Wirtschaft

Politschock bislang abgewendet Starten europäische Aktien jetzt durch?

Frankreich wählt: Die Börsenampel steht auf grün, aber die politischen Unsicherheiten bleiben. Schließlich findet im September noch die Bundestagswahl statt.

Frankreich wählt: Die Börsenampel steht auf grün, aber die politischen Unsicherheiten bleiben. Schließlich findet im September noch die Bundestagswahl statt.

(Foto: REUTERS)

Europafreundliche Politiker haben sich in diesem Super-Wahljahr bisher durchgesetzt. Aber das ist nur ein Grund, warum 2017 das Jahr der europäischen Aktien werden könnte. Es gibt noch viel Potenzial.

Die erste Runde zur Wahl eines neuen französischen Präsidenten hat keine Überraschungen gebracht - ganz im Gegensatz zur Brexit-Abstimmung und der US-Wahl im vergangenen Jahr. Der Gewinner des ersten Wahldurchgangs, Emmanuel Macron, hat zwar wenig politische Erfahrung, trotzdem ist er der Favorit bei der Stichwahl am 7. Mai. Viele Kandidaten des ersten Durchgangs haben dazu aufgerufen, dem Linksliberalen ihre Stimme zu geben. Aktuell führt Macron in den Umfragen mit 20 Prozentpunkten Vorsprung.

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Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung in Europa dürften auch die französischen Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni werden. Diese sind allerdings schwerer einzuschätzen, da der neue Präsident noch nicht gewählt worden ist. Aktuell honorieren die Börsen die Favoritenrolle des europafreundlichen Macrons. Daher stabilisiert sich der Euro. Vor allem europäische Aktien stehen bei vielen Fondsmanagern wieder auf dem Einkaufszettel, auch weil sie günstiger als US-Titel bewertet sind und zuletzt ansprechende Unternehmensergebnisse gezeigt haben.

Trendwende bei Europas Banken

Besonders die in den vergangenen Jahren arg gebeutelten europäischen Banken haben sich hier hervorgetan. Die britische RBS, die vom Staat gerettet werden musste, verbuchte im ersten Quartal 2016 mit umgerechnet 307 Millionen Euro den ersten Quartalsgewinn seit eineinhalb Jahren. Die andere britische Großbank Barclays konnte in den ersten drei Monaten dieses Jahres ihr Vorsteuerergebnis mit umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppeln.

"Das war ein weiteres Quartal mit starken Fortschritten in Richtung auf einen Abschluss der Restrukturierung von Barclays", sagte daher Bankchef Jes Staley. Auch die Schweizer Großbank UBS überzeugte und war vor allem in ihrem Kerngeschäft der Vermögensverwaltung stark. Sie verdiente im ersten Quartal fast 80 Prozent mehr als im ersten Quartal 2016. Italienische und französische Banken profitierten dagegen besonders von den Wahlergebnissen, zunächst in den Niederlanden und nun in Frankreich. Ihre positive Kursentwicklung könnte sich fortsetzen, dazu müssten aber die Anleiherenditen steigen und sich die Renditeaufschläge für Staatsanleihen weiter verringern.

Aber auch Unternehmen aus anderen Branchen meldeten hervorragende Quartalsergebnisse, etwa die Dax-Titel SAP, Linde oder Daimler. Europas Firmen profitieren nach Jahren der Stagnation vor allem vom steigenden Konsum sowie einer Zunahme an Investitionen. Nach Karsten Stroh, Produktexperte von J.P. Morgan Asset Management, liegt der Schlüssel zur Stärkung der Performance in Europa aber in der Beschleunigung des Gewinnwachstums: "Derzeit werden nicht nur die Gewinnerwartungen nach oben revidiert, sondern die Unternehmen liefern allmählich auch tatsächlich das Wachstum, das erforderlich ist, um einen Anstieg der Erträge zu bewirken."

Günstige Bewertung

Yves Maillot, Leiter europäische Aktieninvestments bei Natixis Asset Management, sieht Europa in diesem Umfeld auch auf dem Weg der Besserung: "Die verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone, auch in Frankreich, sowie die Aussicht auf steigende Gewinne bei den börsennotierten Unternehmen vertreiben langsam die dunklen Wolken, die nun fast zehn Jahre lang über der Wirtschaft und den Finanzmärkten Europas gelegen haben." Auch die Bewertung ist moderat, insbesondere im Vergleich zu den US-Aktien, die derzeit mit dem 18-Fachen ihrer erwarteten Gewinne für 2017 bewertet werden. Europas Aktienbewertung liegt dagegen bei rund 15 und erst bei Kursen von 13.500 bis 14.000 wäre die Bewertung in etwa pari.

Die Börsenampel steht daher in Europa derzeit auf grün, auch wenn die politischen Unsicherheiten im Super-Wahljahr bestehen bleiben. Schließlich findet noch im September die Bundestagswahl statt. Optimistische Anleger haben daher unterschiedliche Anlagemöglichkeiten. Wer ungern wegen des höheren Risikos auf Einzelwerte setzen möchte, kann etwa auf europäische Banken mit einem Branchen-ETF (WKN: LYX0AP) auf den Stoxx Europe 600 Bankenindex setzen. Eine Alternative können Index-Zertifikate auf den französischen und deutschen Leitindex CAC 40 (WKN: 787330) und Dax (WKN: SG3G26) sein. Mutigere Europa-Optimisten können auch auf die Länderindizes aus Spanien, Italien oder Portugal setzen.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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