Wirtschaft

Ökonomenbarometer Noch mehr Dynamik für Deutschland

Die führenden deutschen Volkswirte beurteilen die Aussichten für die Konjunktur immer zuversichtlicher. Kräftige Preissteigerungen erwarten sie dennoch nicht.

Die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft haben sich im April weiter verbessert. Die im Ökonomen-Barometer von "Euro am Sonntag" und dem Nachrichtensender n-tv befragten führenden deutschen Volkswirte bewerten die aktuelle Lage nunmehr mit 63,6 Punkten - ein Zuwachs gegenüber dem Vormonat von 1,4 Prozent. Noch stärker, nämlich um 3,6 Prozent auf 70,9 Punkte, legte die Prognose für die kommenden zwölf Monate zu.

Das sind nicht nur die besten Werte seit April 2014, auffällig ist überdies auch, dass die Erwartungen wieder deutlich, um 7,3 Punkte, über dem aktuellen Stand liegen. Der deutschen Wirtschaft wird demnach eine äußerst dynamische Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten zugetraut. Die meisten der Befragten rechnen außerdem damit, dass in den kommenden Monaten in Deutschland die Inflationsrate ansteigen wird, auch angetrieben durch den schwachen Euro, der die Importpreise verteuert. Allerdings erwartet eine überwiegende Mehrheit von 84 Prozent einen geringen bis mäßigen Anstieg der Inflationsrate. Lediglich zehn Prozent sehen einen stärkeren Inflationsschub.

In ihren Reaktionen bezeichnen die Ökonomen eine moderate Zunahme der Inflation als wünschenswerten Effekt, um die Deflationsgefahr zu bannen. Zudem seien ausufernde Preissteigerungen ohnehin nicht zu erwarten.

Kaum Spielraum für höhere Preise

"Die Konjunktur ist trotz Aufwärtsbewegung noch nicht an den Punkt gelangt, ab dem sich für die Unternehmen nennenswerte Preiserhöhungsspielräume ergeben, um abwertungsbedingte Kostensteigerungen weitergeben zu können", so Juergen B. Donges von der Uni Köln.

Auch die Gefahr einer Blasenbildung an den Finanzmärkten halten die meisten Volkswirte noch für überschaubar, was sich aber vor allem im weiteren Fortgang des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) ändern könnte. "Im Moment gibt es wenige Anzeichen für globale Blasen", sagt Martin Kocher von der Uni München. "Allerdings wird es mit jedem weiteren Monat expansiver Geldpolitik schwieriger, den richtigen Zeitpunkt und das richtige Ausmaß der irgendwann notwendigen Kontraktion zu finden."

Volker Hofmann vom Bundesverband deutscher Banken bringt es so auf den Punkt: "Weltweit wird zu viel Liquidität in die Wirtschaft gepumpt. Blasen erkennt man aber erst, wenn sie geplatzt sind." Insgesamt sehen die Befragten die Blasengefahr eher aufseiten der Aktienmärkte als bei den Anleihemärkten. Rohstoffe sind demnach am wenigsten gefährdet. Immobilien und Devisen gehören zu den leicht überbewerteten Anlageklassen.

Die Ökonomen haben sich in der April-Umfrage auch mit dem Atomabkommen mit dem Iran beschäftigt, auf das sich die UN-Vetomächte und Deutschland vor Kurzem vorläufig verständigt haben. Eine dünne Mehrheit von 52 Prozent spricht sich gegen die Forderung von Wirtschaftsverbänden aus, die Sanktionen gegen den Iran sofort nach der Unterzeichnung eines Atomabkommens Ende Juni aufzuheben.

25 Prozent halten demgegenüber die rasche Aufhebung der Sanktionen für richtig, immerhin 19 Prozent haben sich bei dieser Frage enthalten. "Eine sofortige Aufhebung der Sanktionen wäre eine sinnvolle vertrauensbildende Maßnahme", glaubt Voker Nitsch von der TU Darmstadt. "In Vorleistung zu gehen wäre naiv", hält ihm Martin Leschke von der Uni Bayreuth entgegen. "Ein schrittweises Vorgehen ist der richtige Weg."

Quelle: ntv.de

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