Wirtschaft

Welt-Index Viel spricht für eine Jahresendrallye

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(Foto: REUTERS)

Das große Bild der Weltkonjunktur hat sich verbessert, die Furcht vor einer globalen Abschwächung oder sogar einer Rezession ist gewichen. Nach Ansicht des Vermögensverwalters Markus Zschaber liegt das auch an der Geldpolitik der Notenbanken.

Für Markus Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung stehen die Ampeln am Kapitalmarkt auf grün. Wer hätte das vor wenigen Wochen noch gedacht? Zur Erinnerung: Anfang Oktober verharrten die Aktienmärkte tief im Minus. Und jetzt? Spricht sehr vieles für eine Jahresendrallye. Für den Kölner Vermögensverwalter bestehen hierfür im Wesentlichen zwei Gründe: "Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass sich das konjunkturelle Momentum, wie im Rahmen des Welt – Index in den Krisenmonaten August und September prognostiziert, aufgehellt hat und zwar im globalen Kontext. Gerade die China-Wachstumsskepsis ist damit etwas aus dem Markt gewichen. Noch entscheidender ist aber der zweite Grund, nämlich einmal mehr die Geldpolitik. In den USA ist unserer Einschätzung nach in diesem Jahr mit einer ersten Leitzinserhöhung zu rechnen, oder mit einer Ankündigung für das erste Quartal 2016. In der Eurozone dürfte Mario Draghi, der EZB - Präsident sogar die Lockerung noch weiter ausdehnen.

Die globale Notenbankpolitik wird laut Markus Zschaber das dominante Thema auf der Agenda der internationalen Kapitalmärkte bleiben, so dass die Notenbanken die Funktion der wichtigsten Protagonisten im weltweiten Marktgeschehen eingenommen haben: "Notenbanken beeinflussen heute nicht mehr nur die Geld- und Zinsmärkte, sondern ihre Einflusssphäre ist heute multidimensional, gerade im Hinblick auf die Aktienmärkte, Rentenmärkte, Rohstoffmärkte, Devisenmärkte, etc. Ohne fundierte monetäre Analyse der Geldpolitik ist jeder Anleger heute verloren!"

Markus C. Zschaber

Markus C. Zschaber

Rückblickend lassen sich heute viele Erfahrungswerte quantifizieren, welche die globale Geldpolitik gesammelt hatte, vor allem seit dem Jahr 2008, dem Jahr der großen Finanz- und Weltwirtschaftskrise. Mittels der massiven unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen schafften es die fünf Zentralbanken der USA, des Euroraums, Japans, des Vereinigten Königreichs und Chinas (natürlich zusammen mit anderen), genügend Geld im Wirtschaftskreislauf zu halten, um die Volkswirtschaften und die Anlagemärkte finanziell zu stützen. Nicht wenige behaupten, dass ohne die tatkräftigen Notenbanken die Welt in einer großen Depression versunken wäre, die nur mit der Depression der dreißiger Jahre zu vergleichen gewesen wäre. "Fakt ist, den Notenbanken gelang das Experiment, die realwirtschaftlichen Zyklen trotz des massiven Gegenwinds aus einer dynamischen Rezession in den Industrienationen weiter am Laufen zu lassen und eine zweite "Große Depression" wurde verhindert", so Zschaber weiter.

Heute wird in aller Welt über die Abschwächung des Wachstums in den Schwellenländern diskutiert und über eine mögliche Zinswende in den USA und deren potenziellen Risiken. Außerdem führen die teilweise volatilen Wechselkursentwicklungen sowie die niedrigen Rohstoffpreise, welche die Inflationsentwicklungen praktisch weltweit dynamisch reduzieren zu vielen Debatten. Also einmal mehr, richten sich alle Augen auf die weltweiten Zentralbanken. Es stellte sich die Frage, wie werden die Notenbanken reagieren?

"Wir waren absolut davon überzeugt, dass sie reagieren werden, auch wenn der Aktionsradius aufgrund des starken Wunsches der US – Notenbank, dieses Jahr eine erste Zinserhöhung durchzuführen, kompliziert ist. Ich denke spätestens im September sollte allen klar geworden sein, wo die Reise hingehen wird. Indem die Fed ihre Geldpolitik im September nicht gestrafft hat, bestätigte sie, dass sie gegenüber den globalen Entwicklungen nicht die Augen verschließt, sondern sich durchaus Sorgen macht über die Entwicklung des US – Dollars und den damit verbundenen Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der USA bzw. den dadurch entstehenden Druck auf die Inflation. Ich glaube, das Mantra der Vergangenheit – unser US – Dollar, euer Problem – ist passe", konstatiert der Kölner Vermögensverwalter. Markus Zschaber ist sich sicher, es wird eine Zinserhöhung geben, allerdings keine Zinswende sondern nur ein "Zinswendchen" in den USA. Im jüngst veröffentlichten "Kommunique" hat die Zentralbank bewusst eine Passage weggelassen, mit der sie noch im September die aus dem Ausland drohenden Gefahren für die US-Wirtschaft beschrieben hatte.

