Wirtschaft

Welt-Handelsindex Welthandel fällt zurück

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(Foto: REUTERS)

Ukraine, Griechenland, China - das sind drei Länder, die dem Welthandel zu schaffen machen. Das sei zwar kein Grund zur Sorge, sagt Vermögensverwalter Zschaber. Doch Anleger sollten die Situation ernst nehmen.

In den vergangenen vier Wochen ist das Tempo des Welthandels auf den Stand von Januar 2015 zurückgefallen, auf ein Niveau von 70,3 % (zuvor 72,4 %). Zwar ist dieses noch keinen Grund zur Sorge, da ein Niveau von über 70% besagt, dass der Welthandel in etwa seinem Potenzialwachstum entspricht, in guter Verfassung ist und der strukturelle Waren- und Dienstleistungsaustausch prosperiert. Dennoch gilt es, eine solche Entschleunigung des Welthandels wie jüngst durchaus ernst zu nehmen.

Ob eine nachhaltige Verschlechterung der Bedingungen im Welthandel auftreten wird und anschließend zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft führen könnte, werden aber erst die nächsten Wochen zeigen. "Ich denke wir haben durchaus noch die Chance, im zweiten Halbjahr höheres Wachstum im Welthandel zu sehen, allerdings müsste dafür einiges deutlich besser laufen als heute", blickt Markus Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, etwas kritisch in die Zukunft. Das aktuelle Niveau verdeutlicht zwar eine Schwäche in den Handelsströmen, allerdings noch keinen sich umkehrenden Trend, welcher auch negativen Einfluss auf die Realwirtschaft im Gesamten nehmen könnte.

Drei Themen sieht Markus Zschaber, die dem Welthandel aktuell zu schaffen machen: Erstens die weiter schwellende geopolitische Krise rund um die Ukraine und Russland, die weiterhin Sanktionen zwischen dem Westen und Russland mit sich bringt. Zweitens die Schuldenkrise in Griechenland und die politische Misere. Drittens, die gegenwärtige Abkühlung der chinesischen Konjunktur.

Ukrainekrise: Der Westen sollte die Sanktionierung der handelsspezifischen Querverbindungen mit Russland trotz aller geopolitischen Einflüsse überdenken. "Fakt ist, dass die Kosten aus heutiger Sichtweise ungefähr 0,3 Prozentpunkte des Welthandelswachstums ausmachen. Zwar findet derzeit keine höhere Ausstrahlung an negativen Effekten statt, was die handelsbedingten Stimmungsindikatoren entsprechend untermauern, dennoch kann dies kein dauerhafter Zustand im Interesse der Weltgemeinschaft sein", fasst Markus Zschaber zusammen.

Griechenlandkrise: Realökonomisch zeigt die Eskalation der Krise in Griechenland für Europa aktuell noch keine Ansteckung. Auch die staatliche sowie private Nachfrage in Portugal, Spanien, Italien oder auch Frankreich nach Gütern und Dienstleistungen bleibt konstant. "Das ist ein gutes Zeichen für Europa und ein klarer Beweis dafür, dass es sich vor allem um ein isoliertes Problem in Griechenland handelt", so Zschaber weiter. Dennoch sieht der Kölner Vermögensverwalter in der Eurozone noch viele Hausaufgaben. "Die Gefahr ist immer präsent. Fakt ist, dass zum einen die strukturellen Daten der Haushalte in den meisten europäischen Volkswirtschaften vergleichsweise schlecht aussehen.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Zum anderen die Geschäftsmodelle, welche eine niedrige Robustheit aufgrund unzureichender Wettbewerbsfähigkeit verkörpern, im Ungleichgewicht sind. Diese Kombination hat das Potenzial zur Krisenansteckung", konstatiert der Kölner Vermögensverwalter. "Unsere Analysen im Rahmen des "Welt-Handelsindex" zeigen zwar noch keine Anzeichen dafür, allerdings kann ich der europäischen Politik nur dazu raten, das Problem schnellstmöglich zu lösen. Wird das Vertrauen im Handel gestört, breitet sich die Bremskraft auf die europäische Realwirtschaft aus wie ein Lauffeuer", warnt Markus Zschaber. Hintergrund der schnellen Krisen-Durchschlagskraft in Europa ist neben der fragilen Verfassung der Volkswirtschaften die Tatsache, dass die wechselseitigen Import- und Exportströme im Handel sehr ausgeprägt sind. Sprich, der eine steckt den anderen an. Gerade der sehr latent instabile Investitionszyklus in Europa leidet sehr schnell unter politischen Unsicherheiten.

Für grundsätzlich mehr Stabilität sorgt der geldpolitische Treiber durch Nullzinspolitik und Liquiditätsprogramme seitens der EZB, welche die Nachfragekurve nach Waren und Dienstleistungen in Europa stützen.

"Es besteht durchaus die Chance, wenn es mit Griechenland zu einer schnellen Lösung kommen sollte, dass die stimulierende Geldpolitik der EZB zunehmend eine sich selbstverstärkende Dynamik entfalten könnte", führt Markus Zschaber aus. Die Maßnahmen der EZB werden die konjunkturelle Perspektive aufhellen können, dies ist aber nur ein temporäres Phänomen. "Dennoch, man sollte nicht vergessen, dass die Aktivitäten der einzelnen Notenbanken die internationalen Geld- und Kreditmärkte insgesamt beeinflussen. Hinsichtlich der Aktualität nimmt sicherlich das geldpolitische Programm der EZB und der Bank of Japan aktuell die wichtigste Rolle ein. Allerdings ist in diesem Kontext auch von China noch einiges zu erwarten."

