Wirtschaft

Nach dem Kursrutsch Sind Aktien wieder aussichtsreich?

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(Foto: imago/Michael Weber)

Qualitätsaktien sind durch den Mini-Crash im August und September wieder preiswert geworden. Jetzt lohnt sich der schrittweise Einstieg. Aktienanleger müssen aber weiterhin hohe Schwankungen aushalten.

Von Euphorie und Jahresendrally kann an den Aktienmärkten bislang nicht die Rede sein. Die Stimmung ist derart im Keller, dass es eigentlich nur aufwärts gehen kann. Sowohl die privaten als auch die institutionellen Anleger halten hohe Barreserven, die Aktienquoten sind dagegen tief - die Investoren sind bei Dividendentitel unterinvestiert. Eine solche Konstellation mündet erfahrungsgemäß meistens in steigenden Kursen.

Neben dem Sentiment spricht auch das fundamentale Umfeld für Aktien. Trotz China und des Abgasskandals von VW erholt sich die Konjunktur in den westlichen Industriestaaten. Dadurch steigen die Unternehmensgewinne. Wachsende Profite zählen für Aktien zu den wichtigsten Kurstreibern überhaupt. Die Wirtschaft brummt in der Eurozone aber nicht so stark, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf die Idee kommen könnte, ihre monatlichen Anleihekäufe in Höhe von 60 Milliarden Euro zu drosseln. Im Gegenteil: Immer mehr Marktteilnehmer gehen davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi noch mehr und noch länger massenweise Papiergeld druckt als es bislang der Fall ist.

In den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, sieht es kaum anders aus. Hier haben zuletzt die Sorgen zugenommen, dass der Konjunkturaufschwung nicht nachhaltig ist. Die faktische Arbeitslosenquote, die auch Unterbeschäftigte und resignierte Erwerbstätige, die sich nicht mehr offiziell arbeitslos melden, mit einrechnet, liegt bei schätzungsweise elf bis zwölf Prozent. Da sind durchaus Zweifel am US-Wirtschaftswachstum erlaubt. Fast 50 Millionen Bezieher von Lebensmittelkarten sprechen auch nicht unbedingt für die Robustheit der extrem konsumabhängigen amerikanischen Volkswirtschaft. Vor diesem Hintergrund steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed zumindest in diesem Jahr die Zinswende nicht mehr hinkriegt.

Niedrige Zinsen treiben Kurse

Frank Krekel arbeitet bei der Unikat Vermögensverwaltung im Portfoliomanagement, in der ganzheitlichen Kundenbetreuung und ist Experte für individuelle ETF-Konzepte.

Frank Krekel arbeitet bei der Unikat Vermögensverwaltung im Portfoliomanagement, in der ganzheitlichen Kundenbetreuung und ist Experte für individuelle ETF-Konzepte.

Das mäßige Wirtschaftswachstum und die expansive Geldpolitik der Notenbanken sorgen für anhaltend niedrige Zinsen. Davon profitieren die Aktiengesellschaften gleich in mehrfacher Hinsicht. Erstens können sie ihre Investitionen preiswerter fremdfinanzieren. Außerdem können sie sich billig Geld leihen, um eigene Aktien zurückzukaufen. Das ist vor allem in den USA sehr beliebt. Selbst wenn das Unternehmen nicht mehr verdient, steigt durch die geringere Zahl der Anteilsscheine der Gewinn je Aktie. Und drittens gewinnen Aktien bei niedrigen Zinsen im Vergleich zu Anleihen an Attraktivität. Die Dax-Unternehmen liefern im Durchschnitt eine Dividendenrendite von rund drei Prozent. Um entsprechende Erträge am Rentenmarkt zu erzielen, müssen Anleger dort zurzeit stark ins Risiko gehen und Papiere mit einem vergleichsweise hohen Ausfallrisiko kaufen.

Zumindest in Europa liefern der schwache Euro und der niedrige Ölpreis zusätzlich Unterstützung. Trotz der jüngsten Erholung notiert die europäische Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar noch immer gut 20 Prozent tiefer als vor eineinhalb Jahren. Das steigert enorm die preisliche Wettbewerbsfähigkeit von Firmen aus der Eurozone.

Öl der Sorte Brent kostet sogar rund 45 Prozent weniger als noch vor zwölf Monaten. Andere Rohstoffe haben sich ebenfalls spürbar verbilligt. Bei den Industriefirmen sorgt dies trotz der Euroabwertung für spürbare Kostenersparnisse, die wiederum den Unternehmensgewinnen zugutekommen.

Günstige Bewertungen

Gleichzeitig haben sich durch die Herbst-Korrektur die Bewertungen wieder deutlich normalisiert. Auf Basis der für 2015 erwarteten Unternehmensgewinne kommt der Dax auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf. Das liegt zwar nur geringfügig unter dem historischen Durchschnitt. Früher boten aber mit Aktienanlagen konkurrierende Anleihen wesentlich höhere Realrenditen als heute. Somit ließe sich auch ein deutlich höheres Dax-KGV gut rechtfertigen.

Ein Selbstläufer ist an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen allerdings nicht zu erwarten. Die gerade gestartete Berichtssaison liefert bislang ein unklares Bild. Zudem bleiben die Zweifel am chinesischen Wirtschaftswachstum und die Zinsdiskussionen in den USA vorerst erhalten. Die Anleger müssen also bis auf Weiteres höhere Schwankungen aushalten. Dennoch bietet das insgesamt stark gesunkene Kursniveau eine gute Chance für einen schrittweisen Einstieg.

Als Basisbaustein ist der DWS Top Dividende zu empfehlen, der weltweit in hochkapitalisierte Aktiengesellschaften mit hoher Dividendenrendite investiert. Der Jupiter European Growth fokussiert sich dagegen auf europäische Wachstumstitel. Anleger, die Mut zu Einzeltiteln haben, empfehlen wir unter anderem Daimler, BASF, K+S und Bayer. Bei weiteren Kursrückgängen bieten sich Nachkäufe an. Generell ist eine breite und weltweite Streuung in Qualitätstitel unerlässlich.

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Quelle: ntv.de

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