Wirtschaft

Gefürchteter Strafzins wird Realität Sicherheit kostet Geld!

Das Ende des Sparschweins?

Das Ende des Sparschweins?

(Foto: dpa)

Keine Rendite ohne Risiko, so war seit Jahrzehnten die Devise bei Sparern. Jetzt scheint es allerdings anders auszusehen. Erste Negativzinsen auf Bank- und Spareinlagen haben die Welt grundsätzlich verändert!

Für Sparer bedeutet dieses im Klartext:  

Die Zeit zu handeln – ist gekommen - es wird nach Alternativen gesucht werden müssen!

Was bislang nur in der Theorie diskutiert wurde, scheint nun Realität geworden zu sein, negative Einlagenzinsen für Privatkunden in der Zukunft. Hinter den Kulissen brodelt es, denn fast alle Banken befinden sich in einer großen Zwickmühle und der Hintergrund ist ganz einfach: Die EZB hat allen Banken im Euroraum Strafzinsen und Gebühren auferlegt, mit der Intention, dass die Investitionsbereitschaft und die daraus angenommen Kreditvergabe für mehr Wachstum und somit Stabilität in der Eurozone sorgt. Nun stehen die Bankinstitute vor einer wirklich großen Aufgabe, sie müssen wahrscheinlich auf Grund des noch lange anhaltenden Zinsniveaus ihren Kunden erklären, dass es nicht wie noch kurzem üblich, fast gar keine Zinsen oder einen Minisparzins mehr gibt, sondern Strafzinsen zu entrichten sind, wenn größere oder höhere Bar- und Spareinlagen bei der Bank stehen – was für eine Welt!

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

War es vor kurzem nur die Einschätzung des führenden Investmentstrategen der Deutschen Bank, so sieht es ab jetzt ganz anders aus, denn die Befürchtung für alle Sparer kann bald bittere Realität werden, wenn man die heutige Aktivität der Commerzbank betrachtet, die sozusagen ab sofort für gewisse Personenkreise die Negativzinsen auf Spareinlagen eingeführt hat. Die Geschichte und Vergangenheit lehrt allerdings, dass es zunächst immer nur eingeschränkt begonnen hat, bevor es dann für alle galt, dieses lässt sich auch dadurch belegen, dass die EZB keine Kehrtwende in der Niedrigzinspolitik für die kommenden 5 Jahre einschlagen kann und wird, um die schwierigen ökonomischen Gesundungsprozesse im Euroraum nicht zu gefährden, somit wird es bald lauten - Strafzinsen auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern - auch für den Ottonormalverbraucher !

Im Übrigen ist dieses Thema schon kein Tabubruch mehr, erst kürzlich wurden bereits Guthaben über 500.000 Euro auf Sparkonten bei einer genossenschaftlichen Bank in Thüringen mit einem Strafzins von -0,25 Prozent belegt, dieses war somit zunächst die erste Bank in Deutschland, die den Strafzinsen an ihre Kunden weiter gab, den sie selbst auf Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen muss. Es folgte die DZ Privatbank der Union Investment als Depotbank und nun ist dieses Thema, welches noch vor einigen Jahren als absolut undenkbar galt in aller Munde. Wer sich jetzt in Sicherheit wiegt, da es sich nur um vermeintlich hohe Guthaben handeln soll, der muss aufmerksam weiter lesen, denn es könnte betragsunabhängig werden!

Schon seit Monaten erhalten Sparer auf Sparkonten nur noch Mini-Zinsen die weit unter den Inflationsraten liegen, jetzt sollen sie sogar für ihren Sparwillen bestraft werden. Dem Vorbild der negativen Zinsen könnten sich nun bald noch weitere Banken anschließen, so hört man es im Bankenumfeld.

Dass es zu einer flächendeckenden Situation in Deutschland kommt, bei der jede Geschäftsbank Strafzinsen auf Sparguthaben erhebt, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr für ausgeschlossen oder unwahrscheinlich, sondern perspektivisch durchaus für möglich, sicherlich mit einem gewissen Regelwerk!

Zwar widerspricht der Strafzins dem Kerngedanken einer Bank. Denn ein solcher Strafzins könnte die Refinanzierung der Banken gefährden, nämlich dann, wenn Sparer ihr Erspartes abziehen und lieber „unter dem Kopfkissen“ verstecken, woran niemand ein wirkliches Interesse haben kann, denn Banken bleiben weiterhin auf Spareinlagen von Privatkunden angewiesen.

Vor allem sollten wir nicht vergessen, Geld auf Sparkonten zu parken bedeutet im Endeffekt nichts anderes, als dass Sie Ihrer Bank einen Kredit gewähren in der Höhe Ihrer Einlage. Dabei gehen Sie immer das Risiko ein, dass die Bank Ihre Einlage eines Tages nicht mehr zurückzahlen kann. Für das eingegangene Risiko erhalten Sie normalerweise seit Jahrzehnten, so war das Bankensystem aufgebaut, eine Zinszahlung. Dies könnte sich somit für Sie in den kommenden Jahren ändern – Sie tragen sozusagen auch das Bankenrisiko und erhalten keine Zinsen mehr! Ein Grund der allerdings gegen generelle Strafzinsen spricht wäre der, dass die Banken beispielsweise in Deutschland in einem täglichen Konkurrenzkampf stehen und mit negativen Sparzinsen könnte es zu deutlichen Kundenabwanderungen kommen, dennoch ist die Frage natürlich erlaubt, bei den enormen Spar- und Tageseinlagen in der BRD, in Höhe von 2.100 Milliarden Euro, wer die Mindestreservequote, die ausgelagert werden, muss nun zahlt!

