Wirtschaft

Bullen und Bären im Clinch Wie geht’s im Dax weiter?

Aktuell machen die Bullen eine kleine, kurze Pause. Werden das die Bären nutzen?

Aktuell machen die Bullen eine kleine, kurze Pause. Werden das die Bären nutzen?

(Foto: REUTERS)

Angetrieben von der Geldpolitik der EZB eilt der Dax von Rekord zu Rekord. Die Bären haben aber genügend Argumente für einen Rückschlag gesammelt. Verlieren die Bullen die Oberhand? Ein Pro und Contra.

Pro: Die Rally geht weiter

EZB-Geld als Treibstoff

Dax Kursindex
Dax Kursindex 7.071,47

Die Rally beim Dax erinnert viele Anleger an die Jahre 2000 oder 2007: Ebenso wie damals verbucht der Index derzeit fast täglich kräftige Kursgewinne, ohne dass sich die Fundamentaldaten der Unternehmen stark verändern. Etliche Experten sagen daher ganz offen, auf welchen Faktor die Hausse zurückzuführen ist. "Die niedrigen Zinsen, der schwache Euro und damit im Endeffekt die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank sind weiterhin die Haupttreiber für den Dax", schreibt etwa Markus Wallner, Analyst bei der Commerzbank.

Während die EZB angekündigt hat, bis September 2016 1,14 Billionen Euro zu drucken, erwarten viele Experten, dass die US-Notenbank Mitte dieses Jahres die Zinsen anheben könnte. Das Auseinanderlaufen der Geldpolitik in den beiden Regionen führt dazu, dass der Euro abschmiert. Das beflügelt wiederum den Dax, verfügen die Dax-Firmen doch über ein deutlich größeres Exportgeschäft als die Unternehmen aus den anderen europäischen Indizes. Deswegen läuft der Dax derzeit deutlich besser. Bei einem weiteren Verfall des Euro könnte die Hausse bei dem Index weitergehen, vor allem bei Unternehmen wie den Autoherstellern, die einen wichtigen Teil ihres Geschäfts in den USA machen, oder in Ländern wie China, deren Währungen an den Dollar gekoppelt sind.

Niedrige Zinsen und hohe Dividenden on Top

Mit ihren Anleihekäufen drückt die EZB die Zinsen immer weiter nach unten. Inzwischen werfen Anleihen aus der Euro-Zone im Volumen von mehr als zwei Billionen Euro negative Zinsen ab. Da die EZB angekündigt hat, sie werde Papiere mit einer "Rendite" von bis zu minus 0,20 Prozent kaufen, dürften die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen sich schon bald dieser Marke nähern. Auf ihrer verzweifelten Suche nach Rendite dürften die Investoren anschließend bei italienischen und spanischen Anleihen zugreifen und auch deren Zinsen in Richtung minus 0,20 Prozent drücken. Weiter sinkende Zinsen könnten daher dem Dax nochmal einen Schub geben.

Die Dividendenrendite des Dax, die die Dividendenzahlungen der Unternehmen im Verhältnis zu deren Börsenwert darstellt, liegt mit 2,5 Prozent nicht nur meilenweit über der Verzinsung von Staatsanleihen. Die Dividendenrendite übersteigt auch deutlich die Verzinsung von Unternehmensanleihen der Euro-Zone, die aktuell rund 1,2 Prozent abwerfen. Zum Vergleich das Jahr 2007: Im Juli lag die Dividendenrendite mit 2,8 Prozent deutlich unter Verzinsung von zehnjährigen Bundesanleihen, die 4,7 Prozent erreicht hatte. Aktien sind bei den aktuellen Anlagemöglichkeiten alternativlos.

Contra: Die Rally geht zu Ende

Da ein weiter fallender Euro und sinkende Zinsen der Antriebsmotor des Dax sind, liegen genau hier die Risiken für einen möglichen Kursrückschlag beim Dax. Denn eine so rasante Talfahrt beim Euro kann jederzeit eine Gegenbewegung auslösen. Etwa, wenn sich bei Investoren die Einschätzung durchsetzt, dass die US-Notenbank wegen der Serie miserabler US-Konjunkturdaten die Zinsen zur Jahresmitte doch nicht anhebt. Dann könnte das für eine deutliche Erholung beim Euro sorgen und würde den Dax merklich belasten. "Der Euro-Dollar-Kurs dürfte nicht ins Bodenlose fallen. Fundamentale und markttechnische Indikatoren sprechen sogar für eine markante Gegenbewegung, die den Euro im zweiten Halbjahr bis auf 1,20 US-Dollar führen kann", schreibt deshalb Christian Apelt, Analyst bei der Helaba.

Der andere Risikofaktor sind die Zinsen in der Euro-Zone. Wenn sich die Lage in Griechenland weiter verschärfen sollte – die Zinsen für dreijährige griechische Anleihen waren zuletzt auf 20 Prozent hochgeschossen – könnten Investoren trotz des Anleihenkaufprogramms der EZB beginnen, italienische oder spanische Anleihen auf den Markt zu werfen. Deutlich steigende Zinsen würden den Dax-Motor ebenfalls erheblich abbremsen.

Für Bullen und Bären gibt es derzeit jede Menge guter Argumente. Bislang haben die Bullen die Nase vorne, vieles spricht für eine Trendfortsetzung. Aber nach dem ersten Quartal werden die Karten neu gemischt, weil viele Fondsmanager dann ihre Zwischenergebnisse abgeliefert haben. Vielleicht kommen die Bären dann zum Zug und läuten Gewinnmitnahmen nach der rasanten Rally der vergangenen Wochen ein.

Quelle: ntv.de

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