Wirtschaft

Trotz Gläubiger-Streit Griechische Anleihen begeistern Investoren

Viele Griechen teilten die Begeisterung der Investoren für die Rettungspolitik nicht.

Viele Griechen teilten die Begeisterung der Investoren für die Rettungspolitik nicht.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Die Zeit ist knapp. Im kommenden Monat muss Griechenland wieder einmal mehrere Milliarden Euro an Schulden zurückzahlen. Athen braucht dringend frisches Geld. Trotz alledem setzen private Investoren wieder auf die Schuldtitel des Krisenlandes.

Noch ist unklar, wie ein Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern einer Schuldenerleichterung für Griechenland aussehen könnte. Doch während die Finanzminister der Eurostaaten, die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds (IWF) noch streiten, sind die Finanzmärkte bereits fest überzeugt: Die Aussichten für Griechenland waren seit Jahren nicht so rosig wie derzeit. Investoren zahlen für griechische Staatsanleihen so viel wie seit 2009, dem Beginn der Rettungsaktionen für das Eurozonenmitglied, nicht mehr.

Die Rendite - ein Gradmesser für das Ausfallrisiko, das Investoren in einer Anleihe sehen - für zehnjährige griechische Staatsanleihen fiel zuletzt auf unter 5,5 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch rund 9 Prozent und auf dem Höhepunkt der Krise 2012 sogar 27 Prozent. Der Preis für die Papiere stieg auf 86 Prozent des Nennwertes.

Die Investoren sind sich so sicher wie seit Jahren nicht, dass Griechenland mittelfristig zahlungsfähig bleibt. Das setzt aber voraus, dass es zu einer schnellen Einigung für eine weitere Auszahlung des Hilfspakets kommt. Denn schon im kommenden Monat stehen für Athen Rückzahlungen an private Gläubiger und an die Europäische Zentralbank von insgesamt fast 6 Milliarden Euro an. Dafür braucht die griechische Regierung unbedingt die nächste 7,4-Milliarden-Euro-Tranche aus dem aktuellen Hilfspaket, über die die Eurofinanzminister heute beraten.

"Technischer" Kompromiss in Sicht

Zwar hat Griechenland mit einem neuen Spar- und Reformpaket vergangene Woche wichtige Bedingungen für weitere Hilfen erfüllt. Doch zwischen den am Rettungspaket beteiligten Staaten und Institutionen gibt es einen ungelösten Konflikt, der weitere Auszahlungen bislang verhindert. Unter anderem Deutschland will nur mitmachen, wenn sich auch der IWF beteiligt. Allerdings fordert der IWF spürbare Schuldenerleichterungen für Griechenland, da die derzeit von Athen verlangten Sparziele unrealistisch seien. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble lehnt - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt vor der Bundestagswahl - weitere Erleichterungen ab.

Gleichzeitig betonen allerdings sowohl Schäuble und seine Ministerkollegen in der Euro-Zone als auch Vertreter des IWF und der EU-Kommission, dass ein Kompromiss möglich sei. Zwar scheinen die Positionen von Schäuble und dem IWF unvereinbar, doch die Investoren geben sich sicher, dass eine Lösung gefunden werden kann. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire gab bei seinem Besuch in Berlin auch bereits einen Hinweis, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Seinen Angaben zufolge gibt es beim Treffen der Eurogruppe wahrscheinlich "technische Lösungen", die ermöglichen könnten, dass Griechenland zunächst Zusicherungen im Zusammenhang mit seiner Schuldenlast erhalte. Damit hätte Schäuble seine Position durchgesetzt, jetzt formell keine Erleichterung zu gewähren. Der IWF hätte die Zusicherung, dass diese aber in Zukunft kommen wird - und für die Investoren bleibt Griechenlands Zahlungsfähigkeit erhalten.

Quelle: ntv.de, mbo

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