Wirtschaft

Wüstenstrom ohne Eon und HSH Desertec ignoriert die Deutschen

Windenergieanlagen bei Tanger: "Dieses Geschäft funktioniert auch ohne sie."

Windenergieanlagen bei Tanger: "Dieses Geschäft funktioniert auch ohne sie."

(Foto: dpa)

Der Traum von einer umweltfreundlichen Energieversorgung für Europa hat für die Unterstützer des Projekts Desertec nichts an seiner Anziehungskraft verloren. Ein Energieversorger aus Saudi-Arabien will die Pläne weiter vorantreiben.

Internationale Gesellschafter der Wüstenstrominitiative Desertec Industrial Initiative (Dii) wollen sich durch den Ausstieg mehrerer ihrer deutschen Partner nicht irritieren lassen. "Wir hätten deutsche Firmen wegen ihrer Innovationskraft gern als Partner, aber dieses Geschäft funktioniert auch ohne sie", sagte der Chef des saudi-arabischen Kraftwerksbetreibers ACWA Power, Paddy Padmanathan, dem Berliner "Tagesspiegel". Ähnlich äußerten sich demnach auch Vertreter weiterer Unternehmen.

Die deutschen Konzerne Bilfinger und Eon sowie die HSH Nordbank hatten kürzlich angekündigt, sie wollten Desertec den Rücken kehren. Die 2009 gestartete Initiative Dii soll die Idee umsetzen, in Nordafrika und im Nahen Osten Wind- und Sonnenstrom zu produzieren, der dann teilweise auch nach Europa exportiert wird.

"Veränderungen im Dii-Firmennetzwerk hat es immer wieder gegeben und das wird auch so bleiben", heißt es in einer Mitteilung der Initiative zum Ausstieg von Bilfinger, Eon und HSH Nordbank. Die Initiative sei seit 2009 "immer internationaler geworden". Inzwischen seien Unternehmen aus 17 Ländern bei Dii aktiv. "Die Mehrzahl der Gesellschafter hat bereits jetzt signalisiert, dass sie der Dii treu bleiben wollen. Zudem gibt es weitere Unternehmen aus Asien, aus arabischen Ländern und aus Europa, die künftig mitarbeiten wollen."

Chinesen bleiben dran

Bei Desertec aktiv engagiert bleiben wollen laut "Tagesspiegel" zum Beispiel der US-Solarmodulhersteller First Solar sowie der Projektentwickler Maurisolaire aus Mauretanien. Erst vor wenigen Monaten war zudem der chinesische Stromnetzbetreiber State Grid Corporation of China (SGCC) dem Dii-Netzwerk beigetreten.

"Der Erneuerbare-Energien-Sektor wird in jedem Fall weiter wachsen", sagte Padmanathan der Zeitung. "Wenn die Deutschen sich darauf nicht mehr so stark konzentrieren, werden andere kommen, um die Führungsrolle für sich zu beanspruchen."

Geschäftschancen im Süden

Komplett ohne deutsche Unterstützung muss die Initiative nicht auskommen. Namhafte deutsche Unternehmen sind weiterhin bei Dii vertreten, darunter der Stromkonzern RWE und der Rückversicherer Munich Re. Abgesehen davon sind deutsche Unternehmen auch an Wüstenstromprojekten außerhalb der Desertec-Initiative beteiligt.

Erklärtes Ziel der Wüstenstrom-Initiative ist es weiterhin, den "Strommix in Nordafrika und dem Nahen Osten positiv in Richtung erneuerbare Energien" zu verschieben. "Wir möchten unseren Beitrag für einen Markt leisten, in dem ein Austausch von Strom zwischen den Ländern Nordafrikas, des Nahen Ostens und Europas möglich wird", teilte Dii mit.

Der Ausbau erneuerbarer Energien in Nordafrika und im Nahen Osten sei bereits in Gang gekommen, heißt es, und auch nicht mehr aufzuhalten. "Diese Entwicklung sehen wir klar am Horizont. Und das gilt auch für die damit verbundenen Geschäftschancen."

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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