Die Ankündigung, im Dezember zu überprüfen, ob eine Zinserhöhung angemessen ist, war ein wichtiger Hinweis dafür, dass wahrscheinlich im Dezember entweder eine erste Zinserhöhung erfolgt oder eine Ankündigung auf eine konkrete Zinserhöhung im ersten Quartal 2016.

"Fakt ist, die Zinswende wurde in den USA in den letzten 18 Monaten quasi quartalsweise angekündigt, passiert ist bis heute nichts. Fakt ist, die Fed sieht sich die möglichen Risiken einer Erhöhung sehr genau an. Sie erinnert sich noch an die eigenen Fehler der Vergangenheit, die 1929/30 und 1937/38 gemacht wurden. Damals wurden die Zinsen zu früh erhöht. Fakt ist, wir werden keine echte Zinswende erleben sondern ein "Zinswendchen". Wir erwarten wenn überhaupt eine Erhöhung um 0,25 Prozent, vielleicht im ersten Quartal 2016 nochmal weitere 0,25%", so Zschaber weiter.

Was macht die EZB? Unser Haus ist der klaren Überzeugung, dass die EZB mit ihrer Lockerungspolitik wahrscheinlich noch mehr Anreize schaffen wird, um die Inflation in die Nähe ihres operationellen Ziels zu steuern. Ich teile die Gedankengänge, welche der EZB-Rat auf der jüngsten Sitzung verlauten ließ, dass die aktuellen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer zu niedrig sind und daraus Abwärtsrisiken entstehen können. Meiner Meinung nach wird der EZB-Rat im Dezember die gegenwärtige Inflationsprognose für 2017 auf 1,5% nach unten korrigieren und gleichzeitig weitere geldpolitische Anreize ankündigen und damit die monatlichen Wertpapierkäufe von derzeit 60 Milliarden EUR auf circa 75 bis 85 Milliarden Euro pro Monat aufstocken. Hinzu kommt, dass neben der EZB auch die Bank of Japan und die Bank of China – bestrebt sind, die Geldpolitik im laufenden Quartal weiter zu lockern. Billiges Geld bleibt somit an der Tagesordnung und bleibt der wichtigste Treiber der Kapitalmärkte.

Der V.M.Z.-Kommentar zum aktuellen Stand

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Das große Bild der Weltkonjunktur hat sich jüngst weiter verbessert, die Furcht vor einer globalen Abschwächung oder sogar einer Rezession sind wieder gewichen. Die zuletzt partikulare negative Entwicklung in der industriellen Dynamik in Asien und den USA hat sich jüngst wieder stabilisiert und zeigt sogar eine moderate positive Entwicklung an. Dies signalisieren zumindest die Stimmungsdaten hinsichtlich des Geschäftsklimas und der Geschäftsaktivität in beiden Regionen. Europa zeigt ebenfalls eine erfreuliche Dynamik in allen Sektoren der leistungsbezogenen Wertschöpfung. Hervorzuheben ist vor allem die positive Entwicklung im Dienstleistungssektor, allerdings sind auch im industriellen Sektor durchaus Tendenzen einer Erholung zu erkennen, vor allem aus Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Tendenziell etwas schwächer sind die gesamtwirtschaftlichen Daten aus den restlichen Emerging Markets, inklusive Russland und Brasilien. Das kurz beschriebene Gesamtbild der Weltwirtschaft und dessen konjunkturelle Entwicklung ins positive spiegelt der "Index der Konjunkturdaten" aktuell wider. Mit einem aktuellen Niveau von 65% (Vormonat 63%) verdeutlicht das Konjunkturbarometer den mittelfristigen Trend.

