Wirtschaft

Ein Dino macht vor, wie es geht SAP, Oracle und die Cloud

Manchmal sind Dinosaurier anpassungsfähiger als gedacht.

Manchmal sind Dinosaurier anpassungsfähiger als gedacht.

(Foto: dpa)

SAP, Oracle und etliche andere Softwarefirmen stellen ihr Geschäft zusehends auf Cloud-Computing um. Das gefällt zwar den Kunden, doch die Profitabilität leidet darunter. Wie ein Strategiewechsel gelingt, zeigt ein Branchen-Dino.

SAP
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Auf das tiefste Niveau seit Mitte 2012 ist die SAP-Aktie abgerutscht: Für den jüngsten Kursrückschlag hat gesenkte Prognose für den währungsbereinigten operativen Gewinn gesorgt. SAP erwartet für das Jahr 2014 nur 5,6 bis 5,8 Milliarden Euro. Grund ist der verstärkte Ausbau des Cloud-Geschäfts. Hier bezahlen die Kunden der Mietsoftware aus dem Internet monatlich einen vergleichsweise geringen Betrag, während das Lizenz-Geschäft zu einem relativ hohen Einmalpreis abgenommen wird. Das belastet kurz- und mittelfristig die Profitabilität von SAP, zumal deutlich mehr Kosten für den Betrieb der Rechenzentren anfallen.

"SAP ist erfolgreich in der Cloud, die Wachstumsdynamik nimmt zu – das geht zu Lasten der Marge, denn das Lizenz-Geschäft wird kannibalisiert", sagte Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Anfang des Jahres hatten die Walldorfer wegen der Expansion in die Cloud das Ziel einer operativen Marge von 35 Prozent für den Konzern von 2015 auf 2017 verschoben. Neben der Gewinnwarnung leidet die Aktie von SAP wie der etlicher anderer Softwarefirmen unter den Sorgen der Investoren, dass sich viele Firmenkunden wegen der Eintrübung der Weltwirtschaft mit Investitionen in Softwareprojekte deutlich zurückhalten könnten. Bei dem einstigen Vorzeige-Unternehmen werden zum ersten Mal in der Historie betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen.

Oracle wächst nur langsam

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Wie sehr die Branche unter dem Umstieg in die Cloud leidet, hatten zuvor bereits die Ergebnisse von Oracle gezeigt. Im ersten Quartal der Berichtsperiode 2014/15, das im August endete, stieg der Umsatz um lediglich 2,7 Prozent und lag damit unter den Erwartungen der Analysten. Nun müssen die beiden neuen Co-Vorstandschefs Mark Hurd und Safra Catz für neuen Schwung sorgen.

Experten erwarten, dass der Top-Verkäufer Hurd seine Qualitäten und zahllosen Präsentationen bei Kunden nutzen wird, um das Geschäft von Oracle anzukurbeln. Immerhin hatte Hurd seine Qualitäten als Ex-Vorstandschef von Hewlett-Packard eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Während Hurd das Gesicht von Oracle nach außen ist, bleibt die bisherige Finanzchefin Catz lieber die Ansprechpartnerin nach innen und zieht von dort aus die Fäden, wie etwa bei der Akquisitionsstrategie des Unternehmens.

Microsoft oben auf

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Im Gegensatz zu den Aktien von SAP und Oracle ist diejenige von Microsoft auf dem Weg zum höchsten Niveau seit dem Jahr 2000. Investoren entdecken den Dino neu und setzen auf eine erfolgreiche Restrukturierung durch Vorstandschef Satya Nadella. Die jüngsten Quartalsergebnisse zeigen, dass der Firmenlenker auf dem richtigen Weg ist. So läuft das Geschäft mit Azure, Microsoft’s Cloud-Plattform, ebenso erfreulich wie der Verkauf von Office-Software über das Internet. Im ersten Quartal des Fiskaljahres 2014/15, das im September endete, stand bei dem Konzern ein Umsatzplus von satten 25 Prozent auf 23,2 Milliarden Dollar zu Buche. Nadella setzt auf das Geschäft mit Web-basierter Software und mit mobilen Geräten. Ganz ohne Kostenanpassungen kommt aber auch Microsoft nicht aus. Der Konzern baut 18.000 Arbeitsplätze ab, hauptsächlich bei der Handy-Tochter Nokia. Dem Konzern kommt zugute, dass die Unternehmen verstärkt ihre Software upgraden. Zudem belebt sich allmählich die PC-Nachfrage bei den Konsumenten.

Investoren wird zunehmend klar, dass die vielumjubelte Umstellung auf das Cloud-Geschäft die Margen vieler Softwarefirmen kurz- und mittelfristig belasten wird. Hinzu kommen die Sorgen, dass bei einer weiteren Eintrübung der Weltwirtschaft die Firmenkunden von SAP & Co. sich mit Investitionen in Software zurückhalten könnten. In dem Umfeld ist der Dinosaurier der Softwarebranche, Microsoft, einer der wenigen Lichtblicke.

Quelle: ntv.de

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