China: Die Volkswirtschaft China befindet sich aktuell in einer schwierigen Phase. Blicken wir auf die Gegenwart bzw. in den Rückspiegel, so leidet China aktuell an einer Anpassung am Kredit-, Immobilien- und Aktienmarkt und unter einem nicht mehr so robusten Arbeitsmarkt, der die Binnenkonjunktur bremst. Zwar zeigen die Niveaus in der industriellen Erzeugung sowie im Einzelhandel immer noch ein robustes Niveau, allerdings nimmt das Wachstumstempo ab. "Ich erwarte allerdings überhaupt kein "hard landing" in China, die chinesische Regierung sowie die chinesische Notenbank nehmen die konjunkturellen Entwicklungen sehr ernst und haben reichlich Pfeile im Köcher die Wirtschaft zu steuern. Jüngst wurden erst Kreditbeschränkungen reduziert, Investitionsprojekte genehmigt und die Zinsen weiter abgesenkt. Das wird China im zweiten Halbjahr Auftrieb geben", fasst Markus Zschaber zusammen.

(Foto: V.M.Z. Dr. Markus C. Zschaber)

Zusammengefasst, der weltweite Industriezyklus dürfte damit im Laufe des Jahres prosperieren, im Übrigen sollte dies auch in Teilen der Eurozone zu einem Fortführen des positiven konjunkturellen Trends führen. Die aktuelle Geschäftslage im Handel hat aktuell einen "Schlag" versetzt bekommen, allerdings ist ein "Einknicken" noch nicht zu erkennen. Vor allem die Umschlagsmengen von Produktionsgütern haben sich im internationalen Kontext insgesamt stabil gehalten. "Eine steigende Dynamik könnte in Asien und in den USA aber auch in Teilen Europas im zweiten Halbjahr durchaus realistisch sein, sofern sich die Krisenherde zumindest nicht weiter ausdehnen", so Zschaber weiter.

Die Vermögensverwaltung Dr. Markus Zschaber geht auch mit Blick auf die aktuelle Datenanalyse des Welt-Handelsindex, trotz Misere rund um Griechenland und deren potenziellen negativen Effekten auf die Stimmung in der Weltwirtschaft, von einem soliden Jahr 2015 aus: Die aktuellsten Daten zeigen ein moderates Wachstum in der Weltproduktion mit durchaus erhöhten Expansionskräften.

Für Deutschland erwartet der Kölner Vermögensverwalter folgende Entwicklungen: "Sicherlich werden wir auch im weiteren Verlauf des Jahres naturgemäß Unsicherheiten im Welthandel und damit auch für unsere heimische Exportindustrie erleben. Wir gehen aber davon aus, dass die Auftriebskräfte die Oberhand behalten werden." Zschaber geht sogar so weit, dass er von einem ansteigenden Exportwachstum durch den niedrigeren Eurokurs ausgeht, gepaart mit einem sich weiter freundlich entwickelnden Konsum, der auf die steigenden Lohnsummen zurückzuführen ist.

Zusammengefasst: Fakt ist, es gibt starke Antriebsmotoren der Wirtschaft. Der kräftige Rückgang von Öl- und Rohstoffpreisen wird die Kaufkraft verstärken und als Konjunkturmotor wirken. Die Abwertung des Euro wird den Ländern der Eurozone – zumindest bei moderatem Wachstum des Welthandels – deutliche Impulse geben. Die Zinsen sind niedrig und die Kreditvergabestandards der Banken werden weniger restriktiv. Die Verbraucherstimmung ist keineswegs negativ. Schließlich haben die früheren Krisenländer der Eurozone in recht deutlicher Weise die Talsohle der Entwicklung durchschritten. Es besteht insofern kein Anlass, die Lage zu dramatisieren.

Was bedeutet das für den Anleger:

Alles in allem deuten die derzeitigen Zahlen nicht auf einen beschleunigten Abschwung hin, aber auch noch nicht auf einen dynamischen Aufschwung. "Sollten sich aber Wachstum, Auftragseingang, Produktion und Exportwirtschaft in den kommenden Wochen stabilisieren, sodass die Marktteilnehmer realisieren, dass der gegenwärtige Pessimismus sehr übertrieben ist, wovon ich ausgehe, bietet das aktuelle Umfeld Chancen für den Anleger", konstatiert der Kölner Vermögensverwalter.

Die Lage ist besser als die Stimmung, was entsprechend antizipiert werden sollte, sodass sich die Stimmung wieder der Lage anpassen könnte. Insofern spricht viel für ein Engagement bei zyklischen Aktien, die in direkter Weise am Wertschöpfungsprozess der Weltkonjunktur und am Welthandel profitieren. "Für uns steht fest, dass es ganz entscheidend ist investiert zu sein und auf Unternehmen, Anleihen oder andere Investments mit guter Qualität zu setzen, vor allem deutsche Aktien sollten positive Akzente im zweiten Halbjahr setzen können", so Markus Zschaber.

Der Vermögensverwalter präferiert folgende Aktien:

  • Grenkeleasing
  • GEA
  • Symrise
  • Merck KGaA
  • BMW
  • SAP

Disclaimer: Die benannten Aktien sind nur als begleitende Information zu verstehen und dienen nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Sie stellen keine Anlageberatung, keine Anlagevermittlung, keine steuerliche Beratung, kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen oder zum Tätigen von Geschäften in Finanzinstrumenten, wie zum Beispiel den Erwerb oder die Veräußerung von Investmentanteilen und keine sonstige Empfehlung dar.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im "Welthandelsportfolio" erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF`s auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index.

Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandelszusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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