Wirtschaft

Entspannte Börsianer V-Dax notiert historisch tief

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(Foto: REUTERS)

An den Aktienmärkten herrscht absolute Ruhe - zumindest im Bezug auf die Schwankungsbreite der Kurse. Das dürfte in den Sommermonaten so bleiben.

Bürgerkriege im Nahen Osten, Raketentests Nordkoreas, die Brexit-Verhandlungen mit ungewissem Ausgang und ein kaum berechenbarer US-Präsident Donald Trump – die Welt scheint mit Krisenherden übersät zu sein. Und was machen die Börsianer? Sie treiben Dax und Dow von einem Allzeithoch zum nächsten. Hintergrund ist, dass Anleger - gemessen am V-Dax New und anderen Volatilitätsindizes - Risiken derzeit kaum Beachtung schenken. Der V-Dax New misst anhand von Terminkontrakten die erwarteten Schwankungen der kommenden 30 Tage. Als Faustregel gilt: Steigen die Volatilitäten, fallen die Aktienkurse und umgekehrt.

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Aktuell notiert der deutsche Volatilitätsindex bei rund 14 Zählern. Das bedeutet, dass die Anleger in Bezug auf fallende Kurse absolut sorglos sind. Normalerweise bewegt sich der V-Dax New im Bereich von 17 bis 25 Punkten. In Panikphasen kann er auch schon einmal auf 40 Zähler und mehr hochschießen. Offensichtlich hält jedoch aktuell kaum ein Anleger Absicherungspositionen gegen möglicherweise fallende Kurse.

Die größte Gefahr sehen die Börsianer zurzeit noch am ehesten in einer Beendigung der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar hat EZB-Chef Mario Draghi zuletzt tatsächlich verbal etwas abgerüstet. Ein Ende der Anleihekäufe ist aber vorerst nicht in Sicht. Dasselbe gilt für eine mögliche Leitzinserhöhung. Dazu kommt, dass die Angst vor einer weniger expansiven Geldpolitik übertrieben scheint. In den USA war gut zu beobachten, dass der Kurswechsel der dortigen Notenbank Fed durchaus positiv interpretiert wurde - nämlich als Zeichen für die Robustheit der US-amerikanischen Wirtschaft. Ähnliches könnte sich in Europa wiederholen.

Keine Angst vor EZB

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer unter anderem die Kundenbetreuung und das Marketing.

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer unter anderem die Kundenbetreuung und das Marketing.

Tatsächlich brauchen sich die Anleger nicht um eine weniger lockere Geldpolitik in der Eurozone zu sorgen. Hier dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nach den aktuellen Schätzungen der EU-Kommission um 1,7 Prozent wachsen. Da sich gleichzeitig die Inflationsrate dem EZB-Ziel von knapp zwei Prozent langsam, aber sicher annähert, wäre es durchaus gesund, wenn die Notenbanker den Fuß zumindest etwas vom Gaspedal nehmen würden.

In den USA hat die Fed seit dem Ende der Finanzkrise bereits vier Mal die Leitzinsen erhöht. Den Aktienkursen hat das nicht geschadet: Sie bewegen sich in den Vereinigten Staaten auf Rekordniveau. In Euroland könnte ein Zurückfahren der Anleihekäufe ebenfalls als Zeichen eines nachhaltigen Konjunkturwachstums und eines Abklingens von Deflationsgefahren gewertet werden.

Auch beim zweiten potenziellen Störfaktor - beim Erdöl - gibt es aktuell eine gewisse Entspannung. Nachdem der Preis für ein Fass der Sorte Brent in den vergangenen Wochen von 54 auf 45 Dollar gefallen war, hatte er sich wieder in Richtung 50 US-Dollar erholt, bevor er in den zurückliegenden Tagen wieder leichter notierte. Hintergrund ist, dass das erste Mal seit fast einem halben Jahr die Zahl der Bohrtürme in den USA stagniert.

Während die Opec und andere Erdöl exportierende Staaten sich auf Förderkürzungen verständigt hatten, drehte die US-amerikanische Frackingindustrie den Ölhahn immer weiter auf. Damit könnte es erst einmal vorbei sein. Ein Ölpreis im Bereich von 50 Dollar macht den Industrieländern kaum zu schaffen, verschafft aber gleichzeitig den Ölförderländern bei der Finanzierung ihrer Staatshaushalte etwas Luft.

Die übrigen möglichen Gefahren für die Aktienmärkte sind überwiegend politischer Natur und haben erfahrungsgemäß "kurze Beine", das heißt, wenig Einfluss auf die Kurse. Das gilt sowohl für Trump in den USA als auch Kim Jong Un in Nordkorea.

Keine freie Fahrt für Aktien

Nachhaltige Störfaktoren sind an den Finanzmärkten also derzeit Mangelware. Das gilt allerdings genauso für mögliche Kurstreiber. Die Volatilitäten bewegen sich auf einem derart niedrigen Niveau, dass sie kaum weiter sinken können. Gleichzeitig geht zwar von der EZB keine größere Gefahr aus, für positive Impulse dürften die Notenbanker in den kommenden Monaten jedoch ebenfalls kaum sorgen. Schließlich sind zwar die Unternehmensgewinne zuletzt wieder gestiegen. Mit ihnen haben aber auch die Aktienkurse zugelegt, wodurch die Bewertungen nicht gefallen sind.

Wahrscheinlich steht uns ein relativ langweiliger Aktiensommer mit einer sorglosen Seitwärtsbewegung ins Haus. Für entspannte Sommerferien ist das nicht die schlechteste Voraussetzung.

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Quelle: ntv.de

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