Wirtschaft

Wucht-Bilder aus Mini-Kameras Was Börsianer an Gopro reizt

Das Auge des Internets: Gopro-Kameras - hier im Bild ohne Gehäuse - erlauben selbst Laien beeindruckende Aufnahmen aus ungewohnter Perspektive.

Das Auge des Internets: Gopro-Kameras - hier im Bild ohne Gehäuse - erlauben selbst Laien beeindruckende Aufnahmen aus ungewohnter Perspektive.

(Foto: REUTERS)

Die Action-Kameras von Gopro begleiten Surf-Girls ebenso wie Stratosphären-Springer und Freizeitsportler. Jetzt wagt sich die Firma dahinter an die Börse. Die Aktien finden reißenden Absatz. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Sie sind klein, leicht und handlich - und sie halten außergewöhnlich viel aus: Die robusten Outdoor-Kameras des kalifornischen Herstellers Gopro haben sich binnen weniger Jahre zu einem der angesagtesten Ausrüstungsgegenstände für Extremsportler, Abenteurer und ambitionierte Freizeithelden entwickelt. Der Erfolg weckt nicht nur Neid. Mit dem anstehenden Börsengang hoffen Investoren auf dauerhafte sprudelnde Gewinne.

Der Name Gopro steht dabei nicht nur für starke Bilder aus der Welt der Sportvermarktung. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden die Mini-Kameras zum Beispiel durch ihren Einsatz beim Stratosphärensprung von Felix Baumgartner. Unter bewegungsfreudigen Jugendlichen in aller Welt gelten die neuen Mini-Kameras jedoch längst aus ganz anderen Gründen als derzeit heißestes Statussymbol.

Die Begeisterung der Gopro-Kunden erstreckt sich über breite Schichten: Mit den unverwüstlichen Aufnahmegeräten lassen sich nicht nur wilde Abfahrten, waghalsige Sprünge und andere Freizeitaktivitäten eindrucksvoll ins rechte Licht setzen. Die handliche Auslegung eröffnet vor allem auch den schnellen Weg zum gekonnten Selbstporträt: Vom freien Fall der Basejumper über den Rückwärtssalto ins Wasser bis zur Bewährungsprobe einer brasilianischen Skaterin sind plötzlich vorher unmögliche Aufnahmen, ganz neue Eindrücke und bislang nie gesehene Bilder möglich.

Das Auge des Internets

Damit dringt Gopro in eine lukrative Lücke vor: Die Mini-Kameras sind das Instrument eines Zeitgeists, in dem sich Individualisten selbst dabei im Bild festhalten wollen. Gopro zeigt Menschen, wie sie aufregende Abenteuer erleben, sportliche Herausforderungen wagen oder extreme Nervenproben bestehen. Das elektronische Auge als Begleiter bildet dabei die Schnittstelle zwischen Ego-Perspektive und sozialen Netzwerken: Es liefert eine Art Bewegtbild-Selfie zur Veröffentlichung im Internet.

Geschnitten werden die kurzen Filmchen am Rechner, die Software liefert Gopro gleich mit. Der ganz auf Wirkung optimierte Grafik-Chip eröffnet selbst ungeübten Laien Video-Aufnahmen von bisher kaum erreichbarer Bildqualität. Dank einer stoßfesten Konstruktion und eines wasserdichten Gehäuses folgen die neuen Sport- und Outdoor-Kameras ihren Hauptdarstellern beinahe überall hin mit. Sie sind so kompakt gebaut, dass sie sich ohne weiteres am Fahrradlenker, am Helm oder an der Spitze eines Surfbretts befestigen lassen.

Wissenschaftler nutzen die Kameras in Höhlen und Baumwipfeln. Tierschützer geben Gopro-Stöcke an Urang-Utans aus oder rüsten einen jungen Pelikan für seine ersten Flugversuche auf. Die Kameras sind so robust, dass sie sich sogar für den Einsatz in Kriegsgebieten eignen. In Syrien filmen regimetreue Kräfte ihre Gefechte mit Rebellen, in Afghanistan halten US-Soldaten ihr Vorgehen auf Patrouillen fest.

Profi-Bilder mit Surfer-Image

Die Nähe zur Surfszene kommt nicht von ungefähr. Ursprünglich erdacht und konzipiert wurden die Prototypen für den Einsatz auf und in der Welle. Der Kopf hinter Gopro, Nick Woodman, ist selbst begeisterter Surfer. Im Grunde genommen, so geht die Firmenlegende, entwickelte Woodman kurzerhand genau jene Kamera, die er für sich und seine Freunde haben wollte.

