Wirtschaft

Furiose Rückkehr Anleger reißen sich um Portugal-Bonds

Knapp zwei Wochen nach Griechenland schafft Portugal die Rückkehr an den Finanzmarkt. Die Platzierung zehnjährige Anleihen gelingt zu Zinsen von nur 3,58 Prozent. Die Fundamentaldaten rechtfertigen das aber nicht - Investoren setzen auf Mario Draghi.

Wenige Wochen bevor das Hilfsprogramm für Portugal am 17.Mai ausläuft, ist dem Land die Rückkehr an den Finanzmarkt gelungen. Das Land hat per Auktion für 750 Millionen Euro zehnjährige Anleihen zu Zinsen von lediglich 3,58 Prozent platziert. Die Zinsen sind damit auf das niedrigste Niveau seit acht Jahren gesunken. Bislang hatte das Land vor allem auf die Hilfe von Banken zurückgegriffen und so seit Jahresanfang 6,25 Milliarden Euro durch den Verkauf von Anleihen eingenommen.

Portugal war 2011 von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer Kredithilfe von 78 Milliarden Euro vor einem drohenden Staatsbankrott bewahrt worden.

EZB wird's schon richten

Die erfolgreiche Rückkehr an den Kapitalmarkt ist jedoch weniger auf das erwartete portugiesische Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent für 2014 zurückzuführen, sondern hauptsächlich auf die Aussicht, dass die EZB schon bald dem "Vorbild" der US-Notenbank folgen und in großem Stil Anleihen aufkaufen könnte. Zwar ist die Arbeitslosigkeit in Portugal im vierten Quartal 2013 auf 15,3 Prozent gesunken. Dennoch ist die Quote laut IWF immer noch besorgniserregend hoch.

Ministerpräsident Pedro Passos Coelho will die Ausgaben 2014 um 3,2 Milliarden Euro senken, um die Neuverschuldung auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken. 2015 sollen es nur mehr 2,5 Prozent sein.

Hohe Schulden – dennoch niedrige Verzinsung

Die Verringerung der Neuverschuldung ist dringend notwendig, sind die Staatschulden 2013 doch auf 129 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Damit liegen sie in der Nähe des Allzeithochs und mehr als doppelt so hoch wie Ende 2005, als der Wert bei 62,8 Prozent gelegen hatte. "Dank" der Maßnahmen der EZB sind die Zinsen trotz der Explosion der Staatsschulden aber genau so niedrig wie Anfang 2006.

Angesichts der weltweiten Mini-Zinsen sind die Anleihen der Länder aus der Peripherie heiß begehrt. Am 10. April hatte Griechenland bereits für drei Milliarden Euro fünfjährige Anleihen zu lediglich 4,95 Prozent platziert. Dabei ist die wirtschaftliche Lage des Landes weiterhin dramatisch. Die Staatsverschuldung liegt bei 330 Milliarden Euro. Das sind mehr als 175 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der Wert liegt damit noch über dem Niveau der letzten Umschuldung aus dem Jahr 2012, als er bei 156 Prozent gelegen hatte. Der Anteil fauler Kredite belief sich Ende 2013 auf rund 70 Milliarden Euro - das sind 35 Prozent des gesamten Kreditvolumens.

Diese Zahlen zeigen unmissverständlich, dass eine nachhaltige Konjunkturerholung nur schwer möglich ist, zumal die Arbeitslosenquote immer noch bei hohen 26,7 Prozent liegt. Aktuell stört sich der Finanzmarkt daran aber nicht.

Anleihealternativen

Die Renditen vieler Unternehmensanleihen aus Europa sind deutlich geringer als die von Portugal. Allerdings rentiert eine Anleihe von Peugeot (WKN: A1HQZP), die im Januar 2019 ausläuft, bei knapp 3,6 Prozent. Peugeot ist ähnlich wie Portugal eine Restrukturierungsstory. Der Konzern will seine Verluste aus den vergangenen Jahren durch eine schlankere Modellpalette und eine Premiummarke verringern. Über die nächsten Jahre soll wenigstens ein operativer Gewinn im niedrigen einstelligen Bereich erzielt werden.

Eine ähnliche Rendite werfen die Papiere von TAG Immobilien (A1TNFU) und von Helma Eigenheimbau (WKN: A1X3HZ) ab, die jeweils 2018 fällig werden. Allerdings sind dies Nebenwerte, die grundsätzlich ein höheres Risiko bergen.

Daher dürfte eines bei dieser Konstellation klar sein: Weil die Investoren auf der Suche nach Rendite verstärkt bei Anleihen aus der Peripherie zugreifen, könnten die Kurse portugiesischer und griechischer Anleihen weiter steigen und im Gegenzug die Zinsen sinken.

Quelle: ntv.de

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