Wirtschaft

Investoren bleiben misstrauisch Griechische Bank-Vampire stillen Durst

Die Anleger meiden die kleinen Blutsauger lieber.

Die Anleger meiden die kleinen Blutsauger lieber.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aufatmen bei den griechischen Banken: Laut Stresstest der EZB brauchen sie immerhin nicht mehr Geld als erwartet – das sind jedoch immer noch Milliarden. Der immense Kapitalbedarf lässt die Aktien der Institute blutarm aussehen.

Es könnte schlimmer um die griechischen Banken stehen. Das ist das nüchterne Fazit, das Analysten nach dem alljährlichen Stresstest der Europäischen Zentralbank ziehen. Demnach benötigen zwar vier Institute – die National Bank of Greece, die Piraeus Bank, die Alpha Bank und die Eurobank – bis zu 14,4 Milliarden Euro an frischem Kapital, um die Wirtschaftskrise zu bewältigen und die faulen Kredite abzusichern. Das ist entspricht allerdings dem, was Analysten prognostiziert haben.

Im Basisszenario der EZB sollen die Institute 4,4 Milliarden Euro bei ihren Aktionären und Anleihegläubigern einsammeln. Die restlichen zehn Milliarden Euro würde der staatliche Rettungsfonds Hellenic Financial Stability Fund schultern.

Die Altaktionäre der Geldhäuser sind vor allem wegen der Ausgestaltung der neuen Kapitalspritzen begeistert. 75 Prozent des Geldes vom Rettungsfonds soll in Form von sogenannten CoCo-Bonds (Contingent Convertible Bonds) in die Banken fließen. CoCo-Bonds sind nachrangige Anleihen, die bei Eintreten von vorher festgelegten Wandlungskriterien automatisch in Eigenkapital umgewandelt werden. Diese Anleihen machen im Fall einer Wandlung Fremdkapitalgeber zu Aktionären. Ohne auslösendes Moment für die Wandlung bleiben Coco-Bonds als normale Anleihen bestehen, die am Ende ihrer Laufzeit getilgt werden.

Lediglich 25 Prozent des Geldes des Rettungsfonds sollen in neue Stammaktien der Banken investiert werden. Die jetzigen Aktionäre der Banken sind mit dieser Strukturierung der Kapitalspritzen sichtlich zufrieden, werden die Altaktionäre dabei doch wesentlich weniger verwässert als wenn die Aktienanzahl durch die Ausgabe vieler neuer Papiere stark steigen würde.

Banken zapfen Geldquellen an

Gleichzeitig versuchen die Banken sich zügig Geld zu beschaffen. Die Strategien sind unterschiedlich: Die National Bank of Greece (NBG) will unter anderem Anleihen im Wert von rund 800 Millionen Euro in Aktien umwandeln und die türkische Tochter Finansbank verkaufen. Mit einem Börsenwert von 1,9 Milliarden Euro ist die NBG das größte Institut des Landes vor der Alphabank mit 1,3 Milliarden Euro. Der Konkurrent Piraeus Bank will sich Geld über eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe von CoCo-Bonds beschaffen. Der Börsenwerte werden von Anlegern allerdings gering eingeschätzt.

Auch wenn die beschriebenen Lösungsansätze konstruktiv erscheinen und der Stresstest den Erwartungen entsprochen hat, wollen Investoren nicht mehr über die massiven fundamentalen Probleme der Institute hinwegsehen. Die griechischen Banken und ihre Aktien gingen zwar nach der Verkündung der Stresstest-Ergebnisse relativ betrachtet kurz durch die Decke, bewegen sich aber ansonsten wie blutleere Vampire, die unbedingt frisches Blut, sprich neue Liquidität, brauchen, über das Parkett.

Zig Milliarden Euro sind bereits in die Banken geflossen, sei es in Form von öffentlichen Geldern oder durch Finanzspritzen von privaten Investoren. Gleichzeitig haben die Kunden wegen der zwischenzeitlichen Sorge vor einem Grexit, also dem Austritt Griechenlands aus dem Euro, seit Anfang 2015 Einlagen in Höhe von rund 40 Milliarden Euro von den Instituten abgezogen.

Das Risiko ist also berechtigt, dass die aktuellen Kapitalspritzen angesichts der schwachen Wirtschaft nur eine Episode in einer langen Serie von Kapitalmaßnahmen sein werden. Beim Blick auf die Fundamentaldaten der Institute wird das allzu deutlich. So ist bei der Piraeus Bank der Anteil der faulen Kredite am gesamten Kreditvolumen im dritten Quartal auf 40,5 Prozent gestiegen. Bei der Alpha Bank ist der Wert auf 36,5 Prozent geklettert. Wie sollen sich die Banken bei einer Arbeitslosenquote von herben 25 Prozent und hohen faulen Krediten stabilisieren? Das Umfeld für griechische Bank-Vampire bleibt weiterhin sehr schwierig. Die Penny Stocks dürften daher höchstens für Zocker interessant sein.

Quelle: ntv.de

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