Wirtschaft

Grünes Licht für Spezial-Anleihen Banken bekommen "Coco-Bonds"

Eher nichts für Kleinanleger: Coco-Bonds schaffen dafür zusätzlichen Spielraum für die Banken - bevor der Steuerzahler einspringen muss.

Eher nichts für Kleinanleger: Coco-Bonds schaffen dafür zusätzlichen Spielraum für die Banken - bevor der Steuerzahler einspringen muss.

(Foto: REUTERS)

Die Verhandlungen waren zäh, jetzt ist der Startschuss gefallen: In Deutschland können die Risikomanager der Banken ihre Bilanzen künftig mit neuen Spezialanleihen ausbalancieren. Die Bundesregierung gewährt umfangreiche Steuervorteile.

Der Ausgabe neuartiger Anleihen zum Schutz vor Krisen im deutschen Bankensektor nichts mehr im Wege. Das Bundesfinanzministerium hat eigenen Angaben zufolge den steuerlichen Rahmen für die sogenannten "CoCo"-Bonds (Contingent Convertible Bonds) abgesteckt und damit die Einführung dieser Spezialanleihen ermöglicht. Die neuen Schuldverschreibungen genießen einen Sonderstatus in der Bilanz. Dort können sie als zusätzliches Kernkapital aufgelistet werden - was Vorteile in der Bewertung der jeweiligen Finanzkraft eines Geldhauses bringt.

Den Ausführungen aus dem Ministerium zufolge können die deutschen Banken die Zinsen auf die vergleichsweise teuren Anleihen künftig zudem als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Auch für die Gegenseite gibt es Vorteile: Auf Zahlungen an ausländische Investoren wird keine Kapitalertragsteuer fällig. Die Regeln entsprechen weitgehend der Praxis in anderen europäischen Staaten, heißt es.

Die sogenannten Coco-Bonds entwickeln dank ihrer besonderen Eigenschaften eine Art Sicherheitspuffer für die ausgebenden Banken. In Zeiten verschärfter Regulierungsvorgaben sind sie ein hochwillkommenes Instrument, um bedrängten Geldhäusern im Krisenfall zusätzlichen Spielraum zu verschaffen.

Das Funktionsprinzip ist simpel: Benötigt eine Bank schnell frisches Eigenkapital, lassen sich die Anleihen kurzerhand in Aktien umwandeln. Der Gläubiger wird zum Aktionär - oder muss zusehen, wie seine Coco-Bonds einfach als wertlos verfallen. Somit tragen die Gläubiger dieser Anleihen die Verlustrisiken der Bank mit. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass künftig nicht sofort wieder der Steuerzahler als Erstes einspringen muss, wenn ein Institut in eine existenzbedrohende Schieflage gerät.

Einfach war die Einrichtung der Coco-Konditionen in Deutschland nicht: Die Gespräche zwischen Bund und Ländern über die steuerliche Ausgestaltung zogen sich am Ende länger hin als gedacht. Nordrhein-Westfalen etwa hatte bis zuletzt noch Bedenken zum Thema Cocos, wie eine Sprecherin sagte: "Wir wollen sicherstellen, dass bei einer Einführung keine neuen Steuerschlupflöcher entstehen dürfen."

Fast 6 Prozent Rendite

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB), in dem die großen privaten Geschäftsbanken organisiert sind, begrüßte dagegen den Beschluss als sehr hilfreich. "Hiermit wird auch für deutsche Banken die notwendige Rechtssicherheit hergestellt", erklärte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer.

Die Deutsche Bank und die Aareal Bank stehen angeblich schon längst in den Startlöchern für Coco-Anleihen. Doch im internationalen Vergleich sind die deutschen Institute in diesem Segment sehr spät dran, wie Beobachter betonen. Konkurrenten etwa aus Frankreich und Spanien sind mit den neuen Anleihen schon länger auf dem Markt aktiv.

Nichts für Kleinanleger?

Die Nachfrage der Investoren ist groß, der Anreiz einfach zu verlockend: Trotz aller offensichtlichen Nachteile können sie bei den neuen Coco-Bonds im derzeitigen Niedrigzinsumfeld eine vergleichsweise hohe Rendite erwarten. Aktuell sind es im Durchschnitt knapp 6 Prozent. Aus Sicht der ausgebenden Banken sind die Coco-Bonds vergleichsweise teuer. Dafür erkaufen sie sich den zusätzlichen Spielraum, die Anleihen zur Not in Aktien umwandeln zu dürfen.

Die starke Rendite ist dem erhöhten Risiko geschuldet: Im äußersten Fall muss das investierte Geld komplett abgeschrieben werden. Für Kleinsparer sind die neuen Bonds nach Meinung der Experten eher nicht anzuraten. Das Risiko des Totalverlusts ist für Laien nur schwer einzuschätzen. Im Ernstfall müssten sich die Kleinanleger zudem auch mit ihren Interessen zwischen professionellen Großinvestoren bewegen - und dabei kaum über die erforderliche Durchsetzungskraft verfügen.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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