Wirtschaft

"Deutlich erhöhte Unsicherheit" Bundesbank bestätigt Schwächen

Blick auf die Frankfurter Skyline: Über Deutschland ziehen dunkle Konjunkturwolken auf.

Blick auf die Frankfurter Skyline: Über Deutschland ziehen dunkle Konjunkturwolken auf.

(Foto: REUTERS)

Die ungewöhnliche Häufung von Krisen und Konflikten macht der deutschen Wirtschaft offenbar zunehmend zu schaffen: Forscher messen einen sprunghaften Anstieg des Rezessionsrisikos. Selbst die Bundesbank macht sich Sorgen. Ist der Aufschwung in Gefahr?

Die Gefahr einer Rezession in Deutschland ist dem gewerkschaftsnahen Institut IMK zufolge drastisch gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit liege inzwischen bei 25,2 Prozent, teilte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) im aktuellen "Konjunkturindikator" mit. Im Juli seien es lediglich 7,5 Prozent gewesen.

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Gleichwohl liege der nach einem Ampelsystem aufgebaute Indikator noch im "grünen Bereich" und signalisiere ein geringes Risiko einer Rezession. Erst ab 30 Prozent schaltet die Ampel auf gelb. "Der deutliche Sprung mahnt zur Wachsamkeit", sagte IMK-Forscherin Sabine Stephan. "Er könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass die seit Dezember 2012 währende Phase sehr geringer Rezessionswahrscheinlichkeiten zu Ende ist, und die deutsche Wirtschaft nunmehr in ein unruhiges Fahrwasser mit deutlich erhöhter Unsicherheit gerät."

"Häufung ungünstiger Nachrichten"

Das Bruttoinlandsprodukt war von April bis Juni um 0,2 Prozent zum Vorquartal und damit erstmals seit mehr als einem Jahr geschrumpft. Bei zwei aufeinanderfolgenden Minus-Quartalen wird von einer Rezession gesprochen. Die Befürchtungen der IMK-Forscher werden durch den aktuellen Konjunkturbericht der Bundesbank indirekt bestätigt: Die Eskalation der Ukraine-Krise trübt demnach die Aussichten für die deutsche Wirtschaft tatsächlich deutlich ein.

Die noch im Frühjahr prognostizierte weitere Festigung des Aufschwungs im zweiten Halbjahr sei infrage gestellt, warnen die Ökonomen der Bundesbank in ihrem Monatsbericht für August. Da jedoch die Binnenwirtschaft weiter anziehe und auch die Aussichten am Bau gut seien, zeichne sich keine "konjunkturelle Richtungsänderung" ab.

Ukraine, Libyen, Gaza und Irak bereiten Sorgen

Mit Blick auf die Konfliktherde im Osten der Ukraine sowie in Libyen, Nahost und dem Irak spricht die Bundesbank von einer ungewöhnlichen "Häufung ungünstiger Nachrichten aus dem internationalen Umfeld". Dass die Industrie unter diesen Belastungsfaktoren leiden werde, zeichne sich bereits im "spürbar nachgebenden Auftragsfluss" ab. Die neuen Schwächen im chinesischen Immobilienmarkt sind in der Betrachtung noch nicht berücksichtigt.

Auch die sinkenden Erwartungen an das Exportgeschäft sind den Angaben der Bundesbank zufolge ein schlechtes Omen. "Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass die verschärfte Sanktionspolitik gegenüber Russland und die Gegenmaßnahmen der dortigen Regierung nicht ohne Wirkung auf den Außenhandel bleiben werden", schreiben die Volkswirte der Bundesbank.

Nicht erst seit der Krim-Krise

Auffällig sei allerdings, dass die Ausfuhren nach Russland bereits seit Anfang vorigen Jahres tendenziell rückläufig waren. "Offensichtlich haben sich die Rahmenbedingungen für einen prosperierenden Handel mit Russland nicht erst seit der Ukraine-Krise verschlechtert", folgern die Volkswirte.

Mit Blick auf das abgelaufene zweite Quartal geht die Bundesbank davon aus, dass die Investitionsausgaben der Firmen für neue Ausrüstungen wohl nicht ganz das Volumen der Wintermonate erreicht haben. Der private Verbrauch dürfte hingegen im Frühjahr erneut zugelegt haben. Die Detailergebnisse zum zweiten Quartal, in dem die deutsche Wirtschaft nach vorläufigen Daten um 0,2 Prozent geschrumpft war, legt das Statistische Bundesamt am 1. September vor.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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