Wirtschaft

Russland ist das größte Risiko Wie geht es an den Börsen weiter?

Wird aus Moskau ein kühler Börsenwind herüberwehen?

Wird aus Moskau ein kühler Börsenwind herüberwehen?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Jahresende steht vor der Tür, doch viele Investoren schauen bereits auf das kommenden Jahr. Sie erwarten das größte Risiko am russischen Aktienmarkt. Die Zinsmeinung überrascht.

Die Jahresendrally ist an den Börsen in den USA, Japan und Europa scheinbar in vollem Gange: Weil viele Investoren in diesem Jahr der Marktentwicklung hinterherhinken, versuchen die Finanzprofis etwas höhere Risiken einzugehen, indem sie die Gewinner des Jahres erwerben und das sind oft die hochbewerteten, schwankungsanfälligeren Titel.

Das Risiko wird eingegangen, obwohl laut einer Umfrage von Bloomberg unter weltweiten Investoren die Perspektiven für die Weltwirtschaft so negativ eingeschätzt werden wie seit zwei Jahren nicht mehr. 38 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die Weltwirtschaft abschwächt. Der Anteil ist damit mehr als doppelt so groß als noch bei der vorherigen Quartals-Umfrage im Juli und liegt auf dem höchsten Niveau seit September 2012, als die Euro-Zone noch mitten in der Rezession steckte.

Euro-Zone droht Deflation

Besonders trüb schätzen die Profis die Aussichten für die Euro-Zone ein. Hierbei gehen 65 Prozent der Befragten von einer Abschwächung aus. Fast 90 Prozent der Profis rechnet sogar mit einer Disinflation oder gar Deflation. Eine Disinflation, also ein Rückgang der Steigerungsraten bei den Verbraucherpreisen, ist in der Euro-Zone bereits in vollem Gange. Nachdem die Verbraucherpreise im Januar noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen waren, lag das Plus im Oktober bei lediglich 0,4 Prozent. Etliche Experten befürchten daher, dass eine Deflation - also sinkende Verbraucherpreise - droht. Dann könnte es in einer Deflation zu einer Lohn-Preis-Spirale nach unten kommen. Wenn die Preise sinken, könnten anschließend die Löhne zurückgehen. Damit hätten die Verbraucher weniger Geld für den Konsum, wodurch sich die Perspektiven für die Wirtschaft eintrüben würden.

Russland am schwächsten eingestuft

Fast ebenso skeptisch wie die Euro-Zone sehen die befragten Investoren auch die Perspektiven für die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Hier gehen 55 Prozent der Befragten von einer Abkühlung der Wirtschaft aus. Bei der Umfrage in Juli hatte die Quote noch bei 36 Prozent gelegen. Zuletzt hatte der britische Premier David Cameron gewarnt, dass die "roten Warnlampen" für die Weltwirtschaft leuchten würden. Cameron wies auf eine mögliche Rezession in der Euro-Zone, die Abkühlung in den Emerging Markets, den Ebola-Virus und auf die Konflikte mit Russland und im Nahen Osten als Belastungsfaktoren hin. Der Liebling der Investoren ist derzeit die USA. US-Aktien dürften den Befragten zufolge in den nächsten zwölf Monaten die beste Rendite abwerfen. Die schlechteste Performance erwarten Investoren von russischen Aktien, nicht zuletzt weil das Land erheblich unter dem Einbruch des Ölpreises leidet. Den vorletzten Platz belegen Aktien aus der EU.

Zinsen bergen Überraschungspotenzial

Skeptisch stehen die Profis zudem Anleihen gegenüber. Bei ihnen sehen die Investoren eine große Rückschlaggefahr – sprich steigende Zinsen. Angesichts der Tatsache, dass die Inflationsraten nicht nur in der Euro-Zone, sondern auch in anderen Ländern, wie den USA, zurückgehen, ist die Vorsicht gegenüber Anleihen verwunderlich. Denn steigende Zinsen deuten vielmehr auf eine starke Wirtschaft hin. Daher könnten im aktuellen Umfeld einer schwächelnden globalen Konjunktur die Zinsen entgegen den Erwartungen vieler Experten weiter sinken. Die spannendste Frage unter Investoren ist daher, ob sich die US-Wirtschaft von der schwachen Wirtschaftsentwicklung im Ausland tatsächlich abkoppeln kann. Das werden vor allem die US-Zinsen klar anzeigen. Ihre Entwicklung könnte im nächsten Jahr viele Investoren überraschen.

Quelle: ntv.de

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