Ich halte es somit nicht mehr für ausgeschlossen, dass in naher Zukunft häufiger Strafzinsen zu zahlen sind. Dies ist vereinzelt bei Unternehmen bereits heute der Fall, denn von jeder Spareinlage bei Ihrer Bank muss Ihre Hausbank wie bereits geschildert einen Teil bei der Europäischen Zentralbank als Sicherheit zurücklegen, die sogenannte Mindestreservequote. Diese Sicherheit wird noch lange mit einem Strafzins belegt werden, der auch noch weiter ansteigen könnte, so die Aussage von Mario Draghi. Auch wenn es derzeit noch einige Argumente gibt, die gegen einen flächendeckenden negativen Sparzins sprechen, werden durch den erfolgten Tabubruch weitere Banken über diesen Schritt nachdenken. Und je mehr Banken negative Zinsen aussprechen, desto einfacher wird es für die verbliebenen Banken, einen solchen Strafzins ihren Kunden aufzuerlegen.

Aber selbst wenn Sparer kleinerer und mittlerer Sparsummen vielleicht vorerst von negativen Sparzinsen verschont bleiben, bleibt das zentrale Problem vieler Sparer weiterhin bestehen.

Das Zinsniveau wird sich auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre hinweg nicht markant erhöhen. Dies ist den ausufernden Haushalten vieler Staaten der Eurozone geschuldet. Zu lange haben wir gigantische Schuldenberge angehäuft, die nur mit niedrigsten Zinsen weiterhin zu bedienen sind. Von einem stetigen Abtragen dieser Schuldenberge sind wir weiterhin weit entfernt, selbst wenn Deutschland 2015 an der „schwarzen Null“ vorerst festhält, welche jedoch mit vielerlei Unwägbarkeiten nur zu erfüllen sein wird. Und selbst dann haben wir immer noch nicht angefangen, unsere Schulden zurückzuzahlen. Wir brauchen eine Lösung, welche die Schuldenberge abträgt, sozial verträglich ist und dies in einem relativ schnellen Zeitraum bewältigt. Eine Lösung die diese Kriterien erfüllt, gibt es und sie wird „Inflation“ genannt. Schon heute obliegt das Kapital der meisten Sparer einem negativen Nutzen, dass heißt, egal, ob die Zinsen marginal positiv oder negativ sind, nach Abzug der Inflation verliert der deutsche Sparer an Kaufkraft.

Wer sich das Wirken der Inflation genauer anschaut erkennt, dass die Gefahr des Kaufkraftverlustes noch deutlich schlimmer ausfallen kann, als die Gefahr des Strafzinses. Deutsche Sparer erhalten derzeit im Durchschnitt noch rund 0,1 Prozent Zinsen auf ihr Erspartes. Die statistisch ermittelte, offizielle Inflationsrate liegt derzeit bei 0,8 Prozent in Deutschland, jeder Sparer verliert also schon heute jährlich rund 0,7 Prozent seiner Einlage real an Kaufkraft. Nun stellen Sie sich einmal vor, die Inflation stiege in Deutschland auf drei Prozent an in den nächsten Jahren. Der reale Kaufkraftverlust würde sich in diesem Fall auf 2,9 Prozent belaufen, hier liegt die wirkliche Gefahr der Niedrigstzinsen.

Spätestens jetzt wird es Zeit, dass sich normale Sparer nach Alternativen umschauen, denn Sparguthaben bieten derzeit mit Abstand das schlechteste Chance-/Risikoverhältnis aller Anlagemöglichkeiten. Alternativen können beispielsweise Mischkonzepte darstellen. Sachwerte, also Immobilien und vor allem auch Aktien bleiben im Portfolio des Privatanlegers unerlässlich. Besonders Aktien sehe ich in den nächsten Jahren besonders gefragt, dabei ist die Ausrichtung des persönlichen Portfolios durch die Begleitung eines Experten unter Berücksichtigung der individuellen Anlageziele von elementarer Bedeutung. Übrigens, wer sein Geld in Wertpapiere investiert und im Depot verwahrt, dem können mögliche Strafzinsen auf Sparkonten getrost egal sein.

Dr. Markus C. Zschaber ist geschäftsführender Gesellschafter der "V.M.Z Vermögensverwaltungs-gesellschaft" (www.zschaber.de) und gibt seit mittlerweile 17 Jahren regelmäßig Interviews beim Nachrichtensender n-tv. Gemeinsam mit dem Nachrichtensender n-tv veröffentlicht er ebenfalls monatlich mit seinem "Institut für Kapitalmarktanalyse" (www.kapitalmarktanalyse.com) die Konjunkturbarometer "Welt-Index" und "Welt-Handelsindex".

Quelle: ntv.de

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