Wirtschaft

Ausnahmezustand am Kapitalmarkt Österreich bietet bizarren Schuldschein an

Laufzeit über 100 Jahre: Schwer vorstellbar, dass einer der Erstzeichner das Fälligkeitsdatum erlebt.

Laufzeit über 100 Jahre: Schwer vorstellbar, dass einer der Erstzeichner das Fälligkeitsdatum erlebt.

(Foto: picture alliance / Daniel Karman)

Geld zurück in 100 Jahren: Die Alpenrepublik schlägt bei der Schuldenaufnahme ungewöhnliche Wege ein. Die Finanzagentur in Wien wirft eine Staatsanleihe aus der Liga der Ultralangläufer auf den Markt. Investoren reagieren begeistert.

Die Niedrigzinsen machen es möglich: Österreich wagt sich erstmals mit einer Staatsanleihe aus der Kategorie der Ultralangläufer in den Markt. Das Wertpapier wird erst in 100 Jahren fällig. Bisher lag die maximale Laufzeit österreichischer Staatsanleihen bei 70 Jahren.

Die hundertjährige Anleihe wird offiziellen Angaben zufolge am 20. September 2117 zurückgezahlt. Es gebe viele Orders, sagte der Sprecher der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, Christian Schreckeis. Kurz vor Schließung der Bücher lag die Nachfrage für das Wertpapier bei mehr als elf Milliarden Euro. Bereits am Vortag hatte es aus Bankenkreisen geheißen, dass Österreich die Ausgabe einer 100-jährigen Anleihe plane.

Magere Verzinsung

Dabei ist der Schuldschein der Alpenrepublik nicht unbedingt üppig verzinst. Die angebotene Rendite für die Anleihe liegt zwischen 2,00 bis 2,05 Prozent. Im Vergleich zur Rendite herkömmlicher Staatsanleihen ist das allerdings viel: Für eine deutsche Bundesanleihe mit einer Laufzeit über zehn Jahre liegt die Rendite derzeit bei 0,34 Prozent.

Grund für die starke Nachfrage nach langlaufenden Anleihen und den extremen Ultralangläufern ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, welche die Renditen auf den Kapitalmärkten drückt. Die Wirkung der EZB-Maßnahmen zeigt sich etwa bei Tages- und Festgeldern oder auch bei Anleihen, mit denen sich Unternehmen oder Staaten frisches Geld besorgen.

Minus-Renditen am Bond-Markt

Da institutionelle Investoren wie etwa Pensionsfonds, die satzungsgemäß an Investitionen in Anleihen gebunden sind, am Markt kaum noch Rendite finden, sind sie um jede Anlage froh, die ihnen regelmäßige Zahlungen verspricht - wie in diesem Fall bestenfalls über 100 Jahre hinweg.

Kürzer laufende Anleihen werfen seit einiger Zeit teils sogar Negativ-Renditen ab. Ganz ohne Risiko sind die extremen Laufzeiten am Markt für Staatsanleihen allerdings nicht: Anleger müssen in Kauf nehmen, dass sie ihr Geld ganz oder in Teilen verlieren könnten, sollte Österreich in den Jahrzehnten bis 2117 in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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