Wirtschaft

Jahrhundert-Bond aus den Alpen Österreich plant 100-jährige Anleihe

Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus? "Das Potenzial einer 100-jährigen Anleihe ist ein Zeichen."

Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus? "Das Potenzial einer 100-jährigen Anleihe ist ein Zeichen."

(Foto: REUTERS)

Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank treibt bemerkenswerte Blüten: Am Anleihenmarkt bereiten sich Analysten auf die Ausgabe eines neuen Ultralangläufers vor. Fällig wird das Papier wohl erst im Jahr 2117 - wenn alle Erstzeichner längst tot sind.

Österreich könnte als erstes Land der Eurozone eine 100-jährige Anleihe öffentlich anbieten. Die Alpenrepublik prüft die Emission eines entsprechenden Ultralangläufers am Rentenmarkt im sogenannten syndizierten Verfahren.

Zu Wochenbeginn war aus dem Kreise der Konsortialbanken, die für die Platzierung einer schon länger geplanten fünfjährigen Staatsanleihe verpflichtet worden waren, zu vernehmen, dass Österreich die Möglichkeit der Emission einer 100-jährigen Euro-Anleihe in Erwägung ziehe - abhängig vom Interesse der Investoren. "Das Potenzial einer 100-jährigen Anleihe ist ein Zeichen, dass der Markt für sehr lange Laufzeiten noch nicht geschlossen ist", sagte Rentenstratege Antoine Bouvet von Mizuho International.

Nebenwirkungen der EZB-Politik

Weil die Nullzinspolitik und die Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) die Anleiherenditen drücken und dadurch die Finanzierungskosten für Emittenten immer weiter sinken, bekommen Staaten und Unternehmen aus der Eurozone die Chance, über immer längere Zeiträume Kapital zu leihen. Zwar erwarten viele Anleger, dass die EZB bald damit beginnen wird, ihre geldpolitischen Lockerungen zurückzufahren, doch dürfte sich dieser Prozess länger hinziehen als noch Anfang des Jahres erwartet.

Der wachsende Anteil von Schuldpapieren mit extrem niedrigen oder gar negativen Renditen zwingt Rentenanleger zur Zeichnung von Anleihen mit längeren Laufzeiten, denn nur diese werfen aktuell noch halbwegs attraktive Erträge ab. Nicht zuletzt deshalb sind Langläufer besonders bei institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds und Versicherern beliebt.

Nicht der erste Euro-Ultralangläufer

Im vergangenen Jahr platzierte Österreich eine 70-jährige Staatsanleihe im Volumen von zwei Milliarden Euro. Erstzeichner erhielten eine Rendite von 1,53 Prozent. Irland und Belgien hatten bereits jeweils eine 100-jährige Anleihe aufgelegt, diese aber über Privatplatzierungen emittiert. Außerhalb Europas haben Argentinien und Mexiko Anleihen mit Laufzeiten von 100 Jahren begeben.

Ansonsten sind Anleihen mit derart langen Laufzeiten eher die Ausnahme, während das Angebot von Schuldtiteln mit Laufzeiten von 20 bis 50 Jahren in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert ist.
Weil es in der Eurozone keine vergleichbare syndizierte Anleihe gebe, könnte sich die Preisbildung für die 100-jährige an der 70-jährigen österreichischen Anleihe orientieren, meinte Anleihenexperte Bouvet. Diese im Jahr 2086 fällige Anleihe rentiert derzeit mit 1,82 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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