Mit den ersten Gopro-Modellen ging Woodman noch selbst in Surf-Shops und anderen szenetypischen Verkaufsstellen hausieren. Heute ist der mittlerweile 39-jährige Kalifornier Milliardär. Das US-Magazin "Forbes" listet den Gopro-Gründer und Firmenchef mit einem Nettovermögen von 1,3 Milliarden Dollar auf Platz 416 im Ranking der US-Superreichen. Woodman hat es geschafft, wovon Wirtschaftsförderer, Erfinder und Startup-Gründer träumen - er hat seinen eigenen Markt geschaffen.

Woodman wagte die Unternehmensgründung im Jahr 2002. Im Handel erhältlich sind Kameras allerdings erst seit gut zehn Jahren. Anfangs bastelte Woodman, den Freunde als "ein bisschen obsessiv" beschreiben, noch selbst an den Komponenten. Mittlerweile liefern Gopro-Modelle kinotaugliche Bilder in HD-Qualität.

In den schwarzen Zahlen

Für die großen Konzerne kam Gopro praktisch aus dem Nichts: Verblüfft mussten Platzhirsche wie Canon, Sony oder Panasonic zu schauen, wie sich ein junges US-Unternehmen daran machte, eines ihrer wichtigsten Geschäftsfelder im Alleingang aufzurollen. Schon jetzt hat der Erfolg von Gopro den Markt für Kompaktkameras für immer verändert. Fast über Nacht ist durch den Boom der Gopro-Kameras ein neues Segment der Unterhaltungselektronik entstanden. Mittlerweile bieten alle großen Hersteller eigene Action-Kameras an.

Milliardär als "Kamerakind": Gopro-Gründer Nick Woodman, hier bei der "First Pitch"-Zeremonie im Baseballstadion von San Diego.

Milliardär als "Kamerakind": Gopro-Gründer Nick Woodman, hier bei der "First Pitch"-Zeremonie im Baseballstadion von San Diego.

(Foto: AP)

Neben dem Ski- und Surfsport sind die Gopro-Produkte auch im Motorsport beliebt. Unter anderem greifen US-Sender wie "Discovery Channel" oder der Sportkanal ESPN auf die Technik von Gopro zurück. Seine Startup-Phase hat der Kamerahersteller längst hinter sich gelassen. Das Unternehmen schreibt mittlerweile schwarze Zahlen.

Die Umsätze überschritten US-Medienberichten zufolge bereits 2012 die Schwelle von 500 Millionen Dollar. Größter Anteilseigner ist Gründer und Chef Woodman selbst und seine Familie. Gemeinsam halten sie 49 Prozent der im kalifornischen San Mateo ansässigen Firma. Im ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichnete Gopro einen Umsatz von 236 Millionen Dollar. Das waren acht Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Nettogewinn fiel allerdings um mehr als die Hälfte auf elf Millionen Dollar.

Von Skype zu Gopro

Der Ansturm auf die Aktien des jungen Unternehmens zeigt, dass US-Investoren an weiteres Wachstum unter der Führung Woodmans glauben. Wenn alles glatt geht an der Nasdaq, wäre es das größte US-Börsendebüt im Segment Consumer Electronics seit 23 Jahren. Gopro könnte hier, so heißt es, den größten Börsengang seit Duracell im Jahr 1991 erreichen.

Personelle Verstärkung bekam Gopro erst kürzlich von einem weiteren Hightech-Wunderkind: Der frühere Skype-Chef Tony Bates wechselte kurz vor dem Börsengang ins Team von Gopro. Er solle sich im Rang eines Präsidenten um das Kerngeschäft kümmern, hieß es. Bates ziehe zugleich auch in den Verwaltungsrat ein, teilte Gopro mit.

Bates war mit der Skype-Übernahme zu Microsoft gekommen und wurde dort auch als möglicher Nachfolger des langjährigen Konzernchefs Steve Ballmer gehandelt. Den Chefposten beim Windows-Riesen bekam am Ende aber Firmenveteran Satya Nadella. Bei Gopro soll Bates Gründer und Chef Nicholas Woodman zur Seite stehen.

Quelle: ntv.de, mit DJ und rts

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