Wirtschaft

Stellenrekord am Arbeitsmarkt USA beenden die Krise

Ein Blick in die vielfältige Wirtschaftslandschaft der USA: Jefferson Avenue in Detroit, Michigan.

Ein Blick in die vielfältige Wirtschaftslandschaft der USA: Jefferson Avenue in Detroit, Michigan.

(Foto: REUTERS)

In den Vereinigten Staaten gewinnt der Aufschwung an Kraft. Der offizielle Job Report aus Washington enthält bemerkenswerte Ergebnisse: Am Arbeitsmarkt hat Amerika die Folgen der großen Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden.

Der Regierungsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt liefert Konjunkturoptimisten neue Anhaltspunkte: Im Mai hellt sich die Situation weiter auf. Die Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft schufen im zurückliegenden Monat insgesamt 217.000 neue Jobs, wie das Washingtoner Arbeitsministerium mitteilte. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten im Schnitt einen Stellenzuwachs von 210.000 bis 215.000 Arbeitsplätzen erwartet.

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Das Signal fällt damit schwach, aber eindeutig aus: Aus der Sicht von Analysten liefert der Job Report für Mai einen weiteren Beleg dafür, dass die Erholung der US-Wirtschaft immer stärker in Schwung kommt. Ein stetiger Stellenaufbau spült mehr Geld in die Taschen der US-Bürger und sorgt für ein größeres Konsumtenvertrauen. Das dürfte auch die Ertragsaussichten der stark konsumorientierten US-Unternehmenslandschaft aufbessern. Die Stellenentwicklung im Agrarsektor wird bei der Betrachtung aufgrund der starken saisonalen Verzerrungen in der Regel ausgeklammert.

Schwerste Rezession nach dem Krieg

Aus größerer Distanz betrachtet ergibt sich jedoch ein sehr viel bemerkenswerteres Ergebnis: Die US-Wirtschaft hat die in der schweren Rezession verlorenen Jobs mittlerweile komplett wieder aufgebaut. Seit Februar 2010 entstanden 8,8 Millionen neue Stellen, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Zuvor waren 8,7 Millionen Arbeitsplätze infolge der Finanzkrise weggebrochen. Insgesamt wurden im Mai rund 138,5 Millionen Erwerbstätige gezählt - so viele wie noch nie. Die bisherige Höchstmarke von Anfang 2008 wurde damit geknackt.

"Ein weiterer Rekord ist, dass es mehr als sechs Jahre dauerte, die in der jüngsten Rezession verlorenen Stellen zurückzugewinnen", goß Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner etwas Wasser in den Wein. "Dies erklärt sich damit, dass die Rezession von 2007 bis 2009 die bisher schwerste nach dem Zweiten Weltkrieg war und das Wachstum in der Erholungsphase das schwächste."

Arbeitslosenquote bei 6,3 Prozent

Ein weiterer Wermutstropfen dürfte die Anleger an der Wall Street zudem von allzu euphorischen Kursreaktionen abhalten: Die Angaben für den Vormonat wurden leicht nach unten revidiert. Das in Washington für Arbeitsmarktdaten zuständige Bureau of Labor Statistics meldete für April nun ein nachträglich berichtigtes Stellenplus von 282.000, nachdem zunächst ein Anstieg um 288.000 gemeldet worden war. Der Zuwachs im März von 203.000 Jobs wurde dafür allerdings bestätigt.

Die separat erhobene Arbeitslosenquote stagnierte im Mai bei 6,3 Prozent (siehe Info-Grafik). Niedriger war sie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren. Ökonomen hatten im Mai einen Anstieg auf 6,4 Prozent erwartet. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden. Daraus ergeben sich regelmäßig leichte Abweichungen, die unter Privatanlegern zuweilen für Verwirrung sorgen.

"Es geht schrittweise bergauf", sagte ING-Ökonom Teunis Brosens. Dennoch ist noch nicht alles Gold, was glänzt. "Strukturelle Probleme, wie die hohe Langzeitarbeitslosigkeit, werden wohl noch länger bestehen bleiben", sagte Ökonomin Ulrike Rondorf vom Bankhaus Lampe. Ein Grund dafür sei, dass die Unternehmen noch immer zu wenig investierten.

Die Konjunktur kam zuletzt wieder besser in Schwung, nachdem die weltgrößte Volkswirtschaft im ersten Quartal wegen des extrem kalten Winters mit einer Jahresrate von 1,0 Prozent geschrumpft war. Die Industriestaaten-Organisation OECD traut den USA in diesem Jahr ein Wachstum von 2,6 Prozent zu - mehr als doppelt so viel wie der Eurozone.

Konsequenzen für die Fed

Die Erholung am Arbeitsmarkt bietet der US-Notenbank den nötigen Spielraum für eine weitere Drosselung ihrer Konjunkturhilfen, die noch dieses Jahr auslaufen sollen. Die bis Ende vergangenen Jahres geltende Zielmarke einer Arbeitslosigkeit von 6,5 Prozent hat mittlerweile etwas an Bedeutung verloren: Fed-Chefin Janet Yellen hatte wiederholt erklärt, die US-Geldpolitik nicht mehr ausschließlich an dieser Richtschnur ausrichten zu wollen.

Unter dem Vorsitz von Yellen haben die US-Währungshüter bei bislang jeder Sitzung in diesem Jahr die Käufe von Staats- und Hypothekentiteln um je 10 Milliarden US-Dollar gedrosselt. Mit einer Zinswende rechnen die meisten Experten bis Mitte 2015.

Dax kurz über 10.000

An den europäischen Börsen bewerteten Aktienanleger die Arbeitsmarktdaten aus den USA als stützendes Signal. Der deutsche Leitindex Dax stieg in einer ersten Reaktion kurzzeitig über 10.000 Punkte. "Die Schätzungen lagen mit 100.000 bis 350.000 Stellen weit auseinander", meinte ein Händler. Die Arbeitslosenquote liege mit 6,3 Prozent leicht unter der Prognose von 6,4 Prozent. "Das dürfte leicht positiv aufgenommen werden", ergänzte ein Händler mit Blick auf den bevorstehenden Handelsauftakt an den New Yorker Börsen. Dort rechneten Beobachter vor Börsenstart mit zunächst steigenden Kursen.

Alles in allem seien die Abweichungen von den Erwartungen aber so gering, dass es keine größeren Ausschläge an den Märkten geben sollte. Der Arbeitsmarkt in den USA entwickele sich wie schon in den vergangenen Monaten "robust".

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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