Wirtschaft

Aktien stehen vor Jahresendrally Anleihencrash im Oktober?

Auch in einer Rally müssen die Anleger gut um die Ecken kommen.

Auch in einer Rally müssen die Anleger gut um die Ecken kommen.

(Foto: imago/PanoramiC)

Chinasorgen, Konjunkturängste und Deflationsgefahr: Die Anleger fliehen derzeit aus Aktien und suchen bei Anleihen Sicherheit. Ein letztes Mal, sagt "Crash-Prophet" Martin Armstrong.

Martin Armstrong, ein nicht unumstrittener Crash-Prophet, rechnet noch im Oktober mit dem Platzen der Blase an den Rentenmärkten und massiven Umschichtungen in Aktien. Deutsche Bundesanleihen sind zuletzt wieder so stark gestiegen, dass ihre Rendite auf 0,5 Prozent gefallen ist. Der Zins ist damit nur noch 0,4 Prozentpunkte von seinem historischen Tief entfernt. Doch die rekordhohen Kurse an den Rentenmärkten drohen schon bald einzubrechen. Ein ganzes Bündel von Ursachen sorgt an den internationalen Anleihenmärkten für Crashgefahr.

Bundesanleihe 10 Y
10-jährige Bundesanleihen 110,26

So könnte ein steigender US-Dollar zu Zahlungsausfällen bei festverzinslichen Papieren aus Schwellenländern führen, die auf die amerikanische Währung denominiert sind. Wertet der Greenback auf, wird es für die Emerging Markets noch teurer, ihre Dollarschulden zu bedienen. Schon heute hat beispielsweise die indonesische Rupie gegenüber dem US-Dollar auf Sicht der zurückliegenden zwölf Monate mehr als ein Fünftel ihres Werts verloren. Der brasilianische Real hat in diesem Zeitraum sogar fast 60 Prozent abgewertet.

Auch aus den USA selbst droht Ungemach. Die zwischen den verfeindeten Demokraten und Republikanern vereinbarte Schuldenobergrenze ist bereits seit März dieses Jahres erreicht. Sie wurde nur durch außerordentliche Maßnahmen, also Tricks, bis zum 11. Dezember 2015 verschoben. Kann sich der Kongress nicht auf einen Staatshaushalt für das neue Fiskaljahr einigen, droht erneut der "Shutdown" also das Schließen öffentlicher Behörden und Einrichtungen. Im schlimmsten Fall könnte es sogar zu einer technischen Zahlungsunfähigkeit der USA kommen.

Gleichzeitig ist in Europa durch die Flüchtlingswelle der Zusammenhalt stark geschwunden. Eine weitere Krise wie zum Beispiel das Wiederaufflammen der Griechenland-Tragödie könnte zu Abverkäufen europäischer Staatsanleihen führen. Gegen den drohenden Anleihencrash können sich Anleger jedoch mit einem Short-ETF auf europäische Staatsanleihen absichern – beispielsweise mit dem von Amundi (WKN A0YF8L).

Crashen Renten, boomen Aktien

Thomas Wukonigg ist Bankkaufmann und verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement.

Thomas Wukonigg ist Bankkaufmann und verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement.

Wenn Armstrong Recht hat, sollten ab Oktober Dividendentitel wieder steigen, da dann das Kapital aus den einbrechenden Anleihen- in die Aktienmärkte fließt. Generell zählt der Oktober historisch betrachtet zu den positiven Börsenmonaten. Seit dem Jahr 1959 stieg der Dax im Oktober um durchschnittlich 0,58 Prozent – auf ein Jahr hochgerechnet bedeutet dies einen Zugewinn von knapp sieben Prozent.

Zudem ist das fundamentale Umfeld deutlich besser als die Stimmung an den Finanzmärkten. In Deutschland signalisiert der Ifo-Index eine weiterhin starke deutsche Wirtschaft. Der ZEW-Index deutet in dieselbe Richtung.

Gleichzeitig hat zuletzt in Frankreich der Einkaufsmanagerindex auf mehr als 50 Punkte zugelegt, was auf ein Wachstum der dortigen Wirtschaft hindeutet. Das französische Konsumentenvertrauen ist so hoch wie seit dem 4. Quartal 2007 nicht mehr. Das spanische Hypothekengeschäft ist im Jahresvergleich sogar um 47,8 Prozent gestiegen und Schweden verzeichnet bei der Kreditvergabe an private Haushalte das stärkste Plus seit 2011. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) expandiert in diesem Jahr trotz der Chinakrise immer noch mit mehr als drei Prozent.

Unter dem Strich entwickelt sich die Weltwirtschaft stabil. Vor diesem Hintergrund befinden sich Aktien nach der Korrektur wieder auf einem interessanten Einstiegsniveau. Anleihen werden dagegen zunehmend riskanter – und das bei einem niedrigen Ertragspotenzial.

Die Kanonen donnern

Schon die Börsenlegende Franklin Templeton riet Anlegern, sie sollten Aktien kaufen, wenn die Ängste am größten sind. Und tatsächlich ist die Stimmung unter den Aktienanlegern mittlerweile mehr als angeschlagen. Zwar scheinen die Sorgen um China übertrieben. Das Thema wird aber voraussichtlich an den Börsen noch länger gespielt – womöglich sogar so lange, bis Peking ein Wirtschaftswachstum prognostiziert, dass die Marktteilnehmer auch glauben. Der VW-Abgasskandal verstärkt das negative Sentiment zusätzlich und verunsichert nicht nur die VW-Aktionäre, sondern das Gros der in Deutschland engagierten Investoren. 

Zyklische Werte sind durch die China-Ängste und den Einbruch der Rohstoff-Werte auf Mehrjahrestiefs gefallen. Bei Großkonzernen wie dem Rohstoffproduzenten Glencore schließen die Marktteilnehmer sogar einen Zusammenbruch nicht mehr aus. Goldminenaktien notieren gemessen am Nettoinventarwert (NAV), also der Summe aller Vermögensgegenstände abzüglich der Schulden, so günstig wie noch nie.

Die zum Teil irrationalen Rückgänge bieten bei ausgewählten Einzeltiteln gute Gelegenheiten zum Kauf. Da die Börsen zu Übertreibungen neigen, kann man allerdings nicht ausschließen, dass die Jahrestiefststände noch einmal unterschritten werden. Daher empfiehlt sich ein Einstieg in mehreren Schritten. Sofern Jahrestiefststände halten, ergibt sich zumindest die Chance auf eine kräftige, technische Gegenbewegung. Auf dieses Szenario setzen Anleger zum Beispiel mit einem Dax-ETF von iShares (WKN 593393) oder etwas breiter gestreut mit einem Indexfonds auf den Euro Stoxx 50, ebenfalls von iShares (WKN 593395).

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Quelle: ntv.de

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