Wirtschaft

Wie viel halten die Banken aus? Aufseher enthüllen den Stresstest

Blick aus dem 15. Stock des EZB-Neubaus auf die Bankentürme in Frankfurt am Main: Der Stresstest soll zeigen, wie widerstandsfähig Europas Geldhäuser wirklich sind.

Blick aus dem 15. Stock des EZB-Neubaus auf die Bankentürme in Frankfurt am Main: Der Stresstest soll zeigen, wie widerstandsfähig Europas Geldhäuser wirklich sind.

(Foto: AP)

Wie stabil ist Europas Finanzsystem? In einer umfangreichen Belastungsprobe wollen die Aufseher herausfinden, ob die Bilanzen der Banken eine Rezession tatsächlich verkraften können. Die Kriterien dazu liegen nun erstmals vor.

Diese Prüfung soll strenger und schärfer ausfallen als alle anderen: Europas Bankenaufseher wollen die europäischen Kreditinstitute in den kommenden Monaten durch den bislang härtesten Stresstest schicken. Dabei müssen die Banken beweisen, dass sie selbst im Fall eines Konjunktureinbruchs mit einem Verfall von Immobilienpreisen und Aktienkursen sowie einer gegen Null tendierenden Inflation nicht aus dem Gleichgewicht geraten würden.

Die genauen Kriterien für das Stress-Szenario legte die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA (European Banking Authority, EBA) nun in London vor: Mit der Überprüfung will die EBA Vertrauen in die Banken schaffen. Diese Maßnahme soll dabei nicht nur die politische Öffentlichkeit und die leidgeprüften Steuerzahler Europas beruhigen, die in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe instabiler Geldhäuser vor dem Zusammenbruch bewahren mussten.

Stichwort: Vertrauen

Die Aktion der Bankenaufsicht zielt auch darauf ab, das Vertrauen der Banken untereinander zu stärken. Solange die Institute bereit sind, sich wechselseitig Geld zu leihen, lassen sich kurzfristige Belastungen bei einzelnen Häusern leichter abfangen als durch staatliche Hilfsaktionen.

Der Stresstest läuft in den kommenden Monaten an und besteht im Wesentlichen aus Rechenspielen, in denen die Bilanzentwicklung der Banken unter den Bedingungen unterschiedlicher, hypothetischer Ausgangsszenarien durchgerechnet wird. Bei früheren Tests hatten Beobachter kritisiert, dass die Vorgaben der negativen Szenarien zu harmlos ausgefallen seien. Dies habe die Aussagekraft des gesamten Stresstests in Frage gestellt, hatte es geheißen, und wenig dazu beigetragen, neues Vertrauen innerhalb der Branche aufzubauen. Die bisherigen Stresstests in Europa hatten damit ihr wichtigstes Ziel verfehlt.

Welche Bank wird durchfallen?

Bei dem anstehenden Test wollen die Prüfer daher nun besonders streng vorgehen und auch einen scharfen Wirtschaftseinbruch in ihre Berechnungen einbeziehen. Die Ergebnisse des Tests sollen im Oktober vorliegen.

Die Annahmen sehen unter anderem vor, dass die europäische Wirtschaft in diesem Jahr nicht wie eigentlich angenommen wächst, sondern um 0,7 Prozent schrumpft. Für das kommende Jahr wird dann ein Rückgang von 1,5 Prozent simuliert, für 2016 eine minimale Erholung um 0,1 Prozent.

Fettpolster für karge Tage

Auch im schlimmsten Szenario des Tests müssen die Banken noch auf eine harte Eigenkapitalquote von mindestens 5,5 Prozent kommen. Das heißt, dass die Risikopositionen der Institute auch bei einem Wirtschaftseinbruch mit genügend eigenen Mitteln abgesichert sind. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Bankenkrisen. Derzeit haben die Institute nach EBA-Angaben im Schnitt eine harte Eigenkapitalquote von 11,7 Prozent.

Der EBA-Stresstest bildet zugleich den Abschluss der dreistufigen intensiven Überprüfung der 128 größten Banken der Eurozone durch die Europäische Zentralbank (EZB). Mit dem umfassenden Check will die Notenbank Risiken und Kapitallücken in den Bilanzen der Banken aufspüren, ehe sie am 4. November als Teil der europäischen Bankenunion die Oberaufsicht über die Großbanken der Eurozone übernimmt. Den Stresstest veranstalten die Experten der EZB und der EBA noch gemeinsam. Die EBA ist nicht nur die für die Euro-Geldhäuser, sondern auch für die europäischen Banken außerhalb der Eurozone zuständig.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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