Wirtschaft

Rindfleisch, Wein und Autos Australien und Japan beschließen Freihandel

"Ein historisches Abkommen": Australiens Premier Tony Abbott (links) und sein japanischer Kollege Shinzo Abe.

"Ein historisches Abkommen": Australiens Premier Tony Abbott (links) und sein japanischer Kollege Shinzo Abe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sieben Jahre lang ringen die Pazifik-Wirtschaftsmächte Japan und Australien um ein Freihandelsabkommen - nun gelingt der Durchbruch. Während die Politik das Abkommen als "historisch" feiert, beklagen viele Unternehmen die mangelnde Transparenz.

Die Regierungschefs Japans und Australiens haben ein Freihandelsabkommen vereinbart. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und sein australischer Amtskollege Tony Abbott einigten sich laut Medienberichten nach siebenjährigen zähen Verhandlungen in Tokio auf das Abkommen. Australien ist damit die erste große Agrarexportnation, mit der Japan ein solches Abkommen schließt.

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Die Regierung in Canberra wird damit ihren Absatz an Milchprodukten, Fleisch, Wein und einer Reihe an Dienstleistungen für mindestens die nächsten 20 Jahre deutlich steigern können. Gleichzeitig werden japanische Hersteller von Autos, Fernsehern und anderen Hightech-Geräte künftig einen einfacheren Zugang zum Markt "down under" erhalten.

Die Verhandlungen waren lange Zeit wegen Differenzen über Tokios Rindfleischzölle schwierig gewesen. Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, schottet seine Landwirtschaft für gewöhnlich mit hohen Zöllen gegen ausländische Konkurrenz ab. Japan forderte im Gegenzug für Zollsenkungen die Aufhebung der Zölle auf die Pkw der japanischen Automobilindustrie.

Intransparente Verhandlungen beklagt

Australiens Handelsminister Andrew Robb sagte, es sei "harte Arbeit" gewesen, das Abkommen unter Dach und Fach zu bringen. Beide Seiten hätten dabei jedoch guten Willen gezeigt. "Es ist ein Abkommen, das in seinem Ausmaß an Liberalisierung, dem sich Japan verpflichtet hat, historisch ist", sagte Robb der australischen Zeitung "The Sydney Morning Herald". Australiens Unternehmen und Konsumenten würden demzufolge stark von dem Freihandelsabkommen profitieren. Beispielsweise würden sich Autos um durchschnittlich 1500 australische Dollar pro Stück vergünstigen. Nachdem GM vergangenes Jahr das Ende seiner Produktion von Fahrzeugen in Australien angekündigt hatte, waren die Japaner von Toyota bereits der letzte verbleibende Hersteller auf dem Kontinent.

Die australische Regierung gab an, dass das Bruttoinlandsprodukt des Landes durch das Abkommen um mehrere Dutzend Milliarden Dollar stiege. Den größten Zuwachs würde dabei die Fleischindustrie verbuchen, die in den kommenden 20 Jahren um rund 5,5 Milliarden Dollar anwachsen soll. Dabei stellte gerade dieser Handelszweig zuvor ein zentrales Hindernis dar. Australien wollte die japanischen Zölle auf Fleischerzeugnisse von derzeit 38 Prozent mindestens halbiert sehen, Japan beharrte auf einer Absenkung auf mindestens 25 Prozent. Wie eine Einigung letztlich erzielt wurde, ist bislang unklar.

Ein Vorbild für TTIP?

Australiens Handelskonzerne drängen die Regierung daher darauf, alle Details des Abkommens öffentlich zu machen. Die Handels- und Industriekammer sagte, dass die Verhandlungen intransparent gewesen und die Folgen für Australiens Unternehmen unklar seien.

Die Verhandlungen gelten als wegweisend für vergleichbare politische Großprojekte. Zwischen Europa und den USA laufen derzeit zum Beispiel Vorbereitungen auf ein transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP). Das Vorhaben gilt als umstritten - unter anderem wegen intransparenter Absprachen und der massiven Sorge, US-Unternehmen könnten im Zuge der TTIP-Verhandlungen erreichen, europäische Standards aus den Bereichen Daten-, Umwelt- und Verbraucherschutz aufzuweichen.

Die australische Delegation um Ministerpräsident Abbott reist morgen weiter nach Südkorea. Es wird erwartet, dass dort das nächste Freihandelsabkommen geschlossen wird.

Quelle: ntv.de, bwe/dpa

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