Wirtschaft

Wieder im Fokus der Investoren Rumänien - Land im Aufbruch

Regenbogen über Bukarest

Regenbogen über Bukarest

(Foto: REUTERS)

Mit zunehmender Entspannung im Ukrainekonflikt rückt Osteuropa als Anlageregion wieder in den Fokus. Dabei sticht ein Land besonders hervor: Rumänien. Nach schwierigen Jahren geht’s hier wieder deutlich aufwärts.

In den vergangenen Monaten haben Investoren die Finger von Osteuropa gelassen – sie machten sich vor allem geopolitische Sorgen. Mit der Einigung über einen Waffenstillstand in der Ostukraine und der bisher gelungenen Umsetzung sinkt das Risiko für die Region. Sollte der Friedensprozess konsequent fortgeführt werden, bestünden tatsächlich Comeback-Chancen für die regionalen Aktienindizes.

Ein wichtiger Schritt wäre eine Annäherung zwischen Russland und dem Westen in der Sanktionsfrage. Viele europäische Länder nehmen durch die Sanktionsspirale erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Auch die USA brauchen Russland als Kooperationspartner in wichtigen geostrategischen Fragen zu Syrien und dem Iran. Nicht ohne Grund besuchte US-Außenminister John Kerry letzte Woche Russland. Im Juli wird über die Fortsetzung der Sanktionen entschieden. Es könnte zumindest ein politisches Signal ausgehen.

Am Aktienmarkt wird diese Entwicklung bereits diskontiert. Einige osteuropäische Leitindizes konnten ihre Lethargie bereits abstreifen. So kletterte beispielsweise der ungarische BUX-Index seit Mitte Januar um etwa 40 Prozent. Auch in Österreich ist Bewegung zu erkennen. Die Alpenrepublik wird aufgrund ihres starken Wirtschaftsengagements in Osteuropa als Wette auf diese Region wahrgenommen. Im Zuge dessen stieg der österreichische Leitindex ATX im gleichen Zeitraum um rund 24 Prozent.

Rumänen mit Nachholpotenzial

Ein weiteres Land das von der Entspannungspolitik profitieren könnte, ist Rumänien. Mit einer direkten Grenze zur Ukraine und dem möglichen Krisenland Moldawien wurde das geopolitische Risiko für viele Investoren im Ukrainekonflikt als hoch eingeschätzt. Entsprechend blieb man dem Land weitgehend fern. Auf Basis der Fundamentaldaten erscheint diese Haltung nicht gerechtfertigt. Zwar strömten mit dem EU-Beitritt 2007 hohe Direktinvestitionen in das Land und das Wachstum stieg selbst im Krisenjahr 2008 um 7,1 Prozent an, aber auf Boom folgte Bust. Im Folgejahr brach die Wirtschaft um 7,1 Prozent ein und auch 2010 grassierte eine Rezession. In den letzten beiden Jahren hat sich die Wirtschaft aber deutlich stabilisiert. 2013 zog das Wachstum um 3,2 Prozent an und im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hat ihre Prognose für das rumänische Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr von 2,8 auf 3,0 Prozent angehoben.

Strukturell ist Rumänien sehr stark von Europa abhängig. Rund 80 Prozent der Direktinvestitionen stammen aus Westeuropa und rund 71 Prozent der rumänischen Exporte gehen in europäische Länder. Eine Beilegung der Ukrainekrise und die beginnende Wirtschaftserholung in der Eurozone könnten neue Investitionen und verbesserte Absatzchancen ermöglichen. Betrachtet man den Binnenmarkt, so ist die Entwicklung geprägt von einem Zinssenkungszyklus der Notenbank. Diese hat den Leitzins  seit Juli 2013 von 5,25 auf aktuell 2,25 Prozent gesenkt und belebt dadurch die Kreditnachfrage. Damit einhergehend präsentiert sich der Konsum solide. Der private Verbrauch stieg 2014 um 3,8 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote ist zuletzt leicht auf 6,5 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig wertete durch die Zinssenkungen die rumänische Währung Leu (RON) ab, was den Export in den Euroraum stützt.

Spielraum für Impulse

Fiskalpolitisch können bei Bedarf konjunkturelle Anreize gesetzt werden. Die Staatsverschuldung liegt bei 40 Prozent des BIPs und das Haushaltsdefizit ist gering. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern erfüllt man die Maastricht-Kriterien. Ein wesentlicher Aspekt ist die Bekämpfung der Korruption und der Umbau der ineffizienten Verwaltung. Der im Dezember gewählte deutsch-stämmige Präsident Klaus Johannis hat hier bereits erste Akzente gesetzt und steht für eine klare Westintegration. Seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge als Bürgermeister in Hermannstadt/Sibiu sprechen für sich. In der Stadt haben sich über 800 deutsche Firmen angesiedelt und die Korruption ist beseitigt. Es herrscht Vollbeschäftigung. Wenn er es schafft, dieses Erfolgsmodell auf das gesamte Land zu übertragen, dürfte Rumänien zukünftig prosperieren.  

Index mit erfolgreicher Bodenbildung

Auch der rumänische Leitindex ROTX trägt dieser Entwicklung Rechnung und befindet sich in einer interessanten Ausgangslage. Im Jahr 2007 erzielte der ROTX bei 21.712 Punkten das bisherige Rekordhoch und wurde von der "Boom-Bust-Bewegung" der Wirtschaft nicht verschont. Bis 2009 implodierten die Notierungen um etwa 90 Prozent. Seitdem fristete der Index ein Schattendasein und verlief nach einer Erholungsphase volatil seitwärts. Im Jahr 2011 begann eine Bodenbildung, die im April erfolgreich nach oben aufgelöst wurde. Auch der Index vermittelt risikobereiten Anlegern eine Aufbruchstimmung.

Quelle: ntv.de

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