Wirtschaft

Fed beendet die Billig-Geld-Ära Greenspan erwartet Schwierigkeiten

Kann der Fed ein sanfter Ausstieg aus den Konjunkturhilfen gelingen? "Ich glaube nicht, dass dies möglich ist." (Archivbild)

Kann der Fed ein sanfter Ausstieg aus den Konjunkturhilfen gelingen? "Ich glaube nicht, dass dies möglich ist." (Archivbild)

(Foto: REUTERS)

In seiner Zeit an der Spitze der US-Notenbank hat Alan Greenspan viel erlebt: Lange galt er als "Maestro" - am Ende als Mitverursacher der Finanzkrise. Nun äußert er sich zum Vorgehen seiner Nachfolger. An einen problemlosen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes glaubt er nicht.

Der Kurs der US-Notenbank weckt bei einem Mann, der es wissen muss, offene Zweifel: In einem ungewöhnlichen Kommentar zum aktuellen geldpolitischen Kurs der Federal Reserve (Fed) hat sich der frühere Fed-Chef Alan Greenspan kritisch zum Vorgehen seiner Amtsnachfolger geäußert.

Einen reibungslosen Ausstieg aus der Phase der ultralockeren Geldpolitik hält Greenspan demnach für unwahrscheinlich. "Ich glaube nicht, dass dies möglich ist", sagte Greenspan bei einer Veranstaltung der Denkfabrik Council of Foreign Relations in New York.

"Wir haben noch nie Erfahrungen mit einer vergleichbaren Situation gemacht, also werde ich nicht exakt vorhersagen können, wie es ausgeht", betonte der frühere Top-Notenbanker. Kurz zuvor hatte die Fed das planmäßige Ende der milliardenschweren Anleihekäufe angekündigt, mit denen sie seit etwa zwei Jahren Geld in die Finanzmärkte pumpte, um die Konjunktur zu stützen.

Greenspan, der die Notenbank von 1987 bis 2006 leitete, äußerte sich auch kritisch zu diesem Wertpapierkaufprogramm. Es habe zwar den Finanzmärkten geholfen und die Kreditzinsen gesenkt, aber der Realwirtschaft - Unternehmen und Verbrauchern - nicht viel gebracht.

Der Geldhahn schließt sich

Das zur Wochenmitte von der US-Notenbank verkündete Ende der Anleihekäufe war am Markt so erwartet worden - schließlich hatte die amtierende Fed-Chefin Janet Yellen und ihr Vorgänger Ben Bernanke den schrittweisen Ausstieg aus den multimilliardenschweren Stabilisierungsmaßnahmen bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt und sich Monat für Monat an die planmäßige Reduzierung gehalten. Die US-Börsen hatten nach dem jüngsten Fed-Entscheid mit leichten Kursverlusten geschlossen.

Wirklich spannend bleibt aus Sicht von Experten dagegen die Frage, wann genau die Fed erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins wieder anheben will. Die sogenannte Zinswende wird an den Märkten frühestens Mitte 2015 erwartet. Wann der richtige Zeitpunkt sei, könne er nicht beantworten, meinte Greenspan dazu gewohnt diplomatisch. Es gilt in Finanzkreisen eigentlich als ungewöhnlich, wenn nicht als unstatthaft, die Maßnahmen seiner Amtsnachfolger zu kommentieren.

In den USA liegt der Leitzins seit Ende 2008 auf dem historisch rekordniedrigen Niveau zwischen null und 0,25 Prozent. Greenspan selbst ist in Fachkreisen selbst umstritten. Viele Ökonomen halten ihm vor, die geldpolitischen Zügel nach dem Dotcom-Crash zu lange locker gelassen zu haben. So sei der Boden für die Spekulationsblase am US-Häusermarkt bereitet worden, die 2007 platzte und zu einer Rezession der Weltwirtschaft führte. Auf diese Vorwürfe angesprochen, blieb Greenspan fest und hielt an seiner bisherigen Linie fest. Er würde wieder so handeln, bekräftigte der mittlerweile 88-jährige Wirtschaftswissenschaftler.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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