaum. Seit 2004 entsprach das Volumen nach Berechnungen von Thomson Reuters gerade einmal eine Milliarde Dollar in Yuan-Anleihen und fast die gleiche Summe in Singapur-Dollar. Insgesamt gab es elf Emissionen. Die russischen Unternehmen müssen in diesem Jahr Schuldzahlungen von 150 Milliarden Dollar bewältigen.

Allerdings gilt es, in Asien Hindernisse zu überwinden. Der gesamte "Dim-Sum-Anleihenmarkt" ist etwa 110 Milliarden Dollar groß. Das ist noch nicht einmal die Hälfte der Summe, die sich russische Konzerne im vergangenen Jahrzehnt auf den Euro- und Dollar-Märkten geliehen haben. Zudem bietet Asien kaum Möglichkeiten zur langfristigen Finanzierung, da die meisten Laufzeiten dort zwei bis drei Jahre betragen. "Die asiatischen Märkte können nicht das Volumen ersetzen, das den Russen in Dollar zur Verfügung steht", sagt Apostolos Bantis von der Commerzbank. "Es geht darum, sich etwas Geld zu besorgen und dann demonstrativ zu erklären, dass man keine US-Investoren braucht."

Putin reist nach Asien

Unter Präsident Wladimir Putin wendet sich Russland insgesamt Asien stärker zu. Das soll unter anderem die wirtschaftliche Abhängigkeit von Europa verringern. "Wenn China und Russland tatsächlich zusammenrücken, wird der Markt wachsen", sagt Bantis. Putin besucht China im Mai. Der Energiekonzern Gazprom will den aufstrebenden Nachbarn ab 2018 jährlich mit 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas versorgen. Das entspricht etwa einem Viertel der Exporte nach Europa. Im März bereiste der Chef des staatlichen Energiekonzerns Rosneft, Igor Setschin, Asien. Er ist inzwischen persönlich von den Sanktionen betroffen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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