Wirtschaft

"Die Fundamentaldaten stinken" Shanghai wieder im Rallyfieber

Die Anleger sollten ihren Enthusiasmus zügeln, warnen Analysten.

Die Anleger sollten ihren Enthusiasmus zügeln, warnen Analysten.

(Foto: imago/Xinhua)

Nach massiven Verluste an den chinesischen Börsen gibt es jetzt wieder ordentliche Gewinne. Nicht nur Peking, auch viele Anleger gehen davon aus, dass die Krise überstanden ist. Dieses Kurzzeitgedächtnis macht Analysten fassungslos.

Die Stimmung ist gut an den chinesischen Börsen. Der Shanghai-Index startete mit einem Plus von 1,6 Prozent in die neue Woche und setzte damit seine Bergfahrt fort. Seit dem Einbruch im August haben sich die Kurse wieder um mehr als 20 Prozent erholt. Fast könnte man vergessen, was für dramatische Monate hinter der asiatischen Börse liegen.

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.021,98

Bis Mitte Juni hatten die chinesischen Aktienmärkte einen unglaublichen Lauf: Gestützt von einer enthusiastischen Regierung stürzten sich immer mehr Chinesen in das Abenteuer Börse. Ausländische Profi-Investoren kamen hinzu und zusammen sorgten sie für ein Kursplus von mehr als 150 Prozent innerhalb von 12 Monaten.

Es war zu schön, um wahr zu sein. Das schwächere Wirtschaftswachstum in China sorgte dafür, dass auf den Höhenflug der Absturz folgte. Innerhalb von elf Wochen verlor der Shanghai-Composite-Index 45 Prozent von seinem Hoch. Viele der unerfahrenen chinesischen Anleger lernten auf die harte Tour, dass die Börse nicht nur einen Weg kennt.

Die heftigen Verwerfungen schreckten auch die chinesische Regierung auf. Umgehend wurde ein ganzes Paket an Handelsverschärfungen geschnürt. Dazu gehörte das Handelsverbot für einige Investoren oder die forcierte Aktivität von staatlichen Investoren. Einzelne Investoren und Journalisten wurden verhaftet. Sie wurden beschuldigt, dazu beigetragen zu haben, die Börse ins Wanken zu bringen. Außerdem wurden Börsengänge untersagt.

Alles wieder gut?

Angesichts der wieder steigenden Kurse geht Peking nun offenbar davon aus, dass die vor vier Monaten ergriffenen Notfallmaßnahmen das Vertrauen in die Märkte wiederhergestellt haben. So sollen schon in Kürze Börsengänge wieder zugelassen werden. Wie die chinesische Regulierungsbehörde mitteilte, können nun zehn bereits genehmigte Börsengänge innerhalb von rund zwei Wochen über die Bühne gehen. 18 weitere sollen bis zum Jahresende folgen. Zudem wollen die Regulierer die Regeln im Sinne stabilerer Märkte weiter stabilisieren.   

Diese Rückkehr zum "Business as usual" stößt manchen Marktbeobachtern sauer auf. "Das ist nichts anderes als Gier und ein Verlust des Kurzzeitgedächtnisses", sagte Rabobank-Finanzanalyst Michael Every in einem Bloomberg-Interview. "Die Fundamentaldaten stinken", so Every in Hinblick auf die schwachen Konjunktur- und Unternehmensergebnisse, die derzeit aus China kommen.

"Man kann Fundamentaldaten zwar eine Weile ignorieren", räumt der Analyst ein. "Aber am Ende gewinnen sie immer. Außerdem sind Aktien immer noch deutlich überbewertet." Die turbulenten Zeiten an der Börse in Shanghai sind offenbar noch nicht vorbei.

Quelle: ntv.de, sla

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