Wirtschaft

Nach der Krise ist vor der Krise Wie geht es weiter für den Dax?

Wohin geht die Reise?

Wohin geht die Reise?

(Foto: REUTERS)

Das Brexit-Votum sorgt an den Börsen weltweit für kräftige Verluste. Vor allem Banken und Fluggesellschaften verlieren. Sind das schon Schnäppchenpreise? Nicht unbedingt.

Das Brexit-Votum bedeutet eine Zeitenwende: Ein Ausstieg der Briten aus der EU wird nicht nur die britische, sondern auch die Wirtschaft auf dem Kontinent in den nächsten Quartalen deutlich belasten. Außerdem nehmen die Sorgen zu, dass Länder wie Italien, Spanien oder Frankreich versuchen könnten, aus dem Euro auszutreten. Die Risiken dürften in den nächsten Monaten für deutlichen Druck auf den Dax und den Aktienmarkt in der Eurozone insgesamt ausüben, eine nachhaltige Kurserholung dürfte schwer fallen.

Wie groß die Risiken sind, zeigt der Kursverfall europäischer Bankaktien wie beispielsweise Deutsche Bank und Commerzbank. Die auf immer neue Rekordtiefs sinkenden Zinsen belasten die Institute schwer, weil ihre Marge bei der Vergabe von Krediten im Zuge rückläufiger Zinsen gesunken ist. Die Papiere der Banken dürften daher ihren Abwärtstrend fortsetzen, gerade wenn die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern und die Zinsen noch tiefer in den negativen Bereich drücken sollte.

Neben den Bankaktien dürften auch die Papiere vieler anderer Zykliker, also Aktien von stark konjunkturabhängigen Unternehmen, im Rückwärtsgang bleiben - so wie die Automobilaktien. Für die Premiumhersteller Daimler und BMW ist Großbritannien der größte Absatzmarkt in Europa nach Deutschland. Die kräftige Abwertung des britischen Pfunds trübt auch die Perspektiven für die Automobilhersteller und -zulieferer wie etwa Continental ein.

Die größten Profiteure des Kursrückschlags an den Börsen sind dagegen Gold und die Goldförderer wie Barrick Gold und Newmont Mining. In zunehmend unsicheren Zeiten ist der "sichere Hafen" Gold gefragter denn je, weil Anleger riskante Vermögenswerte wie Aktien verkaufen. Anleger flüchten aber auch in Staatsanleihen von Ländern mit einer hohen Bonität. So sinken die Zinsen in den USA rapide und nehmen das Rekordtief von 1,4 Prozent für zehnjährige Staatsanleihen vom Juli 2012, also dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, ins Visier. Je tiefer die US-Zinsen sinken, umso mehr Rückenwind bekommt Gold. Denn Gold-Anleger erhalten keine Zinserträge, und bei rückläufigen Zinsen fällt der Zinsnachteil des Edelmetalls immer geringer aus.

Defensive gefragt

In diesem Umfeld schichten Anleger zudem zusehends Geld aus Zyklikern in Aktien aus defensiven Branchen um, also Sektoren, die weniger stark von der Konjunkturentwicklung abhängen - wie Nahrungsmittel- und Getränkehersteller, Konsumgüterproduzenten (wie beispielsweise Beiersdorf und Henkel) oder der Gesundheitskonzern Fresenius. Ihr Geschäft sollte selbst dann stabil bleiben, wenn sich das Wachstum der Weltwirtschaft weiter abschwächt.

Defensive Produkte wie Discountzertifikate seien in der aktuell unsicheren Börsensituation eine Alternative zu einem Aktienkauf, sagt Markus Bärenfänger, Derivate-Experte bei der DZ Bank: "Anleger könnten zum Beispiel defensive Discountzertifikate nutzen. Diese zeichnen sich durch einen vergleichsweise hohen Rabatt auf den Kurs der zugrundeliegenden Aktie aus. Gerade mit den aktuellen Verwerfungen am Markt und der hohen Volatilität sind die Rabatte jetzt wieder attraktiv".

Außerdem treiben die immer weiter sinkenden Zinsen die Immobilienpreise in der Eurozone weiter nach oben, weshalb das Papier der Immobilienfirma Vonovia ganz im Gegensatz zum Dax am Rekordhoch schnuppert. Anleger sollten aber vor allem die Bankaktien genau im Auge behalten. Wenn ihr Verfall weitergeht, dürfte der breite Aktienmarkt unter Druck bleiben. Dann sollten Gold und Goldförderer sowie Aktien aus defensiven Sektoren gefragt bleiben.

Quelle: ntv.de

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