Wirtschaft

Welt-Handelsindex Wachstumsdelle in Deutschland

Die Furcht vor einer Zuspitzung der Ukraine-Krise verunsichert die Anleger und belastet das Investitionsklima in Deutschland. Doch der Blick in die USA und nach China machen Hoffnung, so Vermögensverwalter Markus C. Zschaber.

Wir haben in der letzten Berichterstattung explizit darauf hingewiesen, dass wir eine Angebotsschwäche im globalen Welthandel wahrnehmen. Die Unternehmen haben im ersten Halbjahr im überproportionalen Maße Investitionen umgesetzt. Seit Juni konnte eine regelrechte Verschnaufpause erkannt werden. Die Produktionskapazitäten hatten sich in den letzten Monaten erhöht und für organisches Wachstum gesorgt, was jetzt abgearbeitet werden muss.

Dies gilt im Rahmen der Zyklik als natürlicher Verlauf, da die Unternehmen erkennen wollen, dass die Nachfrage anzieht und sich ihre Investitionen auszahlen. Aus diesem Grund werden weniger Investitionsgüter rund um den Globus transportiert. Aktuell verstärkt die Krise, vor allem in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen, die Zurückhaltung, und dass beeinflusst vor allem westeuropäische Produktionsstätten. Die deutsche Regierung spricht von einer Konjunkturdelle, wir von einer kurzfristigen Belastung für das Investitionsklima. Völlig konträr zeigen sich in Asien und in den USA bereits wieder höhere Investitionsbereitschaften. In China stieg die Bruttowertschöpfung der Industrie auf 3400 Milliarden USD. Davon sollten auch deutsche Exportgüter weiter profitieren können. Gleichzeitig verzeichnet die Nachfrage in diesen Regionen Zuwächse, was den Welthandel stützt. Der Welt-Handelsindex zeigt ein Expansionsniveau von 71,1% (Vormonat 71,2%).

Die Konflikte in der Ukraine, im Gaza-Streifen sowie im Irak zeigen aber bis heute nur einen geringen Einfluss auf den internationalen Welthandel, was daran liegt, dass vor allem die USA in allen Transport- und Logistiksegmenten deutliche Warenumschläge und ein hohes Maß an Handelsaktivität verzeichnet. Der größte Konsument der Welt scheint zu altgewohnter Stärke zurückzufinden. Zumindest scheint die USA diese Richtung wieder einzuschlagen.

Hinzu kommt, dass auch die Handelsaktivität gemessen am Warenaustausch und Warenumschlag per Schiff, LKW, Flugzeug und Schiene in den Emerging Markets ein solides Niveau erreicht. Gerade aus den Mittelschichten in den Schwellenländern konnte jüngst wieder eine zunehmende Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern erkannt werden. Markus C. Zschaber verweist auf diese Entwicklung und fügt an, dass deutsche Exporteure gleich zweifach, direkt und indirekt, weiterhin davon profitieren werden. So ist die deutsche Industrie traditionell in den Technologie-Sektoren gut aufgestellt.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Der weltweite Handel mit Hightech-Produkten wiederum wird weiterhin stark wachsen, dass bedeutet eine große Wachstumschance für deutsche Exporteure für die kommenden Jahre, so der Vermögensverwalter.

Für deutsche Firmen bleibt Europa zwar weiterhin der wichtigste Absatzmarkt, was nicht zuletzt an den niedrigen Handelsbarrieren sowie an den harmonisierten gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben liegt. Durch die strukturelle Krise in Europa wird sich aber die Verschiebung der Handelsaktivitäten hin zu den Schwellenländern noch stärker vorantreiben als bisher.

Die aktuellen Daten aus dem europäischen Einzelhandel bestätigen, dass die Nachfrage nach Konsumgütern insgesamt angestiegen ist. Ähnliches quantifiziert Markus C. Zschaber auch in der Analyse der US-amerikanischen und asiatischen Konsummärkte: "Ich sehe eine Belebung der Nachfrage durch die privaten Verbraucher. Umso wichtiger, dass die Politik jetzt daran arbeitet, endlich diplomatische Lösungen für die Konfliktregionen zu finden. Wir dürfen es nicht zulassen, dass im Interesse des europäischen Handels, wir in eine Zurückhaltung bei Produzenten und Konsumenten hineinkommen. Das würde dem kleinen Pflänzchen der europäischen Wirtschaft stark zusetzen. Nochmals, wir dürfen es nicht zulassen, dass diese geopolitischen Interessen eine ökonomische Funktion bekommen", fasst Markus C. Zschaber zusammen.

