Wirtschaft

Die Woche der Wahrheit Zahlt Griechenland?

Herzliche Geste, strahlendes Lächeln auf beiden Seiten: Christine Lagarde und Yanis Varoufakis Mitte Februar in Brüssel.

Herzliche Geste, strahlendes Lächeln auf beiden Seiten: Christine Lagarde und Yanis Varoufakis Mitte Februar in Brüssel.

(Foto: REUTERS)

Es wird gezahlt. Alle Auflagen der Gläubiger eingehalten. Ad infinitum, unbegrenzt. Es sind starke Versprechen und traute Bilder, die Griechenlands Finanzminister Varoufakis und IWF-Chefin Lagarde abgeben. Wird das den Zweiflern reichen?

Betrachtet man Bilder von IWF-Chefin Christine Lagarde und Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis, etwa die von einem Treffen Mitte Februar, scheint die Chemie zu stimmen. Es wird gelächelt, gelacht gar, eine Hand liegt vertrauensvoll auf einem Arm. Und ist das eine Lederjacke, die die elegante Madame Lagarde beim Aufeinandertreffen mit dem griechischen Rebell trägt?

Jeroen Dijsselbloem blickt auf Christine Lagarde und Yanis Varoufakis.

Jeroen Dijsselbloem blickt auf Christine Lagarde und Yanis Varoufakis.

(Foto: REUTERS)

Zieht man den Zoom etwas größer, sehen die Bilder anders aus. Da steht dann Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem daneben. Lächelt er? Ist er amüsiert? Oder verkrampft? Schwer zu sagen. Seine Arme sind allerdings deutlich verschränkt.

Es ist schwer, in der Griechenland-Krise Bilder und Meldungen zusammenzubringen. Aktuell sehen die Bilder einig aus, obwohl es hinter den Kulissen mächtig im Gebälk krachen soll. So soll der IWF Medienberichten zufolge seine Fachleute über die Ostertage nach Hause geschickt haben, weil bei der anhaltenden Reformverweigerung Athens kein produktives Gespräch möglich sei. Es war die Rede von griechischen Vertretern, die als Retourkutsche auf das orthodoxe Ostern pochten, alle Gespräche sollten bis Mitte April stocken.

Starke Zusagen

Entgegen dieser Meldungen haben sich IWF-Chefin Lagarde und Finanzminister Varoufakis am Ostersonntag zusammengesetzt. Ein produktives informelles Treffen, eine starke Zusage: Sein Land beabsichtige, alle vereinbarten Auflagen gegenüber allen Gläubigern "ad infinitum", also unbegrenzt, einzuhalten, sagte Varoufakis im Anschluss. Lagarde begrüßte die Zusage auch im Hinblick auf die anstehende Zahlung einer Kreditrate von 450 Millionen Euro an den IWF am 9. April.

Genau um diese Zahlung hatte es zuvor Tumult gegeben. Innenminister Nikos Voutzis hatte deren fristgerechte Rückzahlung in Frage gestellt, ein Regierungssprecher versicherte kurz darauf die pünktliche Zahlung, Zweifel waren geblieben.

Jetzt soll alles gut werden: Lagarde und Varoufakis vereinbarten eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Athener Regierung und den Institutionen der internationalen Geldgeber. Anhaltende Unsicherheit über den Erfolg der Hilfsprogramme an Griechenland seien weder im Interesse des Landes, noch der Gläubiger, sagte die IWF-Chefin.

Eine Lösung der griechischen Finanzkrise könne nur in der "europäischen Familie" gefunden werden, betonte Varoufakis in einem Gespräch mit dem Athener Wirtschaftsblatt "Naftemboriki" und bezog sich dabei auf Gerüchte, Griechenland könne Kredite außerhalb der EU, etwa in Russland oder China, suchen. Der Finanzminister schlug ein Bündel von Maßnahmen vor, die nach Abschluss der noch laufenden Verhandlungen zum aktuellen Sparprogramm das griechische Schuldenproblem endgültig lösen könnte. Darunter sei eine Restrukturierung der Schulden, zudem soll die Tilgung mit dem Wachstum gekoppelt werden.

Das hört sich alles nicht schlecht an, aber was ist, wenn die Überweisung der Millionen am Donnerstag nicht klappt? Dann gehen die Verhandlungen vermutlich in der einen oder anderen Form weiter. Aber es wird nicht nur immer schwerer werden, freundliche Bilder von düsteren Gerüchten zu trennen. Es wird auch immer schwerer werden, einen "Graccident", ein versehentliches Schlittern in den Euro-Ausstieg zu verhindern. "Wer Szenarien für einen Austritt Griechenlands ausarbeite, erweise Europa einen schlechten Dienst", sagte Varoufakis am Montag. Die Zweifler wird er nur mit Taten überzeugen.

Quelle: ntv.de

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