Wirtschaft

Nächste Staatspleite steht bevor Investoren wetten gegen Argentinien

Kann König Fußball die Argentinier ein wenig ablenken?

Kann König Fußball die Argentinier ein wenig ablenken?

(Foto: AP)

Argentinien muss sich zügig mit zwei Hedgefonds einigen, um eine Staatspleite zu verhindern. Derzeit ist aber nicht absehbar, wie eine Lösung aussehen könnte. Und an den Börsen steigen die Wetten gegen die Südamerikaner.

Morgen spielt Argentinien bei der Weltmeisterschaft gegen den Iran. Die argentinische Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner kann nur hoffen, dass die Fußballer diesmal ebenso erfolgreich sind wie beim 2:1-Auftaktsieg gegen Bosnien-Herzegowina. Ein Erfolg im zweiten Gruppenspiel könnte die Bevölkerung des Landes ein paar weitere Tage von den großen Problemen des Landes, wie der hohen Inflation und der schwachen Wirtschaft, ablenken. De Kirchner muss schnell eine Einigung mit zwei Hedgefonds erreichen, sonst droht bereits Ende Juni die erneute Staatspleite.

Argentinien steckt in der Zwickmühle

Der Oberste Gerichtshof der USA hat entschieden, dass Argentinien bis zum 30. Juni zwei US-Hedgefonds insgesamt 1,4 Milliarden Dollar zahlen muss, damit das Land am gleichen Tag Zinszahlungen von insgesamt 900 Millionen Dollar an jene Gläubiger leisten kann, die in den Jahren 2005 und 2010 das Umschuldungsangebot Argentiniens angenommen und auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichtet hatten.

Die Hedgefonds Elliott Management des Milliardärs Paul Singer und von Aurelius Capital Management verlangen aber den vollen Nennwert für ihre argentinischen Anleihen. De Kirchner hat erklärt, es sei "unmöglich" die Zahlungen an die Hedgefonds zu leisten, weil sonst die anderen Gläubiger eine Gleichstellung mit den Hedgefonds fordern würden, was Argentinien bis zu weitere 15 Milliarden Dollar kosten würde. Das entspricht mehr als die Hälfte der Währungsreserven des Landes. Wegen der wirtschaftlichen Krise und weil Argentinien schon seit mehr als zehn Jahren vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten ist, waren die Reserven in den vergangenen zwölf Monaten um ein Viertel auf nur mehr 28,8 Milliarden Dollar gesunken. Damit liegen sie am Acht-Jahres-Tief.

Börsen schon in Aufruhr

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat auf die Verschärfung der Lage reagiert und das Rating auf CCC- abgestuft. Damit liegt es neun Stufen unter dem Investmentgrade-Niveau, also Anleihen mit einer guten bis sehr guten Bonitätseinschätzung. Wenn das Land die Frist am 30. Juni verstreichen lässt, ohne seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, hat es noch eine Gnadenfrist von 30 Tagen, innerhalb derer die Zahlungen geleistet werden müssen. Ansonsten kommt es anschließend zu einem Zahlungsausfall.

Der Anleihenmarkt reagiert wegen dieser Gefahr bereits kräftig. Der Kurs der im Jahr 2033 fälligen Anleihen, deren Zinsen am 30. Juni fällig werden, ist auf 73,3 Prozent abgerutscht. Der Zinsaufschlag gegenüber gleichlang laufenden US-Anleihen ist auf 830 Basispunkte gestiegen. Das ist der nach Venezuela höchste Wert unter den Ländern aus den Emerging Markets.

Wegen der steigenden Gefahr eines Zahlungsausfalls sind die Kurse von Credit Default Swaps, mit denen Investoren auf eine Pleite des Landes spekulieren, zuletzt auf 2500 Basispunkte nach oben geschossen. Das ist der weltweit höchste Wert. Ein Basispunkt zur Absicherung gegen einen Zahlungsausfall von zehn Millionen Dollar für fünf Jahre kostet 1000 Dollar pro Jahr.

Kein Ausweg in Sicht

De Kirchner muss sich mit den Hedgefonds einigen, um eine weitere Staatspleite zu verhindern, die eine Rückkehr des Landes an den internationalen Kapitalmarkt weiter hinauszögern würde. Der Präsidentin fehlt aber das Geld, um die notwendigen Zahlungen zu leisten. Anleger, die vor diesem Hintergrund mit argentinischen Staatsanleihen spekulieren, gehen ein sehr großes Risiko ein.

Quelle: ntv.de

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