Was ist in der Zukunft bezüglich des Welthandels zu erwarten? Wir haben drei kräftige Säulen, so Zschaber.

1. Wir haben einen US-Konsumenten, der beginnt, seine Konsumdynamik wieder zu entfalten. Noch sind wir nicht auf der Vorkrisenstärke angekommen. Die Richtung ist aber die richtige. Das unterstützt den Welthandel ungemein, da einerseits Investitionsgüter und Konsumgüter im hohen Maße in die USA transportiert werden. Das können wir eindeutig an den Umschlagsdaten in den wichtigsten US-Häfen sowie an den Transportzahlen an den Flughäfen verifizieren. Außerdem zeigen sich deutliche Steigerungen in den Konditionierungen und Auslastungen im Straßengütertransport, was belegt, dass der Binnenhandel der USA in Takt ist und an Dynamik zulegt.

2. Die aufstrebenden Länder in Asien haben sich in den letzten Jahren zu Hauptakteuren im globalen Handel und zwar in Form von Nachfrage nach komplexen Investitionsgütern, vor allem aus Europa und Deutschland entwickelt. Auf der anderen Seite steht die Region aber auch für technisch hochentwickelte Erzeugnisse. China hat mittlerweile die USA, Japan und Deutschland – vor 13 Jahren noch die führenden Nationen – überholt und ist mit einem Anteil von rund 36% im Jahr weltweit der größte Exporteur von Hightech-Gütern. Diese Ergebnisse sind definitiv mehr auf die Internationalisierung der Wertschöpfungskette als auf eine schnelle Entwicklung der technologischen Fähigkeiten in den Schwellenländern zurückzuführen. Multinationale Unternehmen aus den Industrieländern haben in den vergangenen Jahren zunehmend ihre arbeitsintensiven Fertigungsprozesse in kostengünstigere Entwicklungsländer verlagert. Die technologieintensiven Produktionsschritte und damit solche mit höherer Wertschöpfung sind hingegen in den Industrieländern verblieben. Dennoch führte diese Entwicklung zu einer wachsenden Mittelschicht in Asien. Hinzu kommt, dass die Ausgaben der sich entwickelnden Länder für Forschung und Entwicklung (F&E) kontinuierlich steigen und bald das Niveau westlicher Industrienationen erreichen. Einzige Ausnahme ist Deutschland. Dank dieser Investitionen und hochqualifizierter Arbeitskräfte ist Deutschland beim Export von Hightech-Produkten besonders wettbewerbsfähig. Die aktuellen Daten aus China zeigten einen Produktionsanstieg wie zuletzt vor 27 Monaten. Indien verzeichnete das stärkste Wachstum seit März 2013. Insofern sollte in der zweiten Jahreshälfte mit den Emerging Markets gerechnet werden.

3. Der geldpolitische Treiber durch die Nullzinspolitik und die Liquiditätsprogramme wirken weiterhin expansiv auf die weltweite Nachfragekurve und werden den globalen Investitionszyklus nachhaltig unterstützen. Wir erkennen eindeutig, dass gerade Unternehmen aus Deutschland und den USA sowie in großen Teilen Asiens in den ersten sechs Monaten in 2014 kontinuierlich höhere Investitionsbereitschaft vermeldeten, so dass die Produktionslücke, welche durch die schweren Krisen der Vergangenheit aufgerissen wurde, sich weiter geschlossen hat. Dies sollte die Wachstumskurve insgesamt positiv beeinflussen. Daraus resultiert, selbst bei einem Abschwächen der globalen Wachstumsdynamik, welche bei einer Eskalation der Konflikte, vor allem zwischen dem Westen und Russland nicht ausgeschlossen werden kann, wird die Fallhöhe des Welthandels anders als in 2008 und 2009 deutlich niedriger ausfallen. Wie angesprochen erwarten wir aber keine Abflachung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, da wir mittelfristig von einer deeskalierenden Politikrichtung ausgehen, so dass die Unternehmen zwangsweise höhere Investitionen anstreben werden. Höhere Investitionen werden automatisch zu höheren Lageranpassungen führen, was sich wiederum sehr positiv auf das Wachstum auswirken wird.

