Wirtschaft

Von Infineon über Lufthansa bis K+S Vorsicht vor Dax-Schnäppchen!

Wow! alleine reicht an der Börse nicht.

Wow! alleine reicht an der Börse nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Aktien von etlichen Dax-Werten sind schwer gestürzt. Vielen Anlegern juckt es daher in den Fingern, die Papiere auf niedrigem Niveau wieder einzusammeln. Aber ist wirklich bei allen der Zeitpunkt zum Einstieg gekommen?

Gleiches Spiel wie immer an der Börse: Nachdem die Aktien in den vergangenen Wochen deutlich gefallen sind, senken die Analysten ihre Einschätzung und schrauben ihre Kursziele nach unten. Das war in den vergangenen Wochen bei vielen deutschen Werten zu sehen, zum Beispiel bei Infineon. Die Analysten von JP Morgan stuften den Chiphersteller zuletzt auf "neutral" herab und reduzierten das Kursziel auf sechs Euro. Die Analysten verwiesen darauf, dass sich der Markt für Industrieanwendungen in China und Europa abschwäche. Infineon stellt u.a. elektrische Antriebe für die Industrie her, etwa für Maschinen und Lokomotiven. Sorgen bereitet den Finanzprofis auch die Gewinnwarnung von Microchip Technologies. Der US-Chiphersteller sei nicht nur im Industriebereich sondern auch im Autosektor aktiv und damit ein guter Indikator für die Nachfrage in China. "Wir glauben, dass es trotz des Kursrückgangs keinen dringenden Grund gibt, die Positionen bei Infineon aufzustocken", schrieben die Analysten von JP Morgen. Die Kollegen der Deutschen Bank erwarten, dass der Chiphersteller bei der Vorlage der Jahreszahlen am 27. November möglicherweise einen konservativen Ausblick abgeben und damit Investoren enttäuschen könnte. Vor diesem Hintergrund könnte es sich auszahlen, Infineon trotz Kurssturz nur auf die Beobachtungsliste zu nehmen und in Ruhe abzuwarten.

Schwäche im Autosektor belastet Continental

Mit 15 Prozent ist die Aktie von Continental in den vergangenen 90 Tagen ähnlich stark gefallen wie die von Infineon. Dabei hatte das Papier des Autozulieferers zuletzt von den überraschend guten vorläufigen Quartalszahlen von Daimler profitiert. Investoren befürchten allerdings, dass sich wegen der deutlichen Abschwächung der Weltwirtschaft die Perspektiven für den Autosektor insgesamt deutlich eintrüben. Zuletzt war der Absatz von Pkws, Lkws und Bussen in China im September um lediglich 2,5 Prozent gestiegen. Das ist gerade für die ausländischen Autohersteller eine schlechte Nachricht. Nachdem sie bislang darauf gesetzt hatten, die Schwäche in der Euro-Zone durch ein florierendes China-Geschäft wettzumachen, schwächelt nun auch der weltgrößte Absatzmarkt erheblich. Continental profitiert zwar von den niedrigen Kautschukpreisen, außerdem stützt der schwächere Euro die Ergebnisse. Aber wenn das Wachstum in der Autobranche weiter zurückgeht, könnte den Zulieferern wie Conti der Wind kräftig ins Gesicht blasen. Da dürfte selbst das auf den ersten Blick niedrige 2015er-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 9,7 wenig nutzen. Denn die Gewinnschätzungen für 2014 könnten noch zu hoch sein.

Lufthansa-Aktie im Sinkflug

Keinerlei Glauben schenken Investoren offensichtlich den Gewinnschätzungen für die Lufthansa. Obwohl die Analysten die Erwartungen für 2014 und 2015 in den vergangenen Monaten deutlich gesenkt haben, soll die Kranich-Airline im nächsten Jahr den Gewinn je Aktie um 75 Prozent steigern. Auf dieser Basis läge das KGV unter fünf. Das wäre die niedrigste Bewertung im Dax. Doch was nützt eine günstige Bewertung, wenn die Airline erheblichem Wettbewerbsdruck aus der Branche ausgesetzt ist. Die schnell wachsenden Rivalen vom Persischen Golf, wie Etihad, dringen verstärkt in das Geschäft auf den Nordatlantikverbindungen vor und die entstehenden Überkapazitäten führen zu einem deutlichen Preisverfall. Hinzu kommt ein steigender Wettbewerbsdruck durch die Billigflieger in Europa. Der neueste Belastungsfaktor für den Sektor ist Ebola. Laut den US-Behörden kann der Virus möglicherweise über die Luft übertragen werden. Angesichts des Umfelds könnte sich der Einstieg bei der Lufthansa-Aktie als Griff ins fallende Messer herausstellen. In den vergangenen zehn Jahren endete der Sinkflug oft erst im Bereich von 8,50 Euro.

Sinkende Agrarpreise belasten K+S

Auch bei K+S könnte es sich auszahlen, abzuwarten. Der Düngemittelhersteller könnte in den nächsten Monaten die deutlich gesunkenen Preise für Agrarrohstoffe zu spüren bekommen. Weil der Maispreis auf ein Fünf-Jahres-Tief gesunken ist, könnten die Landwirte die Produktion drosseln. Das würde auch die Nachfrage nach Dünger merklich drücken. Ein zusätzliches Risiko für den Sektor ist, dass der kanadische Konkurrent Potash Corp. im nächsten Jahr die Kapazitäten deutlich hochfahren will, was zu neuem Angebot an Kali führen würde. In dem Umfeld bleibt K+S nicht viel übrig, als die Kosten weiter deutlich zu senken. Denn als Unternehmen mit relativ hohen Kosten in der Branche, würde der Dax-Konzern eine Schwäche bei Kalipreisen deutlich zu spüren bekommen.

Nach dem Kursrutsch bei dem obigen Dax-Quartett ist trotz günstiger Einstiegspreise Geduld gefragt. Die Gefahr ist groß, dass noch nicht alle schlechten Nachrichten in den Papieren eingepreist sind und die Talfahrt noch eine Weile weitergehen könnte. Üblicherweise lohnt es sich, vor einem Einstieg auf eine Beruhigung bei den Papieren zu warten.

Quelle: ntv.de

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