Wirtschaft

Katastrophe am Tag, Harmonie am Abend Wie Chinas Börsen die Wenden schaffen

Zu der geplanten gigantischen Militärparade passen keine Kursverluste.

Zu der geplanten gigantischen Militärparade passen keine Kursverluste.

(Foto: dpa)

Seit fast einer Woche befinden sich die chinesischen Börsen während des Vormittags im freien Fall, um kurz vor Handelsschluss eine wundersame Wende hinzulegen. Das ist kein Zufall.

Nach einer wilden Achterbahnfahrt haben Chinas Börsen am Mittwoch erneut mit lediglich kleinen Abschlägen den Handelstag beendet. Der wichtige Composite Index in Shanghai etwa beendete den Handel mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 3160,17 Punkten, nachdem er am Morgen mit einem Rückfall von mehr als 4 Prozent in den Handel gestartet war. Die Anleger können also ganz beruhigt in die viertägige Handelspause gehen. Nichts dürfte den blauen Himmel über den Militärparaden anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges trüben.

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.010,66

Es besteht am Markt wenig Zweifel daran, dass massive staatliche Eingriffe diese Börsensprünge herbeiführen. So sind es in der Regel die schwergewichtigen Finanztitel, die von den späten Rallys profitieren - ein sicheres Zeichen dafür, dass Peking gemeinsam mit dem sogenannten National Team, Staats- und Pensionsfonds, die zu massiven Einkäufen an den Börsen angehalten sind, am Werk ist.

Um die schwachen Märkte zu unterstützen, hat die chinesische Führung bereits jede Menge Geschütze aufgefahren: So wurde Großanlegern der Aktienverkauf untersagt und Wetten auf fallende Kurse beschränkt. Neueste Idee: Ein 60 Milliarden Yuan (rund acht Milliarden Euro) schwerer Entwicklungsfonds soll Investitionen für kleine und mittlere Unternehmen ankurbeln. Gleichzeitig können Unternehmen neue Investitionen künftig mit weniger Eigenkapital stemmen.

Die chinesische Zentralbank ist derweil am Devisenmarkt aktiv, senkte die Leitzinsen und wertete den Yuan ab. In den vergangenen Tagen wertete der Yuan wieder etwas auf, was auch auf Dollarverkäufe der Notenbank zurückgeführt wurde. Dies vermindert die Devisenreserven des Landes, die mit rund 3,6 Billionen Dollar aber extrem hoch liegt. Desweiteren kündigte die Zentralbank an, gegen Spekulationen auf eine weiter fallende Landeswährung vorgehen zu wollen.

China kämpft gegen die Abkühlung seiner in den vergangenen Jahren boomenden Wirtschaft. Ein Reformstau kommt hierbei zusammen mit der Panik an den noch jungen Börsen. Die Finanzmarktliberalisierung überforderte das Land, das politisch noch sehr konservativ agiert. Mit Aktionen wie der Verhaftung oder Bestrafung von Journalisten und Bloggern, die sich kritisch über die Börsenentwicklung äußern, verspielt China derzeit zudem internationale Sympathien.

Quelle: ntv.de, sla

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