Wirtschaft

Zinswende am Aktienmarkt? Goldman Sachs warnt Anleger

Nach der Flut kommt die Ebbe: An der New Yorker Börse bereiten sich Analysten auf die große Zinswende vor.

Nach der Flut kommt die Ebbe: An der New Yorker Börse bereiten sich Analysten auf die große Zinswende vor.

(Foto: AP)

Die Worte der Analysten wiegen schwer: Kurz nach den Allzeithochs an der New Yorker Wall Street rechnen die Börsenexperten bei Goldman Sachs offenbar mit einer Abkühlung am Aktienmarkt. Ist der große Börsenboom vorbei?

Die US-Großbank Goldman Sachs rät für die kommenden Monate zu mehr Zurückhaltung bei Investitionen am Aktienmarkt. Wie das Geldhaus mitteilte, stuften die Experten der hauseigenen Analyseabteilung ihre Kurzfrist-Empfehlung für internationale Dividendentitel auf "neutral" herab. Im Sprachgebrauch der Anlagestrategen bedeutet das keine weiteren Zukäufe, aber auch keine voreiligen Verkäufe.

Ein Anstieg der Zinsen werde die Aktienkurse in den nächsten drei Monaten nach unten drücken, heißt es zur Begründung in der Goldman-Sachs-Empfehlung für Anleger. Offensichtlich bereiten sich die Analysten der Großbank damit auf eine unmittelbar bevorstehende Zinswende im Dollarraum vor. US-Notenbankchefin Yellen hatte in den vergangenen Monaten wiederholt bekräftigt, am bisherigen Zeitplan beim Zurückfahren der Konjunkturhilfen festhalten zu wollen. Das milliardenschwere Wertpapierkaufprogramm läuft demnach zum Oktober aus. Offen ist bislang, wie die US-Notenbank auf etwaige Verwerfungen am Markt reagieren will.

Wann kommt es zur Zinswende?

Bei einer Anhörung vor dem US-Kongress hatte die Fed-Chefin jedoch ein weiter niedriges Zinsumfeld signalisiert. Doch sie deutete zugleich an, dass die Zinsen früher steigen könnten, sollte die Erholung in den USA weiter gute Fortschritte machen. Yellen wiederholte in Washington ihre frühere Äußerung, wonach eine Zinsstraffung von der wirtschaftlichen Lage und der konjunkturellen Entwicklung abhängt.

In den letzten Monaten konnten die Währungshüter in den USA eine Serie von starken Arbeitsmarktdaten verzeichnen. In den ersten sechs Monaten des Jahres wuchs die Zahl der Beschäftigten durchschnittlich um 230.000 pro Monat. Im Juni war die Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent gefallen, noch im März hatte sie 6,7 Prozent betragen.

Das Ende der Billiggeld-Ära

In den Augen der Goldman-Experten steht damit offenbar einer baldigen Zinsanhebung im Dollarraum nichts mehr im Wege. Derzeit noch liegt der Leitzins der Federal Reserve (Fed) auf seinem historischen Tief nahe null. Bislang gehen die meisten Experten allerdings erst ab Mitte 2015 von einer ersten Zinserhöhung aus.

Für die Ökonomen bei Goldman Sachs sieht die Lage anders aus. Sie rechnen offenbar mit einer deutlichen früheren Zinsanhebung. In Anlegerkreisen dürfte die neue Einschätzung aus dem Inneren einer führenden Wall-Street-Größe für erhebliches Aufsehen sorgen. Dazu kommen die ergänzenden Empfehlungen der Goldman-Sachs-Analysten: Wie es in dem Ratschlag an Anleger weiter heißt, habe außerdem auch die Beschleunigung des weltweiten Wirtschaftswachstums ihren Höhepunkt bereits hinter sich, und die geopolitischen Risiken hätten zugenommen.

Auf Sicht von zwölf Monaten seien Aktien jedoch weiterhin die attraktivste Anlageklasse, stellten die Analysten fest. Ihrer Auffassung nach sollten in den Portfolios der Investoren Papiere aus Europa und Japan ein überdurchschnittliches Gewicht haben. Für Titel aus den USA dagegen empfehlen die Goldman-Sachs-Experten ein geringeres Gewicht.

"Übergewichten", also gegebenenfalls nachkaufen, sollten die Anleger ferner Aktien aus Wachstumssektoren wie etwa der Technologiebranche. Die globalen Aktienbörsen haben in diesem Jahr kontinuierlich zugelegt. Der MSCI-Weltindex war Anfang Juli auf ein Rekordhoch gestiegen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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