Wirtschaft

Aktionismus in Fernost Wie China vor Trump zittert

Kunst-Installation mit flüssigem Stahl: Die chinesische Inlandswährung wird immer billiger.

Kunst-Installation mit flüssigem Stahl: Die chinesische Inlandswährung wird immer billiger.

(Foto: REUTERS)

Chinas Wirtschaft steht massiv unter Druck: "Exportweltmeister" ist wieder Deutschland, Manager schaffen Milliarden aus dem Land und dann ist da noch der künftige US-Präsident. Nun versucht Peking die Flucht nach vorn.

Wenn am Freitag Donald Trump als 45. US-Präsident vereidigt wird, erreicht der Gegenwind für Chinas Staatslenker Xi Jinping seinen Höhepunkt. Denn der bald mächtigste Mann der Welt macht aus seiner Abneigung zur globalisierten Handelspolitik aus Fernost wahrlich keinen Hehl. Und auch die Währungs-, Sicherheits- und Spionagepolitik des Landes knöpft Trump sich regelmäßig vor.

Vielleicht hat Trump aber auch einfach nur Angst – Angriff ist die beste Verteidigung. Denn allem Entsetzen von Menschenrechtsgruppen zum Trotz muss man neidlos anerkennen, dass Xi sein Land mit einem harten Kurs in den vergangenen vier Jahren an die Weltspitze der Exporte gebracht hat. Doch nun scheint der Glanz zu verblassen. Chinesische Firmen verfallen kurz vor Trumps Vereidigung in Schockstarre, aus Angst vor dem, was da aus dem Westen kommt.

"Die Exportwirtschaft der Vergangenheit hat an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt", sagt Monika Boven, Volkswirtin der DZ Bank, n-tv.de. Gleichzeitig wertet der Euro massiv auf und lässt Deutschland an China vorbeiziehen – der Titel "Exportweltmeister" ist passe.

Peking bleibt nicht tatenlos

Ausgerechnet Chinas Motor – der Außenhandel – stottert. Im vergangenen Jahr gingen die Exporte verglichen mit dem Vorjahr um 7,7 Prozent zurück und kratzen gefährlich nah an der Zwei-Milliarden-Dollar-Marke. Und auch die Inlandswährung Yuan kommt immer mehr unter die Räder. Die Währung entwertet konsequent. Bekam man am Jahresanfang 2014 für einen Dollar noch gut sechs Yuan, sind es nun schon sieben.

Dass die Inlandswährung billiger wird, ist eigentlich eine gute Sache. Immerhin sind dadurch auch chinesische Exporte auf dem Weltmarkt günstiger zu haben. Doch bei Investoren wächst die Sorge, dass die Währung ungebremst fällt und die Notenbank nicht mehr regulativ eingreift. Denn eigentlich hatte die sich gegenüber dem Internationalen Währungsfonds verpflichtet, den Wechselkurs dem Markt zu überlassen.

Eigentlich. Denn Peking schaut dem Treiben an den Märkten natürlich nicht tatenlos zu. China kauft Yuan und verkauft Dollar – die Liquidität der eigenen Währung soll verknappt und diese so aufgewertet werden. Doch der chinesische Aktionismus bleibt nicht ohne Folgen. So sind die Devisenreserven des Landes allein im Dezember um gut 41 Milliarden Dollar gesunken. Und im Januar geht es wohl genauso weiter, mutmaßen Experten. Ein Land im Rückwärtsgang.

Schlupfloch Bitcoins

Der mühsam über Jahre hinweg aufgehäufte Geldberg schützt das Land vor gierigen Investoren, die gegen den Yuan wetten. "Gleichzeitig birgt die Aussicht, dass China seine Währungsreserven umschichtet, ein großes Risiko", denn so könnte ein Renditeanstieg in den USA provoziert werden, befürchtet Boven.

Das nimmt die Volksrepublik in Kauf, da sie den massiven Kapitalabfluss ins Ausland aufhalten will, da die Wirtschaft ansonsten immer kleiner wird. Schätzungen zufolge sind im vergangenen Jahr bis zu 900 Milliarden Dollar aus dem Land geschafft worden – doppelt so viel wie 2015.

Auch hier interveniert Peking und greift zu harten Maßnahmen, das Geld im Land zu behalten: Dividendenzahlungen ins Ausland ab fünf Millionen Dollar müssen genehmigt werden. Doch über die Digitalwährung Bitcoins finden Manager immer neue Wege, Kapital aus China rauszulassen. Indem sie Bitcoins im Inland ein- und diese im Ausland gegen andere Währungen verkaufen, können Investoren die verschärften Vorschriften für Kapitalexporte umgehen.

Chinas Probleme sind vielfältig. Um Trumps Tiraden abzufedern, probt Peking nun die Flucht nach vorn. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos wird Xi als erster Staatschef seines Landes sprechen. Zu Xis Tross gehört die Wirtschaftselite Chinas – unter anderem auch Alibaba-Gründer Jack Ma. Das Land wird also in jedem Panel eine dominante Rolle einnehmen. Es ist der China-Gipfel.

Quelle: ntv.de

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