Vor allem China verunsichere die Märkte in den letzten Monaten. Die Lage in der chinesischen Industrie ist noch geschwächt, dürfte sich aber nach Angaben von Markus Zschaber weiter bis Ende des Jahres stabilisieren: "Fakt ist, China hat noch ausreichend Spielraum, um geldpolitische und fiskalische Impulse zu setzen. Hinzu kommt, dass viele Daten durchaus die Wachstumsprognose der chinesischen Regierung bestätigen, vor allem aus dem Dienstleistungssektor." Der chinesische Dienstleistungssektor, der mittlerweile mehr als 50 Prozent zu der gesamten Wertschöpfung beiträgt, hat einen goldenen Oktober erlebt. Dabei wurden vor allem mehr Dienstleistungen in den Bereichen Bewirtung, Tourismus und Logistik nachgefragt. Zusammengefasst stieg der gesamte Handelsbilanzüberschuss auf +424,092 Mrd. Dollar (relevante Saldogröße (Waren und Dienstleistungen) für das chinesische Wachstum), ein Anstieg von +83,1% zum Vorjahreszeitraum. Hinzu kommt, dass sich positive Signale aus einem Sektor mehren, der von Marktteilnehmern und politischen Entscheidern immer wieder als Sorgenkind identifiziert wurde - dem Immobilienmarkt. "Fakt ist, dass die Transaktionstätigkeiten von Immobilien im letzten Monat robust geblieben (plus 15,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) sind und die Hypothekenkreditvergabe sogar stark angestiegen (plus 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im dritten Monat in Folge) ist. Außerdem sind die Verkaufszahlen von Haushaltsgeräten und Möbeln gestiegen", so Zschaber weiter.

Aus Europa heraus mehren sich ebenfalls die guten konjunkturellen Daten. Der Kölner Vermögensverwalter rechnet für die Eurozone mit einem leicht über dem Trend liegenden Realwachstum von 1,75%: "Wir können aktuell feststellen, dass die Inlandsnachfrage dank des zunehmenden Kreditwachstums im Privatsektor der Motor des Wachstums sein wird – eine Folge der sinkenden Zinssätze für die Privatwirtschaft, die wiederum durch vielschichtigen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) nach unten gedrückt werden. Gleichzeitig kommt die Haushaltspolitik wieder stärker ins Gleichgewicht und wird demzufolge nicht länger eine Belastung für das Wachstum darstellen.

Die Verlangsamung des US-Wachstums im Sommer im Vergleich zum Wachstum im Frühjahr, das nach der Revision mit 3,9 Prozent dann doch recht stark ausgefallen war, fand vor allem im verarbeitenden Gewerbe und bei den Investitionen statt. Fakt ist, der private Konsum wuchs mit 3,2 Prozent Jahresrate weiterhin kräftig, wobei erneut die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter, darunter Kraftfahrzeuge, deutlich zulegten. Für die USA gilt, dass rund 70% der US – amerikanischen Wirtschaftsleistung direkt oder indirekt vom Konsum abhängen. Niedrige Zinsen, billiger Sprit und eine gute Konjunktur verführen förmlich zu höheren Konsumausgaben. "Für das letzte Quartal deutet sich meines Erachtens im Moment ein Wachstum von rund zwei Prozent an, was die USA weiterhin zu einer der Konjunkturlokomotiven der Weltwirtschaft macht.

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Nach dem vormonatigen Stillstand der Konjunkturüberraschungen konnten diese jüngst das Niveau verbessern. Der Anstieg konnte vor allem auf die positiven Stimmungsdaten aus der Wirtschaft in Europa zurückgeführt werden, da die Daten recht deutlich über den Markterwartungen ausgefallen sind. Vor allem die Daten aus dem Dienstleistungsgewerbe haben in Europa eigentlich flächendeckend positiv überraschen können. Aber auch die hiesige Industriekonjunktur zeigt einen sich verbesserten Trend an. Die USA befindet sich ebenso wie China in einer leichten Belebung des konjunkturellen Momentums im Vergleich zum dritten Quartal. Der Vermögensverwalter Markus Zschaber blickt somit positiv auf das Jahresende. Nicht zuletzt, da im weltweiten Kontext weiterhin die Konjunkturdaten die Erwartungen mehrheitlich übertroffen als untertroffen haben und das mit ansteigender Tendenz. Aktuell erreicht der "Index der Markterwartungen" ein Niveau von 68% (Vormonat 66%).