Deutschlands Handel ist gegenwärtig vor allem vom Geschäft mit Industriemaschinen und Transporttechnik mit westlichen Handelspartnern dominiert. Allerdings gehört China bereits heute zu Deutschlands Top 5-Exportdestinationen. Die Handelsaktivität mit diesen Volkswirtschaften sollte neben der hohen US-Nachfrage insgesamt die Zurückhaltung bzw. die Handelsreduktion mit Russland aufgrund der Sanktionen kompensieren. Auch die relative Bedeutung Indonesiens als Abnehmer deutscher Waren zeigt sich sehr robust und wirkt langfristig unterstützend.

Außerdem zeigen die Aufträge nach deutschen Zwischenerzeugnissen für den Infrastrukturausbau, dass "Made in Germany" weiterhin gefragt ist. Auch wenn die Zurückhaltung aus Russland hier etwas bremsend wirken sollte. Interessant ist, dass bei hochtechnisierten Spezialgeräten Deutschland zuletzt wieder auf mehr Nachfrage aus Asien stößt. Hiesige Anbieter haben besonders im asiatischen Raum gute Absatzchancen, beim Ausbau von Transportinfrastruktur in ganz Südostasien und in bevölkerungsreichen Ländern wie Indien und Indonesien.

Was bedeutet das für den Anleger?

Die Psychologie und die Furcht vor einer dramatischen Zuspitzung rund um den Konflikt in der Ukraine verunsicherte die internationale Anlegerschaft. Die Angst vor Krieg und weiteren Sanktionen beunruhigt viele und ließ gerade deutsche Industriewerte jüngst unter Druck geraten.

Dennoch konstatiert Markus C. Zschaber: "Die großen Treiber sind nach wie vor die nachhaltig extrem günstige Liquidität durch niedrigste Zinsen und eine Geldmenge, die global durch die Notenbanken erweitert wird. Wir sind weiterhin von Unternehmen überzeugt, die von der Welthandelsaktivität profitieren. Voraussetzungen hierfür sind eine Preisdurchsetzungsmacht, eine globale Präsenz, ein geringer Verschuldungsgrad und ein Investitionsbedarf, welcher durch den Cash-Flow zu finanzieren ist.

 

  • Konsumgüterhersteller sollten auch in diesem Jahr ein solides Umsatzwachstum erzielen können. Gerade europäische Unternehmen mit globaler Präsenz bevorzugt der Vermögensverwalter. Aktuell sieht er Burberry und Hugo Boss auch von der Kursseite wieder sehr attraktiv. Ähnlich wie L‘Oréal und LVMH.

 

  • Chemie- und Industrieunternehmen aus Deutschland sollten zwar noch etwas volatilere Kursentwicklungen aufweisen, da diese durch die Konflikte in der Ukraine belastet werden. Nachhaltig sollten aber die Entwicklungschancen überwiegen, vor allem, weil die Industriegüternachfrage aus den USA und China ansteigt. Hinzu kommt, dass positive Währungseffekte in den Folgequartalen zu erwarten sind. "Wichtigstes Indiz für eine solide Entwicklung in diesem Jahr ist, dass die Prognosen der Unternehmen für die kommenden Quartale nicht revidiert wurden. Die Geschäftsmodelle sehen gut aus", beschreibt Markus C. Zschaber die aktuelle Lage. Präferierte Unternehmen im Monat August sind: Brenntag, Jungheinrich, Krones, BASF und Siemens.

Disclaimer

Die benannten Aktien sind nur als begleitende Information zu verstehen und dienen nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Sie stellen keine Anlageberatung, keine Anlagevermittlung, keine steuerliche Beratung, kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen oder zum Tätigen von Geschäften in Finanzinstrumenten, wie zum Beispiel den Erwerb oder die Veräußerung von Investmentanteilen und keine sonstige Empfehlung dar.

Neben diesen drei Aktientiteln befinden sich noch eine ganze Reihe weiterer interessanter Aktienunternehmen im sogenannten Welthandelsportfolio die im Rahmen der Veröffentlichung zum Welthandelsindex zukünftig vorgestellt werden. Das Welthandelsportfolio ist eine musterhafte Allokation von Unternehmen, die hinsichtlich ihrer Absatz- und Produktionsstrukturen am Welthandel direkt beteiligt sind beziehungsweise vom Welthandel und dessen globalen Handelsströmen partizipieren. Das Welthandelsportfolio reagiert auf die Veränderungen des Welthandelsindex und erreicht damit eine hohe Teilnahme an der Wertschöpfung unserer Weltwirtschaft. Dadurch, dass der Welthandelsindex ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft. Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem Nachrichtensender "n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.welthandelsindex.com oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: n-tv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH

Quelle: ntv.de

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