Fazit & Ausblick für Anleger:

Nach wie vor sind die Rahmenbedingungen unter dem Rendite / Risiko - Aspekt für Aktien und aktienähnliche Investments die attraktivsten aller Anlageklassen. "Aus diesem Grund halten wir an unserem aufgebauten zusätzlichen Engagement weiterhin fest. Gerade die Engagements in deutschen Aktien und aktienähnlichen Investments sehen wir als sehr lukrativ an. Die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten haben ins Positive gedreht, die Bilanzberichtssaison verläuft zufriedenstellend. In Kombination mit der unterstützenden Geldpolitik sollte die Kulisse für Qualitätsaktien weiterhin die attraktivste sein", führt Markus Zschaber aus.

"Schauen wir auf die Details der Unternehmensergebnisse in Deutschland, lässt sich festhalten, dass im letzten Quartal rund 60 Prozent der deutschen Unternehmen die Erwartungen übertroffen haben, im aktuellen Quartal trifft das auf fast 75 Prozent der Unternehmen zu. Deshalb haben wir in Summe eine sehr positive Gewinnrevision gesehen", so Zschaber weiter.

Vor allem Aktien aus den Industriestaaten präferiert der Kölner Vermögensverwalter, er stellt klar, dass für die Emerging Markets die aufgeschobene US-Leitzinserhöhung zwar eine gute Nachricht ist, vor allem auf der Währungsseite. An der eher niedrigen Profitabilität der dortigen Unternehmen ändert das aber aktuell nichts, so dass eine übergewichtete Investitionsquote in dieser Region eher etwas für mutige Anleger ist. Nachdem also die Schockwellen durch die globalen Wachstumssorgen und US-Notenbankpolitik abgeklungen sind, stehen die Zeichen für Aktien gut. "Wir sehen gute Aussichten für einen erfolgreichen Schlussspurt im turbulenten Kapitalmarktjahr 2015", konstatiert Markus Zschaber.

Veränderungen im Musterportfolio:

Zukäufe-/Nachkäufe aus den letzten 4 Wochen: Krones, Continental, Voestalpine, BMW, Gerresheimer, Osram Licht, Kion Group, Airbus, Fuchs Petrolub, Dürr, NORMA Group;

Haltepositionen:, Brenntag, Bertrandt, Endesa, Hugo Boss, Moncler, Christian Dior, Symrise, GRENKELEASING AG, Croda International, Michelin, Jungheinrich AG, Novartis, Geberit, L’Oreal, Fresenius, AXA, Anheuser-Busch, Unilever, Duke Energy, Aareal Bank; Bechtle, Linde AG;

Verkäufe aus den letzten 4 Wochen: Inditex, Deutsche Wohnen, SUEZ ENVIRONNEMENT, Du Pont, Wal Mart, Thyssen Krupp, Heidelberg Cement, Infineon, Toyota, Microsoft, McDonald‘s, Intel, Deutsche Telekom, Deutsche Lufthansa, Accor;

Zur Methode: Die Grundlage des "Welt-Index" ist die Analyse von Wirtschaftsindikatoren aus der ganzen Welt, die eine hohe wirtschaftliche Relevanz und eine hohe Reaktion an den Finanzmärkten mit sich bringen. Diese werden weltweit von Statistikämtern und Forschungsinstituten sowie weiteren hochrangigen wissenschaftlichen Quellen veröffentlicht. In der Endform konzentriert sich der "Welt-Index", der aus zwei Komponenten besteht - dem "Index der Konjunkturdaten" und dem "Index der Markterwartungen" - auf die monatlich 50 wichtigsten Konjunkturdaten. Zugrunde liegen mehr als 1000 internationale Indikatoren, die monatlich ermittelt und bewertet werden. Die Verknüpfung der Datenreihen in einer nach Dominanzfaktoren gegliederten Gewichtung gibt Aufschluss darüber, in welchem Zyklus und Stadium sich die Weltwirtschaft befindet. Aufgrund der Kombination von frühzyklischen, gleichzyklischen und nachzyklischen Indikatoren sowie der Integration einer Erwartungskomponente ermöglicht der "Welt-Index" eine sehr genaue Messung des aktuellen Status. Um dieses zu vereinfachen, werden dann zwei Trenddaten erstellt, die Aufschluss darüber geben, wie viele der ermittelten Daten in den vergangenen vier Wochen gefallen oder gestiegen sind. Nähere Informationen hierzu unter: www.weltindex.de.

Das Musterportfolio zum "Welt-Index" ist nur als begleitende Information zu verstehen und dient nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Die Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsges. mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für die "Welt am Sonntag" und den Nachrichtensender "n-tv". Informationen zum Index unter www.zschaber.de und www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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